August 26

budapest

fünf tage in budapest, im lebendigen pest, östlich der donau mit dem zentrum der stadt, parlament, museen und jüdischem viertel, dem beschaulicheren buda, westlich der donau mit burg, rudas bad, gellért berg, therme und hotel und etwas ausserhalb dem memento park mit den historischen denkmälern des realen sozialismus.

_MG_8391   _MG_8552

_MG_8576   _MG_8608

_MG_8640   _MG_8681

_MG_8872   _MG_8875

_MG_8904   _MG_8935

_MG_9104   _MG_9105

_MG_9368   _MG_9379   _MG_9393

_MG_9599   _MG_9635

_MG_9869   _MG_9682

alle bilder aus budapest bei flickr >>

am dienstag nachmittag komme ich mit dem railjet aus wien am budapester ostbahnhof keleti pályaudvar an. nach den fünf sommer-sonnen-tagen in wien ist es jetzt etwas bedeckt, aber es gibt noch lücken zwischen den wolken. der ostbahnhof ist noch ein klassischer kopfbahnhof ohne von glas und marmor geprägte einkaufswelt wie in vielen bahnhöfen westeuropas heute.

mit dem besuch in budapest starte ich die erkundung der osteuropäischen metropolen, nachdem ich mit wien eine der letzten westeuropäische hauptstädte besucht habe, die ich noch nicht kannte. wobei wien geografisch eigentlich auch schon im osten des kontinents liegt 😉

ich besorge mir in einer bank ungarische forint, mittlerweile auch etwas ungewohnt mit einer fremden währung umzugehen nachdem meine bisherigen ziele in europa immer immer im „euroland“ lagen. ich fahre mit der metro zum szent gellért tér zum meinem hotel, dem alt-ehrwürdigen hotel gellért direkt bei der gleichnahmigen therme.

das hotel wirke wie aus einem alten hollywood film kopiert und tatsächlich finden gerade bei meiner ankunft auch filmaufnahmen vor und im hotel statt. das innen wie aussen im jugendstil gestaltete haus hat eine ganz eigene atmosphere. überall sofa’s, teppichboden, mehrere restaurants, jugendstil-treppenhäuser und fenster, … und mein einzelzimmer ist eine kleine suite mit eigenem flur zum bad mit badewanne, klo und einem salon mit sesseln und balkon mit blick auf die therme und anschließendem schlafzimmer. dabei war das hotel nur unwesentlich teuerer als budget-angebote im zentrum von pest.

die gellért therme teilt sich mit dem hotel das gebäude, hat aber einen anderen betreiber. man kommt aus dem ersten stock des hotels aber direkt in die therme und zahlt nur den halben preis (2650 forint, entspricht etwa 8,80 euro).

nach meiner erkundungstour durch hotel und eingangshalle der therme bleibe ich am abend auf der terasse des hotel restaurants im ersten stock mit blick auf die freiheitsbrücke über die donau, wo ich in den nächsten tagen auch in der sonne das üppige frühstück geniesse.

am mittwoch laufe ich noch einmal um das gelände mit den aussenanlagen der therme mit kleinem wellenbad herum und dann zur kirche im felsen am gellért berg mit blick auf die freiheitsbrücke. leider knicke ich hier mit dem fuß um und der fuß schwillt mit gedehnten bändern an. da ich noch beim hotel bin mache ich nochmal pause um kühlen in der badewanne bevor ich zur weiteren tour durch die stadt aufbreche.

an der freiheitsbrücke gibt es eine station der molbubi bikes, einem ähnlichen fahrradverleihsystem wie in wien. aber heute will ich erstmal zu fuß die innenstadt auf der ostseite der donau in pest erkunden. über die freiheitsbrücke mit grandiosem blick auf den gellért berg und die burg lauf ich zum fövám tér auf der anderen seite der freiheitsbrücke und von dort durch die einkaufsstraße váci utca ins zentrum bis zum ferenciek tere. hier soll es in den pariser höfen sehr schöne innenhöfe geben, aber leider ist das gebäude neben dem budda-bar hotel mit einer großen baustelle eingezäunt.

ich laufe ein stück zurück zum egyetem tér, dem universitätsplatz wo ich in einem der netten café’s eine pause einlege. weiter geht es dann zum kálvin tér vom dem aus zwei kleine straßen mit vielen weiteren restaurants und cafés abgehen, die ráday utca und die barros utca.

