August 17

die ersten tage in venedig

es ist wieder soweit, sommer am mittelmeer, biennale arte di venezia und segeln in kroatien. 10 tage laufe ich durch die gassen venedigs und besuche die meisten nationalen pavillions und collateral events in der stadt, im arsenale und in den giardini. basis ist das hotel giardinetto an der vaporetto station lido, wo ich mich bei meinem dritten besuch schon irgendwie zuhause fühle. und einen tag wandere ich den langen strand am lido entlang und besuche die aussenstelle des deutschen pavillions auf der insel certosa.

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am montag fliege ich direkt nach venedig. nach meinem interrail trip im letzten sommer hatte ich auch nach zugverbindungen gesucht, war aber nicht so richtig fündig geworden und bin am ende doch wieder beim flug gelandet. ich bin früh in der stadt und fahre mit alilaguna nach murano und von dort weiter mit vaporreti zum lido zu meinem hotel giardinetto.

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dann nutze ich den tag direkt für die erste erkundungen der biennale. ich fahre mit dem vaporetto zur station zattere in dorsoduro, wo es ein paar ausstellungen gibt, die auch montags geöffnet sind. die meisten haben nämlich genauso wie die großen ausstellungsorte im arsenale und in den giardine montags ruhetag. auch am zattere fühle ich mich etwas zuhause, nachdem ich bei der letzten biennale in der ersten woche hier im hotel seguso gewohnt hatte.

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in der kriche santa maria della visitazione  läuft die ausstellung „Memo Akten: Boundaries“ mit einer surrealen KI-projektion.

direkt an der station liegt auch der pavillion bulgariens mit der multimediainstallation „the neighbours“ die verlorene erinnerungen an die überlebenden staatlicher unterdrückung in der sowjetzeit thematisiert. projektionen bedecken betten mit stroh und gras, alles ist sehr düster.

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krasimira butseva, julian chehirian,lilia topouzova: the neighbours
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von hier aus laufe ich zur vaporetto station accademia am canale grande, wo in einer seitenstraße eine kleine ausstellung als collateral event die  „south west bank“ mit werken palestinensischer künstler*innen thematisiert und aus ihrer perspektive auf die westbank das motto der biennale „foreigners everywhere“ in eine eigenen art bestätigt.

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von hier aus geht es weiter über eine der wenigen brücken über den canale grande (siehe titelbild oben) zum palazzo franchetti. er beherbegt den pavillion portugals, „greenhouse“, des aber montags geschlossen ist, aber die anderen beiden ausstellungen „breasts“ und „your ghosts are mine“ die ich besuchen kann, wobei letzter vor allem aus filmen besteht.

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ich laufe weite in den stadtteil san marco zum pavillion georgiens, in dem es um astronomie und die sicht auf das weltall geht.

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ich laufe bis zur nächsten vaporetto station san samuele und fahre dann mit der linie 2 einmal den canale grand entlang bis zum parkhaus tronchetto im nordwesten und weiter duch den canale della giudecca auf die insel giudecca, wo ich bei meinen ersten besuchen in venedig gewohnt habe und esse am kai zum kanal.

am dienstag fahre ich dann in zunächst in auf die ostseite der stadt nach san pietro di castello, einer kleinen abgelegenen insel mit einem kleinen yachthafen, auf der man nur wenige menschen trifft.

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auch hier gibt es ein collateral event „catalonia in venice“ mit einer multimedia installation. von hier aus komme ich zum ausgang der ausstellung im arsenale, wo es in einem kleinen park ein paar frei zugängliche exponate gibt.

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anna maria maiolino: to infinity
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claire fontaine
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manauara clandestina: migranta
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agnes questionmark: cyber-teratology operation

mit einer kleinen fähre fahre ich von hier aus auf die nordseite des arsenales mit der installation „building bridges“ von lorenzo quinn über einem alten dock.

