August 14

old jerusalem

ein abend und ein tag in der alten stadt jerusalem, spaziergänge durch die viertel, klagemauer, tempelberg, felsendom und grabeskirche sowie ein besuch des museums in der zitadelle am davidsturm füllen den abend und den tag.

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am sonntag abend machen wir noch einen längeren spaziergang durch die altstadt. in den gassen hintern dem damaskus tor schließen gerade die letzten händler ihre läden. wir laufen in die Sug Khan Ez Zeit, die früher ein teil der nord-süd-achse der altstadt war. die gasse ist die grenze zwischen dem arabischen viertel im osten und dem christlichen viertel im westen. sie ist zum größten teil vollständig überbaut so dass man das gefühl hat, durch eine altertümliche passage zu laufen. da fast alle läden jetzt geschlossen sind und die gasse auch nur spährlich beleuchtet ist, entsteht auch eine eigentümliche etwas düstere atmosphäre.

in der mitte der altstadt in muristan biegen wir nach westen ab, hier gibt es nicht mehr einen laden neben dem anderen, auch tagsüber ist es hier etwas ruhiger und die gassen sind zum himmel offen. auf der suche nach dem hiskia-teich nahe dem jaffa tor. wir laufen in den verwinkelten gassen im kreis um den ort, an dem der teich nach unseren karten sein sollte. aber wir finden ihn nicht. vermutlich ist es versteckt in den hinterhöfen.

so laufen wir auf der David, der west-ost-achse der altstadt wieder in die mitte und von dort auf der Cardo ins jüdische viertel. der Cardo ist eine teilweise restaurierte historische strasse mit sehr alten gemäuern.

hier ist die atmosphere wieder anders. während im arabischen viertel die läden meist wie eine garage einfach aus einem zur gasse offenen raum bestehen und die lebensmittel, trödel- und ramschartikel auf der gasse stehen, gibt es hier geschlossene läden mit schaufenstern in denen es schmuck, antiquitäten und nobelere ware zu kaufen gibt. und anstelle von kleinen ständen an denen fleichspieße und anderes gebraten werden gibt es hier restaurants.

wir kommen zur südlichen mauer der altstadt, von der man einen beeindruckenden blick auf den süden jerusalems hat. über ost-jerusalem steht der mond und wir bleiben eine weile auf der mauer sitzen, die hier zwischen dem zions tor und dem misttor nach aussen etwa 10 bis 12 meter tief herabfällt.

schließlich gehen wir von hier aus zur klagemauer und von dort durch die El-Wad im arabischen viertel zurück zum damaskus tor. jetzt, in den leeren gassen ohne menschen und läden fällt mir erst auf, das jede noch so kleine gasse der altstadt mit videokameras überwacht ist. das muss ein riesiges überwachungszentrum sein, wo all dieser bilder zusammenkommen.

am montag breche ich schon sehr früh auf um wieder quer durch die altstadt zur klagemauer zu kommen und von dort auf den tempelberg. der tempelberg ist für nicht-moslems nur vormittags und keine kurze zeit am mittag geöffnet und die bekleidungsvorschriften sind hier sehr viel restriktiver als an der klagemauer.

der tempelberg nimmt etwa ein fünftel der altstadt ein und wenn man ihn von den belebten gassen kommend betritt hat man das gefühl, eine ganz andere welt zu betreten. es gibt keine geschäfte, nur große freie flächen, bäume, die al aqsa moschee und den felsendom.

es sind nur sehr wenig menschen unterwegs. anders als an der klagemauer, wo es gerade sehr belebt war, gibt es hier auch nur sehr wenig moslems die zum beten gekommen sind. es ist für sehr viele moslems aus palestina und aus anderen arabischen ländern auch gar nicht möglich, diesen für sie heiligen ort zu besuchen.

ein führer erklärt mir die bedeutung der al aqsa moschee, weil al aqsa bedeutet „fernster punkt“ und sie nach dem koran der fernste punkt von mekka war, den mohammed auf seiner nächtlichen reise erreichte, um dann vom heiligen felsen des felsendoms zum himmel aufzusteigen.

