August 31

madrid del arte y la manifestación

am montag und dienstag besuche ich vor allem museen, ausstellungen und kulturzentren, von denen es in madrid etliche gibt. im grunde liegt einem in der kunst hier die ganze moderne zu füssen und auch gibt es viele spannende aktuelle aktivitäten. wie es in der kunst der moderne immer wieder auch politische auseinandersetzung gibt, so findet diese in spanien, auch aufgrund der geplanten ´schuldenbremse´ in der verfassung gerade auch vermehrt auf der straße statt. während ich von der großen demonstration am sonntag nicht mitbekommen habe, gerate ich dienstag eher züfällig in eine kleine demo in der nähe des parlaments.

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alle bilder von madrid bei flickr >>

am montag starte ich mit der metro nochmal nach chueca zu einem bummel durch das viertel und von dort fahre ich weiter mit der metro nach salamanca. ein etwas gehobenerer stadtteil nördlich der innenstadt in dem auch die teuren modeläden, entsprechende appartements und büros zu finden sind. hier gibt es in der fundación juan march eine ausstellung eines portfolios zum 90. geburtstages des galeristen und kunsthändler leo castelli. sie ist für mich aber letztlich nicht so spannend, wie die webseite vermuten liess. ein paar häuser weiter renoviert abercrombie and fitch gerade ihre fassade hinter einem coolen bauzaun (bilder 4554, 4555).

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ich fahre mit der metro weiter zur station ibiza um von dort in den großen stadtpark im osten der innenstadt, den parque del retiro zu gehen. der park hat in der mitte einen see zum rudern und viele kleine paläste. im palacio de cristal gibt es eine interessante installation von maja bajevic „To Be Continued“. politische und ökonomische slogans werden in einer von vendim zlatar komponierten soundinstallation gesprochen und im raum gibt es in der mitte ein monument mit drei bildschirmen und einer rutsche. teil des projektes was auch eine performance, in der die scheiben mit staub versehen wurden und slogans auf sie geschrieben wurden. (bilder 4557 … 4573).

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der palacio de cristal wird vom centro de arte reina sofia betreut, wohin ich nun – mit einem kurzen abstecher zum caixa forum – auch quer durch den park weiter ziehe. das caixa forum spare ich mir für morgen auf um den rest des tages im centro de arte reina sofia zu verbringen.

das centro de arte reina sofia mit seiner abweisenden kasernenarchitektur, die durch die gläsernen außenaufzüge und den modernen anbau wieder aufgelockert wird, bietet eine beeindruckende kollektion moderner kunst von des letzten jahrhunderts bis ’68. (bilder 4600, 4604, 4605, 4464)

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dabei sind die säle jeweils mit bestimmten themen bezeichnet die cronologisch der kunstentwicklung folgen und oft jeweils verschiedene kunstgattungen kombinieren, wie zum beispiel bilder, zeichnungen, skulpturen, audiotracks und videos.

im saal 202 „words of freedom – surrealism and magnetic fields“ zum beispiel höre ich „Fmsbw“ von raul hausmann (1918) und die „Ursonate“ von kurt schwitters (1922-32), die hier einen guten akustischen rahmen für zeichnungen und bilder von schwitters und francis picabia bilden.

surrealismus ist ein großer schwerpunkt der permanenten ausstellung „La irrupción del siglo XX: utopías z conflictos (1900-1945)“, zum beispiel mit vielen werken von salvador dalí­ und filmen von louis buñel wie z.b. „Un Cien andalou“. das paßt gut zusammen, denn die beiben haben zeitweise auch in madrid zusammen gewohnt und studiert.

auf den flügel mit den verschiedenen faccetten des surrealismus folgt der flügel des krieges und der diktatur mit pablo picassos „Guernica“ im mittelpunkt und vielen bildern die im dienste der politischen agitation und propaganda stehen. auf der seite des freiheitskampfes noch optimistisch, wie auf dem plakat „¡No Pasaran! Julio 1936 / Juli 1937 ¡Pasaremos!“ von ramón puyol 1937.