von hier aus geht es über den kleinen ring, der sich um die pester innenstadt zieht, vorbei am nationalmuseum und der italienischen botschaft in das ehem. jüdische viertel mit synagoge, raoul-wallenberg gedenkpark und shoah holocaust museum. die synagoge steht am herzl tivadar tér wo auch das geburtshaus von herzl stand. auf dem gelände ist auch der gedenkpark mit skulptur „baum des lebens“ von imre varga für raoul wallenberg. der schwedische diplomat versuchte 1944/45, nach der besatzung ungarns durch die deutschen faschisten, möglichst viele ungarische jüdinnen und juden zu rette indem „schutzpässe“ im nahmen seiner regierung ausstellte und menschen in schutzhäusern versteckte.

von hier aus gehe ich durch einige gassen höfe mit diversen kneipen (gozsdu udvar) zum zentralen platz der stadt, dem deák ferenc tér. auf dem angrenzenden erzsébet tér gibt es sogar ein riesenrad und auf der rückwärtigen mauer eines cafés in der mitte des parkartigen platzes einige grafitties.

von hier aus geht es ein stück weiter durch die einkaufsstraßen wieder herunter zur donau, vorbei an der pester redoute (pesti vigadó) zur kettenbrücke. mit dem überqueren der donau an der kettenbrücke mit ausblick auf das parlament am pester donausufer im norden beende ich meinen heutigen rundgang durch pest und nehme auf der anderen donauseite die straßenbahn, die mich am donauufer entlang zurück zum hotel gellért bringt, wo das filmteam jetzt in der lobby zu gange ist.

den späten nachmittag verbringe ich dann noch in der gellért therme wellenbad, der finnischen und der dampfsauna und in den bis zu 40° warmen thermalbecken.

am donnerstag starte ich dann die erkundung der stadt mit dem fahrrad, was nicht ganz ohne komplikationen geschieht. später lese ich auf tripadvisor diverse eher kritische kommentare zum molbubi bike system, wobei die meisten probleme eher auf fehler der betroffenen zurückzuführen sind. anders als in wien muss man hier vor der ausleihe von rädern ein ticket erwerben, ich nehme eines für 1000 forint (ca. 3,30 euro) für drei tage. das ist aber nicht der mietpreis sondern nur die berechtigung fahräder zu leihen. wenn man ein fahrrad ausleiht, sind die ersten 30 minuten gratis, danach kosten weitere 30 minuten erst 500 und nach einigert zeit 1000 forint. so kommen hohe kosten zustande, wenn man denkt, mit dem 72-stunden-ticket könne man auch 72 stunden ein fahrrad nutzen. allerdings kann man nach 30 minuten das fahrrad an einer station zurückgeben und direkt wieder ausleihen, so bleibt es auch länger bei den 30 gratis minuten.

soweit war mir das system, das ja im grunde ähnlich wie in wien oder paris funktioniert, schon klar. trotzdem klappte die registrierung an den terminals mit meiner kreditkarte erstmal nicht. nicht an der station direkt beim gellért hotel und auch nicht auf der anderen seite der donau am fövám tér. es klappt dann auf der webseite und danach klappt auch die entleihe des fahrrades. später habe ich noch ein bis zwei mal probleme mit der entleihe weil nach der eingabe meiner zugangsdaten am fahrrad das schloss nicht aufgeht bzw. die öffnung nicht angezeigt wird. einmal schaffe ich es erst mit hilfe der hotline. danach weiss ich, dass man ggf. trotz fehlender anzeige einfach versuchen muss, das rad herauszuheben.

insgesamt habe ich am ende in den drei tagen nur die 1000 forint für das ticket und zweimal 500 forint für einstündiges ausleihen bezahlt, also insgesamt ca. 6,60 für recht umfangreiche fahrradstrecken an drei tagen. alles in allem ganz ok. allerdings wird beim kauf des tickets eine kaution von gut 80 euro geblockt und es gibt auf tripadvisor auch berichte, dass es mit der rückzahlung der kaution nicht geklappt hätte. das bleibt also abzuwarten.

nachdem es endlich geklappt hat mit dem fahrrad, fahre ich am pester donauufer entlang zur kettenbrücke. heute will ich eigentlich auf die burg und die buda-seite der donau. aber da am morgen die sonne noch etwas auf burg und buda scheint, fahre ich auf der anderen donauseite entlang und geniesse den blick.