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ich laufe durch den garten einer art kulturellen zentrums, das aber irgendwie nicht wirklich öffentlich zu sein scheint, am ende kommt ein wachmann und schickt mich heraus, wobei ich aber direkt auf der nordseite an der lagune auskomme, wo ich ohnehin hin wollte. hier gibt es auch die vaporetto station bacini – arsenale nord, von der ich in den letzten jahren hier weiter mit dem vaporetto gefahren bin. aber diesmal laufe ich entlang der mauer des arsenales um auf der westseite noch den pavillion chiles in einer alten halle des arsenales und direkt daneben noch die ausstellung „mythologiques“ zu besuchen.

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valeria montti colque: cosmonación
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tomokazu matsuyama: mythologiques
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zurück an der lagune fahre ich wieder zwei stationen mit dem vaporetto, vorbei am ospedale santi giovanni e paolo zur fondamente nove wo es ein paar weitere nationale pavillions und collateral events gibt. bei den nationalen pavillions bildet sich in der aufteilung zwischen den klassischen pavillions mit eigenen gebäuden in den giardini und den pavillions in flexiblen ausstellungsräumen im arsenale und in der stadt ein wenig die große teilung der welt nach, während die ländern vor allem west-europas, usa und canada vor allem in den giardini mit eigenen pavillions residieren verteilt sich der rest auf die anderen orte. hier an der fondamente nove z.B. mit dem beeindruckenden pavillion kameruns im palazzo donà dalle rose mit einem skulpturengarten und einer ausstellung unter anderem mit wilde, bunten und poppigen collagen von angelo accardi.

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tony d‘ amico: angle of africa, luigi citarella: la bagnante und im hintergrund michelangelo galliani: un giardino imperfetto von 2022
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marco manicardi
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angelo accardi
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angelo accardi
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angelo accardi

ein stück weiter an  der fondamente nove entlang komme ich zum pavillion cuba’s, in diesem jahr nur mit einem exponat von wilfredo prieto: „curtain“ – ein beleuchtetet stein und ein nicht beleuchteter stein in einem großen raum mit tribüne.

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wilfredo prieto: curtain – „Illuminated Stone and Unilluminated Stone“
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ich laufe weiter durch cannaregio und besuche auf dem weg zum nächsten collateral event noch eine ausstellung von yu hong: „another one bites the dust“ in einer kirche und dann den collateral event lee bae: „la maison de la lune brûlée“.

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lee bae: la maison de la lune brûlée
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lee bae: la maison de la lune brûlée

danach geht es weiter durch cannaregio bis zur vaporetto station madonna dell‘ orto und mit dem vaporetto station san giobbe im norden der stadt und dort zum pavillion estlands mit einer mystischen sammlung morbider skulpturen die super in die leicht verfallenene chiesa di santa maria delle penitenti passen.

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edith karlson: hora lupi, pavillion estland
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edith karlson: hora lupi, pavillion estland

am mittwoch fahre ich mit dem vaporetto direkt vom lido durch den canale grande ins zentrum der stadt nach santa croce zu einem collateral event im salone verde art & social club. bei den letzten arte biennalen habe ich die ausstellungsorte in der stadt immer noch gesucht, diesmal kommen mir viele schon bekannt und vertraut vor. wobei die exponate natürlich immer wieder neu sind.

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madhvi parekh: flying goddess, cosmic garden

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madhvi parekh: village opera, cosmic garden

ich laufe weiter über die engen seitenkanäle des canale grande bis zur nächsten vaporetto station san stae zum pavillion bangladexch wo man nebenan in einer anderen ausstellung  wo man im gebäude der 1711 errichteten „scola dell‘ arte“ mithilfe von KI eigene kunst produzieren kann,

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TAEX digital art room, san stae, santa croce
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TAEX digital art room, san stae, santa croce
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pavillion bangladesh
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mini karim (syeda mahbuba karim): empowerment of woman 4 – begum sufia kamal
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patrizia casagranda: n. 13 fighting for freedom

dann fahre ich mit dem vaporetto auf die andere seite des canale grande nach cannaregio zu weiteren pavillions hier im zentrum.