der zweite teil der permanenten kollektion „¿La guerra ha terminado? Arte en un mundo dividido (1945-1968)“ zwei etagen höher umfaßt dann die zeit nach dem zeiten weltkrieg bis 1968. sie beginnt mit der auseinandersetzung mit dem faschismus, wenn neben picassos „Trais têtes de mouston“ von 1939 aloin resnais“Nuit et brouillard“ aus dem jahr 1955 laüft. an diesen film, in der deutschen fassung „Nacht und Nebel“, erinnere ich mich noch aus meiner schulzeit. und dazu hört man aus dem nebenraum worte von antonin artaud aus der aufnahme „To have done with the judgement of God“ von 1947.

insgesamt wirken die bilder in den folgenden räumen, wie im saal 406 „Spanish Art of the 1950s and it´s international pojection“ eher düster und nicht so experimentell und verspielt, wie es die moderne kunst vor dem krieg geprägt hat. farbe kommt wieder im saal 409 „North america and the reinvention of modernity“ ins spiel.

und mit „Estampa Popular“ im saal 414 auch wieder politische kunst noch aus der zeit der diktatur, wo künstler wie jose antonio alcacer mit einer comicartigen radierung „El cartel del crimen“ 1964 die folter anprangert.

picassos bilder wirken in dieser zeit weicher, miró wird abstrakter. „Degree Zero of Painting“ heißt das im saal 419. es folgen neue einbrüche ende der 60er jahre mit den situationisten und politischen postern zum mai 1968 in paris, mit denen diese kollektion endet.

die verbleibende zeit, bis das museeum um 21 uhr schließt, verbringe mit einem kurzen besuch der temporären ausstellung von wo mich besonders der raum „Ttéla“ in der ausstellung „Magnetized Space“ von lygia pape beeindruckt. wände, boden und decke sind schwarz und in der mitte bilden von der decke zum boden gespannte goldene fäden saülen im raum.

durch huertas, das „literatenviertel“ laufe ich zurück, aber das angebot in den vielen „Cerveceria“ sagt mir nicht so richtig zu, am ende esse ich nahe beim hostel auf dem plaza tirso de molina.

am dienstag starte ich dann nochmal zum um bilder zu machen, solange die sonne noch im osten steht. auf dem vorplatz des unter der skulptur von alberto sanchez „El pueblo español tiene una camino que conducea una estrella“ (1937) wird hier gerade ein film gedreht (bilder 4627 … 4633).

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dann fahre ich mit dem bus zur plaza de la cibeles (4650) um im nahegelegenen circulo de bellas artes nochmal auf die dachterasse zu fahren. mit etwas mehr ruhe als beim ersten mal schaue ich mir die fotos der studierenden der escuela superior de comunicación, imagen y sonido an, die hier eine open air ausstellung bilden und lasse meinen blick nochmal über die stadt schweifen (4655 … 4670).

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ausserdem besuche ich hier die ausstellung mit fotos von cristina garcí­a rodero „TRANSTEMPO“. große kontrastreiche schwarz-weiss-fotos von menschen in besonderen situationen wie beerdigungen, karneval, ausgelassene feiern. danach verlasse ich den circulo de bellas artes beim theater uns laufe über die calle de alcalá zurück zum plaza de la cibeles, zur casa américa (4677 … 4682).

in der casa américa gibt es gleich zwei kleine ausstellungen, eine mit fotos von besucher_innen des louvre von alécio de andrade und eine mit historischen fotos aus panama von carlos endara.

dann fahre ich zwei stationen mit dem bus den paseo del prado entlang zur plaza cánovas del castillo. ein paar hundert meter vom parlament entfernt findet hier gerade eine kleine demo gegen die verankerung der ´schuldenbremse´ in der spanischen verfassung statt. schon sonntag gab es hier in madrid, in barcelona und in anderen städten größere demos von denen ich allerdings nicht mitbekommen habe (4685 … 4718).

