März 10

lefkosía

lefkosía, die hauptstadt von zypern ist geteilt. durch die mitte der altstadt verläuft die grenze zu nordzypern, den seit 1974 türkisch besetzten teil der insel. auf beiden seiten der von der uno überwachten pufferzone der grünen linie gibt es reichliche zeugnisse der weitreichenden geschichte der stadt.

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das wetter wird schlechter. am sonntag bleibt die sonne meist hinter einem grauen wolkenschleier verborgen. ich fahre nochmal nach larnaca, trinke kaffee und lese im spy café an der strandpromenade (chic aber teuer) und spaziere nochmal über strandpromenade und uferstrasse zum fischereihafen. sonntags sind hier alle geschäfte und museen geschlossen, busse fahren nur sehr eingeschränkt. dafür ist die stadt zugestopft mit autos und die vielen fischrestaurants, die freitag noch verlassen wirkten, sind überfüllt. die zyprioterInnen scheinen im massen zum sonntagsessen hergekommen zu sein.

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ich schlendere noch etwas durch die stadt und besuche das moderne amalfi cafe. während die familien die restaurants bevölkern treffen sich hier – überwiegend männliche – junge menschen in markenklamotten von denen mindestens die hälfte mit dem handy telefoniert oder sonstwas macht. im hinteren teil gibt es ein internetcafe wo egoshooter jeden zweiten bildschirm füllen und – weniger frequentierte – billiardtische.

am montag zeigt sich am frühen morgen schon wieder die sonne und ich fahre mit einem grünen intercity bus von larnaca nach lefkosía, der hauptstadt der insel im landesinneren. lefkosía ist eine großstadt mit einer ummauerten altstadt in der mitte. ich fahre mit einem kostenlosen gelben stadtbus in richtung zentrum und merke erstmal gar nicht, dass ich schon quer durch die altstadt fahre. erst nachdem der bus sie wieder verlassen hat, steige ich aus und laufe zurück und ein wenig durch die schön restaurierte laiki geitonia.

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danach laufe ich an der stadtmauer entlang in richtung famagusta-tor, vorbei am denkmal des griechisch-zypriotischen befreiungskampfes. das famagusta-tor ist eines der ehemals drei tore, durch die man in die stadt kam und heute ein kulturzentrum und ausstellungsraum, in dem gerade scharzweissfotos der strassen und grenzen in der stadt ausgestellt werden.

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vom famagusta-tor ist es nicht mehr weit bis zur greenline, der ich immer wieder begegne auf meinem weitern weg durch das chrysaliniótissa-viertel, in dem die orientierung in den unregelmäßig verlaufenden strassen schwer fällt. die greenline ist eine pufferzone, entlang einer linie die ein britischer genral in den griechisch-türkischen unruhen anfang der 60er jahre mit einem grünen stift auf die karte gemalt haben soll und deren überwachung dann wenig später die un übernahm. es ist ein stück niemandsland zwischen den beiden teilen der stadt, geschützt mit stacheldraht und zementtonnen, mit verlassenen und verfallenen häusern und strassen.

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ich stosse auf die panayia chrysaliniótissa kirche, wo ich eigentlich nur danach fragen will, wo ich eigentlich bin. aber ein mann schenkt mir eine blume und führt mich gleich zusammen mit zwei anderen besuchern durch die ziemlich alten kunstschätze, die es hier zu sehen gibt.

vom chrysaliniótissa-viertel laufe ich dann zum erzbischöflichen palast, in dessen umgebung auch einige museen und die agios ioannis kirche zu finden sind. die kirche wird leider gerade für die mittagszeit geschlossen, so dass ich nicht mehr in den genuss des bildes vom jüngsten gericht im inneren komme, von dem mein reiseführer berichtet, dass sich dort links die guten seelen in abrahams schoss wohl fühlen während sich rechts die bösen seelen in der hölle qäulen.

aber das museeum des griechisch-zypriotischen unabhängigkeitskampfes daneben ist geöffnet. ausführlich dokumentiert sind ist hier das unmenschliche regime der britischen kolonialmacht und allerlei bilder, dokumente, waffen und andere mittel des unabhängigkeitskampfes. in einer schautafel sind britische folterer und ihre opfer abgebildet. in einer nachgebildeten zelle mit der figur eines gefangenen lasse ich die blume aus der kirche.

