August 20

am toten meer und in der negev wüste

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von jerusalem fahre ich durch die westbank ans tote meer nach en gedi und später nach massada. ich bade ausgiebig im toten meer, wandere zu den wasserfällen im wadi arugot und erkunde den festungsfelsen von massada. nach drei tagen am toten meer geht es dann durch die negev wüste nach elat.

ich bin mir nicht so sicher, ob ich durch die westbank fahren soll. verschiedene leute haben mir wegen möglicher stausan den checkpoints davon abgeraten und in den bedingungen meiner mietwagen-firma steht, dass man mit dem wagen nicht in die besetzten gebiete darf. also frage ich bei sixt-shlomo, wo ich das auto abhole nochmal nach. sie sagen mir, ich könne ruhig den direkten weg durch die westbank nehmen.

so fahre ich nochmal am damaskus tor vorbei auf die autobahn richtung jericho. der checkpoint hinter der grenze zwischen jerusalem und der westbank kontrolliert nur autos, die nach jerusalem fahren und so bin ich in wenigen minuten in der judäischen wüste östlich von jerusalem.

eine wirklich beeindruckende landschaft, in der es immer weiter bergab nach osten geht. irgendwann steht auf einem stein am rande der straße „Sea Level“ und danach geht es weiter herunter, als ob man von einem berg in ein tiefes wüstental fährt.

ich passiere einen checkpoint ohne jede kontrolle und nach einem hinweis, dass ich mich jetzt 300 meter unter dem meeresspiegel befinde, erscheint rechts das tote meer. nach den ersten kilometern trinke ich an einer kleinen bude einen cappuchino.

in en gedi nehme ich mein erstes bad im toten meer. nachdem ich einige zeit im meer gelegen habe schmiere ich mich mit schwarzem schlamm ein um meine haut zu regenerieren und nehme ein weiteres bad, nachdem die sonne hinter den bergen verschwunden ist.

in en gedi schlafe ich im hostel des israelischen youth hostel verbandes. die atmosphere ist völlig anders als im hostel am damaskus gate in jerusalem. luxeriöser – mit klimaanlage, tv, kühlschrank und eigenem bad im mehrbettzimmer – aber auch steriler. alles ist sauber und relativ kalt eingerichtet.

am donnerstag breche ich sehr früh auf, denn es gibt nur bis 8.30 uhr frühstück! ich fahre zum wadi arugot, eigentlich nur um mir den anfang des etwas höher gelegenen weges kurz anzusehen und dann zurück zum wadi david zu fahren um dort zu den wasserfällen zu laufen.

aber am eingang zum wanderweg überzeugt mich ein bewohner des kibbuz en gedi, das der wadi arugot sehr viel schöner und interessanter sei und ausserdem der wadi david ziemlich überlaufen. so entscheide ich mich spontan, im wadi arugot zu wandern.

der wadi ist ein bach, den oben aus der wüste, die hier etwa 200 meter unter dem meeresspiegel liegt, herunter ins tote meer, 400 meter unter dem meeresspiegel fließt. der weg führt an dem bach in einer entfernung von etwa 50 metern entlang. an einigen stellen kann man auch in dem bach selbst laufen. er ist allerdings an vielen stellen sehr dicht, fast urwaldmäßig bewachsen.

nach etwas zwei stunden merke ich, dass 1,5 liter trinkwasser für diese tour schon knapp werden könnten und fange an mit meinem wasser zu haushalten. um die mittagszeit hat es hier mehr als 45 grad im schatten und ich geniesse jeden kleinen schluck wasser in trockenen mund.

ich laufe ca. zwei stunden bis zu den upper pools, kleinen natürlichen becken in denen sich genug wasser zum baden sammelt. eine willkommene abkühlung. ich hätte nicht gedacht, dass ein bad in kalten wasser so entspannend sein kann.

auf dem rückweg bade ich nochmal beim „versteckten wasserfall“, der vom weg aus tatsächlich gar nicht zu sehen ist, da der bach hier in zwar etwa 10 meter herabfällt, rechts und links aber sandfelsen weiter in die höhe ragen.

nach etwa vier stunden bin ich wieder am ausgangspunkt, wo es endlich wieder kühles trinkwasser gibt. von hier aus besuche ich noch die ruinen einer alten synagoge, die es hier zwischen dem 3. und dem 7. jahrhundert gab.

dann fahre ich wieder zum baden und sonnen ans meer. der strand hier ist nur 50 meter lang und fast überall sonst sehen hinweise, das es gefährlich und deshalb verboten sei zu schwimmen. dabei ist es völlig unmöglich, im meer unterzugehen. im grunde ist es super entspannend einfach auf dem wasser zu liegen und mit dem strom nach süden zu treiben. allerdings brennen alle kleineren hautverletzungen wegen des hohen salzgehaltes, was die entspannung etwas beeinträchtigt.

wie sehr sich die menschen in meiner umgebung seit der queeruption und dem aufenthalt in ost-jerusalem verändert hat, merke ich auch daran, dass es hier junge männer gibt die am strand oder im youth hostel völlig selbstverständliche mit einem gewehr über der schulter herumlaufen.

später fahre ich noch ins kibbuz um etwas fürs abendessen einzukaufen. so einladende arabische imbisse wie am damaskustor gibt es hier nämlich auch nicht. das kibbuz ist ein großes umzäunters areal. in dem aral führt eine strasse rund um die häuser und innerhalb der häuser gibt es nur wege für fussgängerInnen und elektrokarren.

