eine wanderung zum marmara strand und durch die aradhena schlucht von unten nach oben in den verlassenen ort und zurück über livaniana wo es tilmann in seiner kleine taverne gerade nicht so gut geht.
marmara, aradhena schlucht und livaniana
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am donnerstag mache ich mich von likos zunächst auf den weg zum marmara strand um ausgang der aradhena schlucht. der weg ist ein kleines stück auf dem E4 wanderweg an der südküste kretas entlang, der mitten durch das small paradise führt. auf dem kurzen weg zum marmara strand führt er über kleine felsen etwas nach oben. ich klettere gleich noch etwas höher um zuerst nochmal den blick in die schlucht von oben zu geniessen.
ich bewundere wieder die ziegen, die auf den felsen auf den kleinsten vorsprüngen herumlaufen und stehen als wäre es eine wiese. unten am marmara strand springe ich vor dem weg durch die schlucht dann nochmal ins meer.
nach dem eingang in die schlucht (siehe erstes bild oben) führt der weg gleich an einige hundert meter steil aufsteigenden felsen entlang auf dem kiesboden des ausgetrockneten flussbetts. um die mittagszeit habe ich diesmal die sonne im rücken und auch die schlucht zeigt sich ganz von der sonnenseite. besser als letztes jahr als ich auf dem umgekehrten weg erst am späten nachmittag hier angekommen bin, als die felsen tiefe schatten auf die schlucht warfen. besseres licht, mehr fotos. und irgendwie habe ich auch das gefühl, die schlucht hier ist noch eindrucksvoller als die samaria schlucht, auch wenn sie deutlich kürzer ist.
teilweise muss man über kleine felsen und große steine klettern um stetig weiter nach oben zu gelangen. an einigen stellen ist die schlucht auch hier nur wenige meter breit, an andern ist sie so breit wie ein kleines tal. etwas auf halben weg ändert sich die richtung leicht nach osten so dass die ebenfalls gewanderte sonne weiterhin optimal hinter mir steht 😉
kurz vor der brücke über die schlucht beim verlassenen ort aradhena sind die felsen so steil und groß, dass man nur über eisenleitern und seile weiterkommt. es gibt eine umgehung über einen etwas höhergelegenen pfad, aber der weg über die leitern ist der spannendere 😉
kurz danach kommt die brücke und noch ein gutes stück weiter führen treppen auf beiden seiten der schlucht hinaus. als es die brücke noch nicht gab musste man aus aradhena diese treppen erst hinunter und auf der anderen seite der schlucht wieder hinauflaufen, um nach osten zu kommen.
oberhalb der schlucht kommt man zunächst zum in den 50er jahren verlassenen ort aradhena, dessen ruinen heute von den ziegen bevölkert sind.
nach einer kurzen pause gehe ich dann über die brücke auf die ostseite der schlucht und weiter zuerst über die strasse richtung livaniana und geniesse in 650 metern höhe den tollen blick auf die ganze bucht von marmara, likos und finikas
da wo die strasse dann in vielen serpentinen nach unten führt, nehme ich die abkürzungen über alte fusswege durch die felsen wo mir ausser den ziegen sonst niemand mehr begegnet.
der weg führt am ende in das kleine kaum bewohnte bergdorf livaniana, wo ich nochmal eine pause in tilmann’s taverne mache.
am eingang steht „friday is my freeday. take what you like from the fridge and put the money in the monkeybox.“ es ist zwar noch nicht freitag, aber tilmann scheint auch nicht da zu sein, nur ein böse kläffender hund. eine alte frau am stock kommt vorbei und bringt den hund mit scharfen worten die ich nicht verstehe zum schweigen. mit zwei händen am kopf deutet sie an, dass er vielleicht schläft.
da der hund jetzt eher unterwürfig als aggressiv wirkt, geht ich doch rein, nehme mir eine limonade und lege zwei euro in die monkey box. während ich beobachte, wie die sonne die bucht langsam verlässt höre ich plötzlich einen chor und frage mich, ob das leute singend die strasse hochkommen.
aber es ist tilmann der doch da ist und für mich musik aufgelegt hat und nun auf einer krücke zu mir kommt.
tilmann geht es nicht gut. nach einer verletztung, die zuerst in chania schlecht behandelt wurde, war er drei monate in deutschland. nun ist er wieder hier und hat einige probleme. wegen ein paar kleinen cannabispflanzen, die jemand auf seinem dach angesetzt hatte, musste er eine grossrazzia mit 20 polizisten und einer festnahme über sich ergehen lassen. am nächsten tag suchte die polizei mit einem hubschrauber nach der „cannabis-plantage“. und jetzt will ihn die alte frau, von der er die taverne gepachtet hat, auch noch rauswerfen. am besten solle er sofort abhauen. aber bis dezember hat er die taverne gepachtet und solange will er auf jeden fall bleiben und so gut es geht mit seiner verletzung weitermachen.
nach diesem etwas deprimierenden besuch in der taverna livaniana laufe ich im letzten abendlicht noch den geröllweg hinunter zurück nach likos.
am freitag mache ich dann meinen freeday und verbringe den tag am strand direkt am small paradise mit einem neuen buch, „Vollendet“ von neal shusterman und einigen schwimm- und tauchausflügen in die bucht. dabei finde ich sogar auf dem meeresgrund meinen mp3 player wieder, habe aber noch nicht ausprobiert, ob er noch funktioniert.
„Vollendet“ erzählt von einer düsteren welt nach einem „heartland krieg“ zwischen abtreibungsgegnern und -befürwortern. ergebniss des „friedens“ ist, dass ungeborene nicht abgetrieben werden dürfen, zwischen dem 13 und 18 lebensjahr aber können eltern kinder „rückwirkend abtreiben“. sie werden dann vom staat getötet und ihre organe transplantiert. das wird dann nicht töten sondern „umwandlung“ genannt, weil das kind ja in anderen weiterlebt.
am abend spielen im small paradise noch einige gäste mit gitarren ein spontanes konzert, so geht ein entspannter tag zuende.