August 16

drags of jerusalem, yad vashem, oliven- und ölberg

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am montag abend besuchen wir den schwul-lesbischen club shushan, wo montags immer eine drag show stattfindet. dienstag besuche ich yad vashem und mittwoch vormittag laufe ich nochmal in den osten der altstadt auf den oliven- und ölberg in ost-jerusalem.

zur drag show im shushan hatten wir bereits letzten donnerstag einen workshop im daila, wo uns der initiator erzählte, wie er diese show langsam in jerusalem ethabliert hat. jetzt findet sie jeden montag statt wobei immer eine andere drag queen oder ein anderer drag king gastgeberIn ist.

im laufe des abends treten etwa zehn recht unterschiedliche kings und queens auf. die stimmung ist ausgelassen und das publikum angenehm gemischt. und wir treffen wieder auf einige andere queeruption teilnehmerInnen aus israel und anderen ländern. die shows gehen bis 2 uhr und danach brechen merit und ich gemeinsam einer queeruption-teilnehmerin aus new york wieder auf zu unserem hostel.

am dienstag breche ich am vormittag auf, um mit dem bus 99 nach yad vashem zu fahren. in diesem bus soll es besondere touristische hinweise geben und er soll vom jaffa tor direkt nach yad vashem fahren. an der bushaltestelle am jaffe tor warte ich etwa eine halbe stunde, aber der bus kommt nicht. schließlich nehme ich einfach den erstbesten stadtbus der nummer 20 und schaue wo er hinfährt.

er fährt die jaffa strasse hinauf, eine zentrale einkaufsstraße im zentrum der stadt, bis zum zentralen busbahnhof. dort steige ich aus, weil die bushaltestellen hier auch mit zielen in unserer schrift bezeichnet sind und ich so sicherer den richtigen bus finde. so komme ich mit dem bus nummer 17 in die nähe der gedenkstätte. einen direkten linienbus dorthin scheint es, abgesehen vom touristenbus 99 gar nicht zu geben.

so nähere ich mich der gedenkstätte zunächst von hinten und durchquere dabei eine kleinere gedenkstätte für die opfer des terrorismus von 1870 bis heute.

yad vashem ist ein großes areal mit museen, skulpturen, gedenkhalle, synagoge, bibliothek, archiv, institut, schule, … besucherInnen werden zunächst in das museeum geleitet, das architektonisch den berg durchdringt wobei die enden aus dem berg hervortreten.

die ausstellungsräume liegen unter der erde und sind in neun historische abschnitte vom beginn der judenverfolgung in nazi-deutschland über den krieg, die ghettos, die deportationen, die politik der alliierten, den jüdischen widerstand, die vernichtungslager und schließlich die rückkehr der überlebenden ins leben mit dem endpunkt israel.

„Die Ausstellung vermittelt den Holocaust aus der jüdischen Perspektive“, sagt die broschüre der gedenkstätte. das macht sie sehr beeindruckend, mit vielen sehr persönlichen perspektiven, video-interviews mit überlebenden, alltaggegenständen und dokumenten von opfern, bilder von opfern und tätern und erläuterungen.

was ich vermisse sind – wie so oft – politische grundlagen. wie konnte es dazu kommen und wie können wir verhindern, dass es je wieder soweit kommt? auf diese fragen gibt es keine einfachen gradlinigen antworten, die man geben kann wie diese ausstellung den historischen ablauf darstellt. auf diese fragen gibt es verschiedene antworten, auch widersprüchliche antworten und immer erfordern sie nicht das erfürchtige erstarren sondern die aktive auseinandersetzung, das eigene nach denken und suchen nach lösungen.

auch dafür gibt es ansätze in der gedenkstätte. in einem medien- und einem lehrzentrum können besucherInnen selbst verschiedene mediale quellen, vor allem filme ansehen. und workshops in der „Internationalen Schule für Holocauststudien“ bieten solche möglichkeiten vermutlich auch. aber diese fragen stehen hier nicht im zentrum.