ich geniesse die ruhe auf dem tempelberg, laufe um den felsendom mit seiner die altstadt bestimmenden silbernen kuppel herum zum goldenen tor. ein von türken 1530 zugemauertes tor, um die nach jüdischer voraussage hier erwartete wiederkehr des messias zu verhindern. um ganz sicher zu gehen legten sie hinter dem tor noch einen friedhof an, da sie glaubten der messias würde niemals seine weg über fremde gräber bahnen.

nördlich des felsendomes komme ich noch am geisterdom (Qubbet el-Arwah) vorbei, wo sich nach muslemischen glauben nachts die seelen muslemischer heiliger an der stelle versammeln, an der mohammed mit den propheten gesprochen haben soll.

ich verlasse den tempelberg im norden und gehe durch das arabische viertel zum herodes tor, durch das jesus zum palast des herodes geführt worden sein soll. dort verlasse ich die altstadt und gehe ausserhalb der mauer zurück zum damaskus tor.

in dieser gegend gibt es sehr viele polizisten, die viele arabisch aussehende junge männer kontrollieren. das damaskus tor ist nahe der grenze zwischen ost- und west-jerusalem.

im hostel treffe ich merit und wir brechen auf zum davidsturm beim jaffa tor. wir laufen aussen an der mauer entlang und als wir am jaffa tor wieder die altstadt betreten lassen wir uns von einem armenischen händler in seinen laden locken. er betont immer wieder, das wir nichts kaufen müssten und dass seine einladung nur eine freundschaftliche geste sei. er läd uns zu kaffee oder tee ein und betont immer wieder, wie nett die deutschen doch seien. er würde uns auch besonders gute preise machen, denn er wüsste, dass die deutschen nicht so reich wären, aber reich im herzen seien.

er fragt nach unseren vorlieben und bietet mir eine beduinen-halskette für männer und merit ein handgearbeitetes beduinen tuch. es ist schwer, das gespräch zu beenden ohne unfreundlich zu werden. immer wieder fallen ihm neue fragen ein um das gespräch fortzuführen. am ende kauft merit das tuch für 200 schekel.

danach besuchen wir das museeum in der zitadelle am davidsturm. das museeum ist sehr interessant gestaltete, es gibt verschiedene wege über die ruinen in denen sich bauwerke der letzten 3000 jahre finden.

man kann oben auf die türme und mauern steigen, teilweise mit einem großartigen blick auf die altstadt sowie auf ost- und westjerusalem, man kann unten durch archäologische ausgrabungen mit modernen kunstobjekten laufen und in den erhaltenen räumen der festung gibt es filme und eine ausstellung zur geschichte jerusalems. dabei gibt es in jeder abteilung ein zinnmodell der stadt in der jeweiligen zeit.

später gehen wir wieder durch das christliche viertel zur grabeskirche. diese kirche ist auch innen so verwinkelt und unübersichtlich über mehrere etagen wie die altstadt draussen.

wir besuchen die stelle, an der jesus begraben sein soll, ein sehr kleiner raum, erreichbar nur durch einen knapp 1,5 meter hohen durchgang in einer kleinen kapelle mitten in einer großen kuppelhalle.

über eine kleine treppe erreichen wir den golgata felsen, wo jesus gekreuzigt worden sein soll. direkt darunter befindet sich die adamskapelle. dort wurde ein schädel gefunden und als schädel adams bezeichnet. hinter glas ist ein stück fels zu sehen, über den das blut von jesus auf den schädel adams geflossen sein soll was diesen von der sünde im pardies gereinigt habe.

derart mit christlicher geschichte überflutet können wir nicht anders, als den als jesus leidensweg über die via dolorosa (strasse der schmerzen) überlieferten weg, wenn auch in umgekehrter richtung zu gehen. dabei ist es gar nicht so einfach, den weg in den heutigen gassen zwischen den unzähligen kleinen läden zu finden, auch wenn die neun stationen des weges ausserhalb der grabeskirche immer mit einer zahl gekennzeichnet sind.

am ende sind wir wieder im arabischen viertel, verlassen die altstadt durch das herodes tor und kehren zurück zum hostel.



thomas molck

Veröffentlicht14. August 2006 von xthomas in Kategorie "il jerusalem

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