über die kettenbrücke geht es dann zurück auf die westseite der donau und unterhalb der burg entlang zurück bis zur elisabeth brücke wo ich das fahrrad wieder abgebe.

von hier aus geht es zu fuß weiter durch den burggarten hinauf zur burg, von wo aus ich dann den tollen ausblick auf donau und pest im osten geniesse.

von der zahnradbahn die von der kettenbrücke hinauf zur burg fährt laufe ich dann in die bürgerstadt nördlich der burg. ziemlich überlaufen ist der zentrale platz rund um die matthiaskriche, aber ein paar ecken weiter ist es recht beschaulich und ruhig zwischen den repräsentativen bürgerhäusern. in diesem viertel residiert auch die deutsch botschaft.

nach dem rundgang durch die bürgerstadt komme ich wieder zur matthiaskirche und der östlich davon gelegenen fischerbastei. wieder ein tourist*innenmagnet den ich über einen weg durch die mauer nach unten in den teil von buda zwischen der bürgerstadt auf dem hügel und der donau wieder verlasse.

unten an der donau fällt wieder der blick auf das gigantische parlament und ich leihe mir erneut ein fahrrad und fahre an der donau entlang zum rudas bad, einem weiteren thermalbad im nordosten des gellért bergs, wo ich noch ein paar stunden in saunen und orientalischen thermalbecken unter einer von acht säulen getragenen sternenkuppel verbringe.

am abend erkunde ich noch die teilweise alternativ wirkenden kneipen an der bartók béla út, die vom hotel gellért weiter nach südwesten richtung újbuda (neu-buda) führt und trinke wein im café hadik. das kaffeehaus hadik an dieser stelle soll auch in den 20er jahren ein angesagter literat*innentreff gewesen sein.

am freitag fahre ich zunächst mit der strassenbahn in den vorort kelenföld und von dort mit dem bus durch eine teilweise schon ländliche umgebung zum memento park. hier wurden die vielen denkmäler des realen sozialismus ausgestellt, die an ihren originalen orten nicht mehr stehen durften – im gegensatz zu den denkmälern mittelalterlicher kriegsherren.

und so führt der weg im park mich vorbei an marx, engels und lenin, an ungarischen kommunisten wie béla kun, jenö landler und tibos szamuely, an denkmälern der befreiung, der arbeiterbewegung, der internationalen brigaden, der räterepublik und der sowjetisch-ungarischen freundschaft. es ist ein interessanter gang durch die geschichte im memento park.

auf der rückfahrt nehme ich ab kelenföld vasútállomás die metro, die mich schnell zurück zum hotel gellért bringt, von wo aus ich zu fuß auf den kleinen gellért berg steige. im mittelalter galt der berg als hexentreffpunkt und wurde auf deutsch blocksberg genannt. bis ins 18. jahrhundert gab es hier sogar hexenprozesse.

heute führen schön verschlungene wege auf die spitze des berges, die immer wieder einen malerischen blick auf die donau, die stadt und die burg freigeben. oben auf dem berg neben einer zitadelle steht die markante und weithin zu sehende freiheitsstatue zum gedenken an die befreiung von krieg und faschismus. neben der frau mit palmenzweig auf der spitze der säule und den beiden etwas mystischen randfiguren stand in der mitte ein schwer bewaffneter rotarmist mit fahne, der nach dem fall des sozialistischen regimes in ungarn aber in den memento park umgesiedelt wurde (bild 9348).

ich steige auf der nordseite des gellért berges wieder herab, vorbei am denkmal des bischof gellért nach dem der berg, die therme und das hotel benannt sind.

an der elisabeth brücke nehme ich mir wieder ein rad – hier funktioniert es tatsächlich erst nach ca. 10 minuten telefonunterstützung der hotline – und fahre am donauufer entlang nach norden bis zur margaretenbrücke, wo ich wieder auf die pester-donauseite wechsele und am parlament vorbei in die leopoldstadt fahre. von nahem ist der parlamentsbau noch gigantischer als aus der ferne. während auf der nordseite ein eher martialisches denkmal des nationalistischen graf istván tisza, der ungarn 1914 in den ersten weltkrieg führte, steht – das denkmal wurde wiedererrichtet und von viktor orbán persönlich eingeweiht – finden sich südlich des parlaments filigranere kleine bronzestatuen, z.b. von imre nagy auf einer brücke, der als ministerpräsident 1956 den austritt aus dem warschauer pakt erklärte und ungarn zu einem neutralen land machen wollte, der am vértanúk tere über die brücke quasi in eine neue zeit hinüberschreitet. oder am donauufer die statue des dichters attila józsef.

ein stück weiter symbolisiren schaue von gyuka pauer am donauufer die jüdischen budapester, die im winter 1944/45 von den pfeilkreuz-faschisten – der ungarischen variante der faschistischen herrscher – erschossen wurden.

