die ersten tage in venedig
es ist wieder soweit, sommer am mittelmeer, biennale arte di venezia und segeln in kroatien. 10 tage laufe ich durch die gassen venedigs und besuche die meisten nationalen pavillions und collateral events in der stadt, im arsenale und in den giardini. basis ist das hotel giardinetto an der vaporetto station lido, wo ich mich bei meinem dritten besuch schon irgendwie zuhause fühle. und einen tag wandere ich den langen strand am lido entlang und besuche die aussenstelle des deutschen pavillions auf der insel certosa.
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am montag fliege ich direkt nach venedig. nach meinem interrail trip im letzten sommer hatte ich auch nach zugverbindungen gesucht, war aber nicht so richtig fündig geworden und bin am ende doch wieder beim flug gelandet. ich bin früh in der stadt und fahre mit alilaguna nach murano und von dort weiter mit vaporreti zum lido zu meinem hotel giardinetto.
dann nutze ich den tag direkt für die erste erkundungen der biennale. ich fahre mit dem vaporetto zur station zattere in dorsoduro, wo es ein paar ausstellungen gibt, die auch montags geöffnet sind. die meisten haben nämlich genauso wie die großen ausstellungsorte im arsenale und in den giardine montags ruhetag. auch am zattere fühle ich mich etwas zuhause, nachdem ich bei der letzten biennale in der ersten woche hier im hotel seguso gewohnt hatte.
in der kriche santa maria della visitazione läuft die ausstellung „Memo Akten: Boundaries“ mit einer surrealen KI-projektion.
direkt an der station liegt auch der pavillion bulgariens mit der multimediainstallation „the neighbours“ die verlorene erinnerungen an die überlebenden staatlicher unterdrückung in der sowjetzeit thematisiert. projektionen bedecken betten mit stroh und gras, alles ist sehr düster.
von hier aus laufe ich zur vaporetto station accademia am canale grande, wo in einer seitenstraße eine kleine ausstellung als collateral event die „south west bank“ mit werken palestinensischer künstler*innen thematisiert und aus ihrer perspektive auf die westbank das motto der biennale „foreigners everywhere“ in eine eigenen art bestätigt.
von hier aus geht es weiter über eine der wenigen brücken über den canale grande (siehe titelbild oben) zum palazzo franchetti. er beherbegt den pavillion portugals, „greenhouse“, des aber montags geschlossen ist, aber die anderen beiden ausstellungen „breasts“ und „your ghosts are mine“ die ich besuchen kann, wobei letzter vor allem aus filmen besteht.
ich laufe weite in den stadtteil san marco zum pavillion georgiens, in dem es um astronomie und die sicht auf das weltall geht.
ich laufe bis zur nächsten vaporetto station san samuele und fahre dann mit der linie 2 einmal den canale grand entlang bis zum parkhaus tronchetto im nordwesten und weiter duch den canale della giudecca auf die insel giudecca, wo ich bei meinen ersten besuchen in venedig gewohnt habe und esse am kai zum kanal.
am dienstag fahre ich dann in zunächst in auf die ostseite der stadt nach san pietro di castello, einer kleinen abgelegenen insel mit einem kleinen yachthafen, auf der man nur wenige menschen trifft.
auch hier gibt es ein collateral event „catalonia in venice“ mit einer multimedia installation. von hier aus komme ich zum ausgang der ausstellung im arsenale, wo es in einem kleinen park ein paar frei zugängliche exponate gibt.
mit einer kleinen fähre fahre ich von hier aus auf die nordseite des arsenales mit der installation „building bridges“ von lorenzo quinn über einem alten dock.
ich laufe durch den garten einer art kulturellen zentrums, das aber irgendwie nicht wirklich öffentlich zu sein scheint, am ende kommt ein wachmann und schickt mich heraus, wobei ich aber direkt auf der nordseite an der lagune auskomme, wo ich ohnehin hin wollte. hier gibt es auch die vaporetto station bacini – arsenale nord, von der ich in den letzten jahren hier weiter mit dem vaporetto gefahren bin. aber diesmal laufe ich entlang der mauer des arsenales um auf der westseite noch den pavillion chiles in einer alten halle des arsenales und direkt daneben noch die ausstellung „mythologiques“ zu besuchen.
zurück an der lagune fahre ich wieder zwei stationen mit dem vaporetto, vorbei am ospedale santi giovanni e paolo zur fondamente nove wo es ein paar weitere nationale pavillions und collateral events gibt. bei den nationalen pavillions bildet sich in der aufteilung zwischen den klassischen pavillions mit eigenen gebäuden in den giardini und den pavillions in flexiblen ausstellungsräumen im arsenale und in der stadt ein wenig die große teilung der welt nach, während die ländern vor allem west-europas, usa und canada vor allem in den giardini mit eigenen pavillions residieren verteilt sich der rest auf die anderen orte. hier an der fondamente nove z.B. mit dem beeindruckenden pavillion kameruns im palazzo donà dalle rose mit einem skulpturengarten und einer ausstellung unter anderem mit wilde, bunten und poppigen collagen von angelo accardi.
ein stück weiter an der fondamente nove entlang komme ich zum pavillion cuba’s, in diesem jahr nur mit einem exponat von wilfredo prieto: „curtain“ – ein beleuchtetet stein und ein nicht beleuchteter stein in einem großen raum mit tribüne.
ich laufe weiter durch cannaregio und besuche auf dem weg zum nächsten collateral event noch eine ausstellung von yu hong: „another one bites the dust“ in einer kirche und dann den collateral event lee bae: „la maison de la lune brûlée“.