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pavillion tansania
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lutengano mwakisopile (lute): bokero und the battle, pavillion tansania
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haji chilonga: migration, pavillion tansania
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jason decaires taylor. spirastrella coccinea (extracts from vicisitudes), pavillion grenada
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ADGART, antonello diodato guardigli: olive und im hintergrund the perceptive group, emilio sgorbati: un cavallo di legno per volare via und suelin low chew tung: foreigner within: my own power and knowing 1, pavillion grenada
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pavillion grenada

dann laufe ich ein kleines stück auf dem hauptweg zwischen der bahnstation und der rialtobrücke zum european cultural centre (ECC) im palazzo mora, diesmal kein callateral event aber immer mit interessante ausstellungn, wie im letzten jahr auch wieder aus der perspektive palestinensischer künstler*innen, was schon auch wieder zum thema der biennale „foreigners everywhere“ passt.

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jan frere, sew their names, palazzo mora, european cultural center

in einem ladenlokal am campo santa fosca, das ich auch von vor zwei jahren noch kenne, ist eine aussenstelle des pavillions rumäniens, in dem der künstler gemeinsam mit besucher*innen die lust dazu haben an neuen mosaiken wie den in den giardini ausgestellten arbeitet. von hier aus nehme ich nochmal das vaporetto von der station san marcula – casino nach ca‘ de oro und laufe zum collateral event „the spirits of maritime crossing“ im palazzo smith mangilli valmarana und weiter zum collateral event im palazzo soranzo van axel mit der ausstellung shahzia sikander: „collective behavior“.

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natee utarid: temple of the king, palazzo smith mangilli valmarana
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palazzo soranzo van axel

nach dem besuch der ausstellung hat sich der himmel über venedig zugezogen und regenschauen ziehen heran. daher orientiere ich mich richtung fonadamenta nove um nötigenfalls schnell nach hause zu kommen, besuche auf dem weg aber noch den pavillion montenegros auf der rückseite des ospedale in castello.

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darja bajagić: it takes an island to feel this good, pavillion montenegro

von dort geht es dann richtung vaporetto station fondamenta nove, wobei es bereits anfägt zu regnen. als es anfängt richtig zu schütten schaffe ich es gerade noch in die collateral event ausstellung im spazio berlendis mit sammelstücken von ydessa hendeles: „grand hotel“. als tochter von auschwitz-überlebenden, deren jüdische gemeinschaft zawiercie, polen zerstört wurde hat sie das kuratieren mit objekten des reisens bzw. der flucht als eigene kunstform entwickelt.

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wegen des regenschauer über venedig bleibe ich etwas länger in der kleinen ausstellung und entdeckt noch das eine oder andere detail in den exponaten. als der regen dann langsam nachlässt, nehme ich direkt das nächste vaporetto von der fondamenta nove zurück zum lido.

am donnerstag besuche ich dann den größeren teil der von adriano pedrosa als ersten kurator der biennale der im globalen süden lebt und arbeitet kuratierten hauptausstellung  „foreigners everywhere – stranieri ovunque“ im arsenale. zum thema der ausstellung schreibt er:

The expression Stranieri Ovunque has several meanings. First of all, that wherever you go and wherever you are you will always encounter foreigners— they/we are everywhere. Secondly, that no matter where you find yourself, you are always truly, and deep down inside, a foreigner.

https://www.labiennale.org/en/art/2024/60-esposizione

direkt am eingang begegnet mir ein*e femde*r in gewisser weise, eine*r flüchtende*e astronaut*in:

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yinka shonibare: refugee astronaut VIII, nucleo contemporaneo

der erste teil der ausstellung, „nucleo contemporaneo“, also der „zeitgenössische kern“ zeigt viele künstler*innen, die noch nie an der zentralen internationalen ausstellung teilgenommen haben wie pedrosa auf der webseite der biennale schreibt:

the queer artist, who has moved within different sexualities and genders, often being persecuted or outlawed; the outsider artist, who is located at the margins of the art world, much like the self-taught artist, the folk artist and the artista popularthe indigenous artist, frequently treated as a foreigner in his or her own land