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nachdem ich eine zeitlang bei der demo geblieben war ging es dann bewzeichnenderweise weiter in das gleich danebenliegende El Museo de arte Thyssen-Bornemisza, dass ich mir vor allem wegen der hier ausgestellten expressionist_innen vorgenommen hatte. die gefallen mir vor allem dann, wenn sie chaotisch werden, so wie ludwig meidners „Eckhaus (Villa Kochmann, Dresden) von 1913 wo die kreuz und quer verlaufenden dunkelblauen fassaden an die kulissen des films metropolis erinnern. gleich daneben hängt das bild „Metropolis“ von george grosz (1916-1917) in dem in dunkelroten tönen die grossstadt mit einem großen hotel, einem kino, einem café und menschen die eilig in alle richtungen strömen dargestellt wird.

interessant sind auch die bilder der russischen avantgarde, wie mivhail larionov der in „Der Bäcker“ (1909) den bäcker, der vor einem heissen ofen mit groben händen das brot formt zeigt. tatiana gleboua verbindet in „Gefängnis“ (1927) surreale und expressionistische elemente.

am ende beeindruckt nochmal robert rauschenbergs „Express“ (1963), ein schwarzes bild mit abstrakten strukturen und menschen, tänzern, bergsteigern, männern im café, reiter, ein bild von einer alten brücke in der stadt unten links und mit einem roten rechteck oben, in dem das licht in der struktur der ölfarbe reflektiert. ein eindruck, den es so nur im museeum gibt.

ich laufe weiter den paseo del prado entlang, vorbei am museo del prado, dem großen kunstmuseum älterer werke (4724) und komme wieder zum caixa forum. diesmal um auch die ausstellungen in diesem kulturzentrum zu besuchen, in denen es um die antike mexikanische stadt teotihuacan geht, um das erdbeben 2010 in haiti und um die architektur der revolution in der sowjetunion 1915 bis 1935. in der haiti ausstellung werden u.a. youtube videos vom beben gezeigt in einem raum, in der während des bebens auch der boden bebt. die sowjetische architektur paßt gut zu meinen streifzügen durch die kunst der moderne, die auch hier mit konstruktivistischen und futuristischen elementen ihren niederschlag gefunden hat (4644 … 4647).

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aber ich habe noch nicht genug und fahre noch mit der metro zum museo de escultura al aire libre de la castellana, paseo de la castellana ecke calle de juan bravo, einem öffenlichen freilichtmuseeum mit skulpturen unter einer brücke (4735 … 4743).

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mein letztes ziel ist schließlich das soziokulturelle zentrum matadero am anderen ende der stadt. wieder eine ganz andere atmosphere, eine eher einfache wohngegend im süden der stadt (4747) und auf der anderen seite des flusses liegt auch gleich eine trabantenstadt (4768, 4769).

dazwischen liegt das gelände mit einem park, einem glaspalast und verschiedenen kulturzentren (4762). im palacio de cristal de la arganzuela (4756, 4763) gibt es in vier großen gewächshäusern tropische, subtropische und wüstenzonen umsonst für alle.

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im centro cultural casa del reloj (4765) gibt es kulturelle kursangebote und politische gruppen sowie in einem nebengebäude die compañía nacional de danza. und daneben liegt dann das zentrum matadero mit einem ausstellungsraum „Intermediã“ mit interaktiven installationen, videos und anderen objekten (4772 … 4775). auch hier gibt es kurse und andere aktivitäten und theateraufführungen in den naves del español (4777, 4779).

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die szenenbilder mit englischen beschriftungen zu den inszenierungen „Hamlet“ und „La cãda de los dioses“ sind spannend und wenn es nicht in spanisch wäre, würe ich sofort in die aufführung gehen.

aber so beschließe ich den tag, fahre nochmal mit dem bus zurück nach lavapié und bereite mich darauf vor, morgen mit dem zug weiter nach barcelona zu fahren.



thomas molck

Veröffentlicht31. August 2011 von xthomas in Kategorie "es madrid

2 COMMENTS :

  1. By thomas (Beitrag Autor) on

    ja das ich nicht einfach, zumal mir der jornade fehlt. mit jornada war das eigentlich ganz cool, wenn ich sowieso in cafes gesessen habe auch zu schreiben. aber jetzt muss ich immer an pc’s. vor der naechsten reise muss ein netbook her !
    gruesse aus barcelona, thomas

    Antworten
  2. By dan (Beitrag Autor) on

    straffes Programm, herr molck, aber wie immer hört es sich sehr spannend an. frag mich woher du immer „on the „raod“ die zeit nimmst so dizipliniert „notizen“ zu machen 🙂

    viel spass in barcelona!

    Antworten

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