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weiter geht es, vorbei an der kunsthalle in der ausstellungen zeitgenössischer kunst aus zypern in einem ehemaligen elektrizitätswerk stattfinden und der markthalle, in der es allerdings gerade nur ein bis zwei grosse obst- und gemüse-stände und einzelne läden an den seiten gibt bis zur lidras, einer fussgänger- und einkaufszone in der mitte der südlichen altstadt.

am ende der lidras gibt es überraschenderweise jetzt einen übergang in den ostteil. nach meinen infos hätte ich den etwas weiter entfernten übergang ausserhalb der stadtmauern nehmen müssen, aber – wie ich später erfuhr – wurde vor etwa 10 monaten hier ein neuer übergang für fussgänger geschaffen, was auf jeden fall ein grosser gewinn für touristInnen ist.

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auf der nordseite erhalte ich ein kostenloses visum der „Turkish Republic of Northern Cyprus“. die atmosphere hier ist etwas anders als im südteil der altstadt. viele dönerangebote und eine strasse mit vielen kleinen läden. die läden wirken etwas mehr wie ein basar, wenngleich sie dieselben markenklamotten anbieten, wie die läden hinter glasschaufenstern auf der anderen seite. über der selemiye-moschee wehen die fahnen der türkei und nordzyperns, die auch im anderen teil der altstadt oft zu sehen sind. ansonsten gibt es hier ebensoviele renovierte wie verfallene häuser, genauso wie dort.

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ich laufe zur westlichen grenze der altstadt, wo die stadtmauer die greenline bildet. oben auf der mauer ein nord-zypriotischer spielplatz und unten entlang der mauer eine strasse auf der anderen seite. dazwischen ein wachturm der un und ein stück weiter der ältere grenzübergang am ledra palace hotel, über den ich den nordteil später wieder verlasse.

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im hintergrund in den bergen sind die riesigen aus stein gelegten flaggen zu sehen (besser auf dem bild ganz oben), in die ebenfalls aus stein der satz gelegt ist „Glücklich ist, wer sich Türke nenne kann“. ich gehe über den übergang am ledra palace hotel und im niemandsland zwischen den beiden kontrollstellen gibt es einen container mit infos zum nikosia master plan project. damit wird schon seit vielen jahren in beiden teilen der stadt versucht, die stadt für alle weiterzuentwickeln. es gibt viele einzelne projekte um häuser und strassen instandzusetzen, soziale- und kulturprojekte zu fördern, etc. so wurde zuletzt auch die gesamte architektur der verlassenen pufferzone dokumentiert und jetzt wartet das projekt auf die politischen entscheidungen, in diesem bereich auch aktiv werden zu können.

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nach dem verlassen des niemandslandes laufe ich vorbei am páfos-tor zurück zur lidras, wo ich mir in der 11. etage des shakólas towers mochmal die geteilte stadt von oben ansehe um danach wieder mit dem intercity bus – diesmal ‚über die dörfer‘ zurück nach larnaca zu fahren.



thomas molck

Veröffentlicht10. März 2009 von xthomas in Kategorie "cy zypern

2 COMMENTS :

  1. By inge (Beitrag Autor) on

    Hallo Thomas,
    schon fast wieder vorbei Dein Kurzurlaub. Hoffentlich morgen noch ein Sonnentag. Zu Hause -auch in Düsseldorf- sieht es gemischt aus. Auch zeitweise Sonne und langsam wärmer.
    Guten Heimflug !

    Antworten
  2. By thomas (Beitrag Autor) on

    bin jetzt in frankfurt am flughafen, in zwei stunde geht der erste zug. gestern war noch ein richtig schöner tag, den ganzen tag sonne, habe sogar einen kleinen sonnenbrand 🙂

    Antworten

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