möglichkeiten der auseinandersetzung und des gedenken auf verschiedenen ebenen bieten aber auch die verschiedenen kunstobjekte und mahnmale auf dem gelände. dabei ist die große halle des gedenkens, in deren dunklen inneren die namen der 22 größten konzentrationslager eingraviert sind, eher repräsentativ angelegt. andere dinge, wie die skulptur zum todesmarsch von buchenwald oder das mahnmal für die deportierten mit einem originalwaggon der deutschen reichsbahn muss man auf dem weitläufigen gelände erst entdecken.

am frühen abend fahre ich mit dem bus zurück in die innenstadt, laufe durch die fussgängerzone Ben Yehuda – eine fussgängerzone wie vielen anderen rund um die welt – und komme in den Stadtteil Mea Shearim. ein sehr armer stadtteil der von orthodoxen juden bewohnt wird, die den staat israel ablehnen, weil ihrer ansicht nach erst der messias nach seiner rückkehr einen jüdischen staat schaffen darf. am zugang zu diesem stadtteil prangen große hinweisschilder, dass man in nur in angemessener kleidung und nicht in gruppen betreten soll.

ein älterer, bärtiger und schwarz gekleideter mann spricht mich darauf an, ob ich christ sei und fragt mich, ob ich beschnitten bin. er verfolgt mich sogar eine zeit lang und fragt nochmals, ob ich verstanden habe, was er mit beschnitten meint. es scheint für ihn eine sehr wichtige frage zu sein.

schließlich verbringe ich den abend im hostel wo immer noch bzw. wieder neue queeruption teilnehmerInnen auftauchen.

am mittwoch morgen laufe ich nochmal durch ost-jerusalem. auch die altstadt liegt ja bereits in ost-jerusalem und die gegend um das damaskus tor ist das zentrum mit dem zentralen busbahnhof, vielen geschäften etc.

ich laufe aussen an der altstadtmauer entlang nach osten und dann vorbei an den gärten von gethsemane auf den olivenberg. von hier oben hat man einen großartigen blick auf den tempelberg, die altstadt und jerusamlen.

ich laufe durch ein kleines wohngebiet um die himmelfahrtskapelle, die im jahre 376 dort errichtet wurde, wo jesus zum himmel aufgestiegen sein soll. dabei waren die gemäuer rund um die kapelle zunächst eine von kreuzfahrern errichtete kirche, später wurde es im jahre 1198 eine moschee und die verschiedenen christlichen und muslimischen herrscher veränderten das bauwerk auch immer wieder.

auch in diesem wohngebiet wieder ein wohnhaus mit israelischer flagge und fest verrammelten türen, sozusagen eine israelische siedlung in einem haus.

ein stück stosse ich auf esel und kamele die touristInnen hier für einen ritt angeboten werden. und danach beginnt der riesige jüdische friedhof auf dem ölberg. viele juden wollen hier begraben sein, weil sie glauben dass bei der ankunft des messias die verstorbenen juden aus aller welt unter der erde zum tempelberg kriechen werden und so sind sie schon sehr nahe daran, wenn sie hier begraben sind.

von hier öffnet sich jetzt auch der blick auf den ostteil von ost-jerusalem mit der mauer zur westbank.

ich laufe zurück zu den gärten von gethsemane und durch das löwentor in die altstadt, um ein letztes mal durch die engen gassen des arabischen viertels zum hostel am damaskus tor zu laufen, wo ich mich von den letzten verbliebenen queeruption-teilnehmerInnen verabschiede und dann aufbreche richtung wüste.

zur demo in bel’in gibt es überigens jetzt auch einen auführlicheren bericht und video auf der webseite palsolidarity.org.



thomas molck

Veröffentlicht16. August 2006 von xthomas in Kategorie "il jerusalem

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