danach geht es weiter durch cannaregio bis zur vaporetto station madonna dell‘ orto und mit dem vaporetto station san giobbe im norden der stadt und dort zum pavillion estlands mit einer mystischen sammlung morbider skulpturen die super in die leicht verfallenene chiesa di santa maria delle penitenti passen.
am mittwoch fahre ich mit dem vaporetto direkt vom lido durch den canale grande ins zentrum der stadt nach santa croce zu einem collateral event im salone verde art & social club. bei den letzten arte biennalen habe ich die ausstellungsorte in der stadt immer noch gesucht, diesmal kommen mir viele schon bekannt und vertraut vor. wobei die exponate natürlich immer wieder neu sind.
madhvi parekh: flying goddess, cosmic garden
ich laufe weiter über die engen seitenkanäle des canale grande bis zur nächsten vaporetto station san stae zum pavillion bangladexch wo man nebenan in einer anderen ausstellung wo man im gebäude der 1711 errichteten „scola dell‘ arte“ mithilfe von KI eigene kunst produzieren kann,
dann fahre ich mit dem vaporetto auf die andere seite des canale grande nach cannaregio zu weiteren pavillions hier im zentrum.
dann laufe ich ein kleines stück auf dem hauptweg zwischen der bahnstation und der rialtobrücke zum european cultural centre (ECC) im palazzo mora, diesmal kein callateral event aber immer mit interessante ausstellungn, wie im letzten jahr auch wieder aus der perspektive palestinensischer künstler*innen, was schon auch wieder zum thema der biennale „foreigners everywhere“ passt.
in einem ladenlokal am campo santa fosca, das ich auch von vor zwei jahren noch kenne, ist eine aussenstelle des pavillions rumäniens, in dem der künstler gemeinsam mit besucher*innen die lust dazu haben an neuen mosaiken wie den in den giardini ausgestellten arbeitet. von hier aus nehme ich nochmal das vaporetto von der station san marcula – casino nach ca‘ de oro und laufe zum collateral event „the spirits of maritime crossing“ im palazzo smith mangilli valmarana und weiter zum collateral event im palazzo soranzo van axel mit der ausstellung shahzia sikander: „collective behavior“.
nach dem besuch der ausstellung hat sich der himmel über venedig zugezogen und regenschauen ziehen heran. daher orientiere ich mich richtung fonadamenta nove um nötigenfalls schnell nach hause zu kommen, besuche auf dem weg aber noch den pavillion montenegros auf der rückseite des ospedale in castello.
von dort geht es dann richtung vaporetto station fondamenta nove, wobei es bereits anfägt zu regnen. als es anfängt richtig zu schütten schaffe ich es gerade noch in die collateral event ausstellung im spazio berlendis mit sammelstücken von ydessa hendeles: „grand hotel“. als tochter von auschwitz-überlebenden, deren jüdische gemeinschaft zawiercie, polen zerstört wurde hat sie das kuratieren mit objekten des reisens bzw. der flucht als eigene kunstform entwickelt.
wegen des regenschauer über venedig bleibe ich etwas länger in der kleinen ausstellung und entdeckt noch das eine oder andere detail in den exponaten. als der regen dann langsam nachlässt, nehme ich direkt das nächste vaporetto von der fondamenta nove zurück zum lido.
am donnerstag besuche ich dann den größeren teil der von adriano pedrosa als ersten kurator der biennale der im globalen süden lebt und arbeitet kuratierten hauptausstellung „foreigners everywhere – stranieri ovunque“ im arsenale. zum thema der ausstellung schreibt er:
The expression Stranieri Ovunque has several meanings. First of all, that wherever you go and wherever you are you will always encounter foreigners— they/we are everywhere. Secondly, that no matter where you find yourself, you are always truly, and deep down inside, a foreigner.
https://www.labiennale.org/en/art/2024/60-esposizione
direkt am eingang begegnet mir ein*e femde*r in gewisser weise, eine*r flüchtende*e astronaut*in:
der erste teil der ausstellung, „nucleo contemporaneo“, also der „zeitgenössische kern“ zeigt viele künstler*innen, die noch nie an der zentralen internationalen ausstellung teilgenommen haben wie pedrosa auf der webseite der biennale schreibt:
the queer artist, who has moved within different sexualities and genders, often being persecuted or outlawed; the outsider artist, who is located at the margins of the art world, much like the self-taught artist, the folk artist and the artista popular; the indigenous artist, frequently treated as a foreigner in his or her own land
https://www.labiennale.org/en/art/2024/60-esposizione
an die zentrale ausstellung mit dem „nucleo contemporaneo“ und einem saal des „nucleo storico“ in der corderie des arsenale folgen dann einige nationale pavillions.
nach dem langen tag im arsenale esse ich noch etwas in castello und fahre dann zurück zum lido.
das waren die ersten vier tage in venedig und auf der 60. biennale arte. und wenn ich das schreibe bin ich schon in pula in kroatien und habe zwei tage hier hinter mir und fahre in etwa einer stunde zum yachthafen um eine woche hier zu segeln. bei meinem besuch der 59. biennale arte vor zwei jahren ist mir ja mein laptop kaputt gegangen, so dass ich erst zuhause die blogbeiträge fertig gestellt habe. aber auch jetzt klappte es mit der masse an eindrücken nicht, gleichzeitig vor ort auch alles zu dokumentieren und zu posten. vielleicht brauche ich für die zukunft da ein neues konzept 😉
ich poste jetzt erstmal diesen beitrag und dann schaue ich mal, wie weit ich in einer woche noch komme, wenn ich nach dem segeltörn noch einen tag hier bin, bevor ich zurückfliege. vielleicht kommen weitere beiträge dann aber auch erst von zuhause.
bei segeln werde ich vermutlich nicht soviel internet haben.