mit dem fahrrad geht es weiter am pester donauufer entlang zum hotel und am abend dann nochmal zurück nach pest zur ráday utca, wo gerade ein strassenfest, das bakátsfeszt die straße noch mehr belebt.

am samstag ist der himmel teilweise bewölkt, das ende des super-sonnen-sommers scheint sich in budapest anzukündigen. ich fahre mit dem fahrrad zur prachtstrasse andrássy út, die vom deák ferenc tér nach nordosten richtung heldenplatz und stadtwäldchen führt. am oktogon lasse gebe ich das fahrrad erstmal wieder ab und laufe zurück zum liszt ferenc tér, einem weitern platz mit cafés und restaurants und einem kleinen park in der mitte. am eingang des platzes an der andrássy út steht ein denkmal des dichters ady endre der zu beginn des 20. jahrhunderts in seinen gedichten auch sozialpolitische probleme ungarns entlarven wollte. in der mitte zwischen bäumen und sträuchern dann eine statue eines etwas zerzausten franz liszt.

zwei strassen weiter in der nagymezó utca komme ich zum robert capa zentrum für zeitgenössische fotografie. ich schaue mir die ausstellung von fotografieen robert capa’s an der sich schon früh in seiner jugend zu beginn des 20. jahrhunderts in budapest im linken spektrum engagierte und später ein berühmter kriegsfotograf im spanischen bürgerkrieg, in china, im zweiten weltkrieg und später in indochina. ausserdem wird im café gerade das projekt „Transition Zone“ von zsófia pályi gezeigt, dass im letzten sommer den károly hemzö preis gewonnen hat. pályi bschäftigt sich mit dem charakter ungarns als durchgangsstation für flüchtlinge mit bildern von kleidung, schuhen, hosen, menschen die auf einem feld müll einsammeln, fussspuren im sand und portraits mit betroffenen aus dem iran, marokko, tibet und afghanistan.

von hier aus laufe ich die andrássy út weiter nach nordosten bis zum haus des terrors, dem ehemaligen hauptquartier der geheimpolizei in dem am ende des zweiten weltkriegs die ungarischen faschisten, die pfeilkreuzler ihre opfer folterten und wo später die stalinistische staatssicherheit ihr hauptquartier einrichtete. auch wenn die ausstellung mit den ungarischen faschisten beginnt, so liegt der schwerpunkt doch auf der stalinistischen zeit. besonders eindrucksvoll ist der keller mit einer rekonstruktion der zellen wie einer wasserzelle in der menschen tagelang in knietiefen kalten wasser ausharren mussten, einer dunkelzelle mit nur einem meter höhe, einem nur 50 cm tiefen karzer …

vom haus des terrors fahre ich wieder mit dem rad weiter bis zum heldenplatz am ende der andrássy út mit dem millenniumsdenkmal wo auf einer 36 meter hohen säule der erzengel gabriel dargestellt ist. das denkmal sollte 1896 die tausendjährige geschichte der magyaren in ungarn glorifizieren. am heldenplatz liegen auch das große museum der bildenden künste und die kunsthalle (die auch im ungarischen so genannt wird), aber zum einen habe ich erstmal genug museen hinter mir und zum anderen will ich auch zum abschluss nochmal ins thermalbad. daher mache ich nur noch mit dem fahrrad eine runde durch das stadtwäldchen.

im stadtwäldchen steht die vajdahunyad-burg, eine ursprünglich nur aus holz errichtete kulisse unterschiedlicher ungarischer baustile für die millenniumsausstellung 1896. da das modell so gut ankam, wurde es dann 1901 dauerhaft in stein gebaut und ist heute quasi ein naherholungsgebiet. ebenso wie das szécheeniy heilbad im stadtwäldchen.

auf dem rückweg fahre ich dann noch auf dem äußeren ring an weiteren prachtbauten wie dem new york palace und der markthalle am fövám tér vorbei zurück zum hotel und verbringe noch drei stunden zur entspannung im thermalbad.

am sonntag muss ich dann schon früh aufbrechen, da mein flug nach athen um 10 uhr morgens startet. aber der abschied fällt nicht so schwer, denn budapest präsentiert sich am morgen mit regen und ich komme gerade mal so einigermaßen trocken zum flughafen, wo ich auf der aussichtsteresse noch ein foto’s aus der geschichte des flughafens ansehe. später geht es von athen dann noch weiter nach chania auf kreta.

Flughafen Budapest



thomas molck

Veröffentlicht26. August 2018 von xthomas in Kategorie "hu budapest

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What is 9 + 10 ?
Please leave these two fields as-is:
IMPORTANT! To be able to proceed, you need to solve the following simple math (so we know that you are a human) :-)