am abend habe ich einen neuen mitbewohner im zimmer, ein franzose der gerade aus elat kommt und eine jerusalem post dabei hat. im hinteren teil entdecke ich ein foto eines queeruption teilnehmers von der aktion auf der demo. er hält zwei köpfe aus pappe in die höhe, die sich einen kuss geben und einer trägt ein palistinensisches tuch. die figuren waren ein ergebniss des queeruption workshops zu alternativen protestformen. doch nun dienst das bild in der jerusamlem post der illustration eines berichtes eines jüdischen world pride besuchers der über palestina kein wort verliert.

am freitag fahre ich zusammen mit dem franzosen nach massada, etwa 25 km südlich von en gedi. ein beeindruckender freistehender felsen den der römische könig herodes 30 jahre vor unserer zeitrechnung zu einer festung ausbauen ließ.

so gibt es denn reichliche ärcheologische ausgrabungen und rekonstruktionen, zum beispiel von herodes palast mit herausragenden blick auf das tote meer, römischen bädern, lagern und zisternen.

der grund, warum massada für die israelische staatskultur so eine herausragende bedeutung hat, dass etliche schulklassen hier durchgeschleust werden, rekrutInnen hier vereidigt werden und die festung so umfassend restauriert sowie mit seilbahn und einem youth hostel als gästehaus ausgestattet ist, ist aber nicht die festung herodes, sondern die zeit im jahre 70.

mittlerweile war die festung im zuge des großen aufstandes gegen die römer im jahre 66 von den sikariern – die mit dem krummen säbel unter dem gewand – übernommen werden und nach der zerstörung jerusalems im jahre 70 flohen die letzten verbliebenen jüdischen kämpfer hierher.

im jahre 73 oder 74 belagerten die römer die festung einige monate, bis sie schließlich von sklaven eine rampe bauen ließen, über die sie die festung einnahmen.

kapp 1000 juden, die auf der festung lebten, entschieden sich lieber zu sterben als in römische gefangenschaft und sklaverei zu gehen und so wählten sie 10 aus, die alle anderen und anschließend sich selbst töteten.

in der israelischen staatskultur lässt sich von dieser entscheidung ein bogen schlagen, über die shoa bis hin zu den heutigen kriegen. sehr klar wurde dies im film „Avango one of my eyes“, den wir auf der queeruption gesehen haben. hier hatte der regisseur auch eine gruppe gefilmt, die hier in massada die geschichte erzählt bekommt und spielerisch vor die entscheidung gestellt werden, was sie in der situation der juden auf massada von knapp 2000 jahren gemacht hätten.

ich bleibe etwa viereinhalb stunden auf dem felsen, sehe die überreste der rampe der römer, eine synagoge, eine byzantinische kirche aus dem 7. jahrhundert und die beeindruckende südliche zisterne.

da alles wasser hier heraufgeschafft werden musste gab es ein komplexes system von römischen wasserleitungen und zisternen, so dass zur zeit von herodes sogar ein swimming pool betrieben wurde.

heute gibt es fliessendes trinkwasser und so komme ich sehr viel besser mit der hitze klar, als gestern im wadi arugot. ich entspanne noch ein wenig auf herodes sonnenterasse zum toten meer und fahre dann hinunter zum youth hostel.

weil gerade eins frei ist, bekomme ich ein einzelzimmer zum preis eines bettes im mehrbettzimmer und fühle mich jetzt wirklich wie in einem hotel. fernsehen, kühlschrank und bad scheint in israelischen youth hostels standard zu sein und dieses hat dazu noch einen swimming pool.

den pool nutze ich zu einer kurzen erfrischung um dann nach en boqeq zu fahren. um im toten meer zu baden muss man von hier aus nämlich entweder dahin oder zurück nach en gedi. en boqeq ich mehr vom tourismus geprägt. während der strand in en gedi die atmosphere einer ddr-ferienkolonie hatte, was angenehme und unangenehme seiten hat, ist en boqeq eher ein low level mallorca.

ich verbringe den nachmittag nochmal mit bädern im toten meer und kehre dann zurück in mein „youth hotel“ nach massada.

am samstag fahre ich dann etwa 250 km durch die negev wüste nach elat. eine zeitlang führt der weg noch am toten meer entlag, in dem im süden immer mehr salzkristalle an den ufern sichtbar werden.

an südlichen ende dann industrieanlagen die salz, brom und magnesium fördern. sie liegen direkt beim früheren sodom, wo heute nur noch ausgewaschene weisse felsformationen stehen.

ich lasse mir zeit, lasse langsam die wüstenlandschaft vorüberziehen, die sich ständig verändert. mal sind es kleine geröllberge mit tockenen büschen, mal etwas größere felsfomationen und manchmal hat man auch das gefühl von weite wie am meer. und mitten in der wüste stoße ich noch auf einen mac donalds.

nach etwa vier stunden bin ich in elat und finde nach einigen suchen auch das youth hostel das zwischen den vielen hotels hier kaum auffällt. jetzt liegen nochmal drei tage sonne und rotes meer vor mir.



thomas molck

Veröffentlicht20. August 2006 von xthomas in Kategorie "il negev

2 COMMENTS :

  1. By thomas (Beitrag Autor) on

    wie ärgerlich (der regen), denn ich muss ja bald zurück )-:

    na ja, erstmal noch zwei tage sonne in tel aviv genießssen (-:

    Antworten
  2. By dan (Beitrag Autor) on

    45°C !!! aahhhhh! hhier regnet es nur in ddorf und ich fahre jetzt wieder nach berlin, vielleicht dort mehr sonnenschein …

    viel spass beim tauchen und plantschen!

    Antworten

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