https://www.labiennale.org/en/art/2024/60-esposizione
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mataaho collective: takapau, nucleo contemporaneo
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mataaho collective: takapau, nucleo contemporaneo
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pacita abad: haitians waiting at guantanamo bay, nucleo contemporaneo
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pacita abad: you have to blend in, before you stand out, nucleo contemporaneo
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frieda toranzo jaeger: rage is a machine in times of senselessness, nucleo contemporaneo
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frieda toranzo jaeger: rage is a machine in times of senselessness, nucleo contemporaneo
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frieda toranzo jaeger: rage is a machine in times of senselessness, nucleo contemporaneo
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frieda toranzo jaeger: rage is a machine in times of senselessness, nucleo contemporaneo
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brett graham: wastelands, nucleo contemporaneo
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disobedience archive (the zoetrope), witness the real fantasy: transmission, nucleo contemporaneo
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disobedience archive (the zoetrope), witness the real fantasy: transmission, nucleo contemporaneo
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daniel otero torres: aguacero, nucleo contemporaneo
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bouchra khalili: the mapping journey, nucleo contemporaneo
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güneş terkol: a song to the world, nucleo contemporaneo
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bárbara sánchez-kane: prêt-à-patria, nucleo contemporaneo
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xiyadie: don’t worry, mum is spinning thread in the next room (a love scene when high school student is at home writing homework), nucleo contemporaneo
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la chola poblete: inmaculado corazón de travo, nucleo contemporaneo
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puppies puppies (jade guanaro kuriki-olivo): electric dress und aravani art project: diaspore, nucleo contemporaneo
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dean sameshima: anonymous faggots, nucleo contemporaneo

an die zentrale ausstellung mit dem „nucleo contemporaneo“ und einem saal des „nucleo storico“ in der corderie des arsenale folgen dann einige nationale pavillions.

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iva lulashi: bea e i benpensanti, pavillion albanien
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iva lulashi: l’unico argomento possibile (the only possible subject), pavillion albanien
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matthew attard: i will follow the ship, pavillion malta
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matthew attard: i will follow the ship, pavillion malta
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mounira al solh: a dance with her myth, pavillion libanon
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mounira al solh: a dance with her myth, pavillion libanon
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mark salvatus: waiting just behind the curtain of this age, pavillion philippinen
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manal aldowayan: shifting sands: battle song, pavillion saudi arabien
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manal aldowayan: shifting sands: battle song, pavillion saudi arabien
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manal aldowayan: shifting sands: battle song, pavillion saudi arabien
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erick meyenberg: as we marched away, we were always coming back…, pavillion mexico
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robert zhao renhui: seeing forest, pavillion singapur
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robert zhao renhui: seeing forest, pavillion singapur
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aziza kadyri: don’t miss the cue, pavillion usbekistan
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massimo bartolini: due qui / to hear, pavillion italien
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claire fontaine: foreigners everywhere
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claire fontaine: foreigners everywhere

nach dem langen tag im arsenale esse ich noch etwas in castello und fahre dann zurück zum lido.

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das waren die ersten vier tage in venedig und auf der 60. biennale arte. und wenn ich das schreibe bin ich schon in pula in kroatien und habe zwei tage hier hinter mir und fahre in etwa einer stunde zum yachthafen um eine woche hier zu segeln. bei meinem besuch der 59. biennale arte vor zwei jahren ist mir ja mein laptop kaputt gegangen, so dass ich erst zuhause die blogbeiträge fertig gestellt habe.  aber auch jetzt klappte  es mit der masse an eindrücken nicht, gleichzeitig vor ort auch alles zu dokumentieren und zu posten. vielleicht brauche ich für die zukunft da ein neues konzept 😉

ich poste jetzt erstmal diesen beitrag und dann schaue ich mal, wie weit ich in einer woche noch komme, wenn ich nach dem segeltörn noch einen tag hier bin, bevor ich zurückfliege. vielleicht kommen weitere beiträge dann aber auch erst von zuhause.

bei segeln werde ich vermutlich nicht soviel internet haben.



thomas molck

Veröffentlicht17. August 2024 von xthomas in Kategorie "Allgemein

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