los angeles
und wieder unterwegs. 8 tage los angeles, inbegriff des californischen traums und horrors. hollywood und riots. eine stadt mit 9 bis 14 millionen menschen, endlosen highways, widersprüchlichen stadtteilen am rande der mojava wüste.
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wie im letzten jahr habe ich kopfschmerzen und habe bis gestern nacht stressige jobs erledigt. aber ich fühle mich gut. habe viele infos auf papier und aus dem internet und fühle mich mit einigen locations in los angeles schon etwas vertraut. in sechs stunden lande ich zunächst in chicago, durchlaufe die „immigration prozedure“ und fliege dann noch mal fünf stunden nach los angeles. ankunft 22 uhr. der urlaub beginnt morgen.
der weg am immigration-officer vorbei war dieses mal recht schnell durchschritten. keine schlangen, keine fragen. da dachte ich schon, alles klar, no problem. der zollbeamte fragte danach wo ich hinfliege, aus welchem anlaß, … alles was ich auch schon auf die formulare zur „visumfreien einreise“ geschrieben hatte. doch dann kam die frage nach dem beruf und ich hatte nicht mehr im kopf das ich hier am besten einen einfachen beruf angegeben hätte, den auch ein einfacher beamter sofort versteht, wie zum beispiel lehrer oder sowas. ich, von der frage überrascht, sage „social worker“ und dann auch noch „in a cultural center“. der mann versteht das nicht und schickt mich zum zollbeamten im roten bereich. der fragt mich alles nochmal, durchsucht meine tasche und meint am ende, er wüßte auch nicht, warum der andere mich zu ihm geschickt hätte und beginnt, fast als wolle er sich damit entschuldigen, noch eine kleine unterhaltung.
trotzdem erreiche ich noch pünktlich meinen anschlußflug nach los angeles.
schon der anflug auf los angeles ist anders. plötzlich ist nicht mehr alles schwarz sondern alles hell. wo bei anderen städten aus der luft ein begrenztes spinnennetz von lichtern zu sehen ist, ist es hier ein lichterteppich bis zum horizont. eine riesige beleuchtete fläche an deren rand zum pazifik wir landen.
ich fahre mit dem kostenlosen flughafen-shuttlebus zum parkplatz c wo das „bus transit center“ ist. das könnte der größe nach auch der busbahnhof einer deutschen kleinstadt sein. der parkplatz c hingegen ist größer als die düsseldorfer messeparkplätze.
der einstieg in das verkehrssystem von los angeles. nach einer halben stunde kommt der letzte blue bus nach santa monica, wo ich für die ersten tage in der jugendherberge absteige. 50 cent kostet die etwa 15 km weite fahrt. die jugendherberge ist der jugendherberge in new york recht ähnlich. groß und relativ bürokratisch, sauber, alkohol und drogenfrei und das frühstück ist nur ein wenig günstiger als im bistro nebenan. dafür kostet die übernachtung 19 $. nach einem kurze mitternachtsspaziergang zum meer – ähnlich wie in new york, wo ich um zum hudson river zu gelangen erst einen freeway überqueren musste verläuft auch hier zwischen der stadt und dem strand eine autobahn – falle ich müde ins bett.
samstag spare ich mir das frühstück in der sterilen jugendherberge und ziehe gleich los durch die stadt. eine „europäische“ fußgängerzone – hier etwas besonderes weil es anderswo nur überdachte und bewachte „malls“ gibt -, viele buchläden, cafes, …
in einem cafe, das gleich fünf verschiedene sorten kaffee anbietet, brasilianischen, kolumbianischen, etc., frühstücke ich und suche im la weekly nach interessanten theater- und musikevents in den nächsten tagen.
später laufe ich über den pier der auch einen kleinen vergnügungspark mit achterbahn, riesenrad und überdachten kinderkarussel beherbergt.
hier leihe ich mir für 14 $ für einen tag ein fahrrad und fahre auf dem ocean bike way nach süden. der ocean bike way ist santa monica erstmal eine baustelle mit umleitungen für die fahrräder wie bei einer autobahnbaustelle für die autos. später schlängelt er sich dann zwischen palmen, uferpromenaden und meer am strand entlang. ich kann sozusagen direkt über den strand fahren, etwas, was ich mir an der nordsee schon oft gewünscht hatte.
es dauert nicht lange und ich bin in venice. das erste gebäude ist ein jüdisches zentrum und gleich daneben das on the waterfront cafe. ab hier beginnt eine etwa 2,5 km lange promenade auf der jedes wochenende ein großer flohmarkt stattfindet. klamotten werden verkauft, henna-tatoos aufgemalt, kleinkünstlerInnen führen ihre kunststücke auf, …
etwa in der mitte der promenade steht das beach cotel. ich weiß nicht warum es cotel heißt, aber es ist direkt am meer und kostet nur 15 $. vielleicht ziehe ich montag hier her. allerdings ist es hier – zumindest jetzt am samstag mittag – recht laut, da direkt vor dem hotel an vielen ständen laute musik lärmt.
einen block weiter ist der muscel beach, der seinen namen von einem eingezäunten gewichthebe-trainingsbereich hat in dem ein paar muskelmänner große hanteln stemmen.
nach venice muß ich links abbiegen um die marina del rey, los angeles noblen yachthafen zu umfahren. dabei komme ich an den kanälen vorbei, die venice den namen gaben. das venedig der westküste.
schöne grüne welt. an einem dieser kanäle soll jim morrison gewohnt haben, dessen bildniss auch an eine hauswand gemalt ist.
zu seiner zeit war die atmosphere hier vielleicht anders. im moment ist sie vor allem von den massen die durch die straßen ziehen wie auf der größten kirmes am rhein bestimmt.
die marina del rey ist ein riesiger yachthafen. wie alles in dieser stadt groß ist, ist auch dieser yachthafen so groß, wie anderswo ganze industriehäfen. aber die atmosphere ist eben auch die einer großen marina. langweilig.
nach marina del rey kommt die playa del rey. villen auf einem hügel und ein verlassener strand. aber hier sehe ich immerhin die ersten surferInnen.
ich komme jetzt in den bereich der los angeles international airport lax. hier, am dockweiler beach beginnt ein industriegebiet mit einem kraftwerk und industrieanlagen von chevron. vielleicht auch nur ein öllager. früher wurde hier und auch in venice ja nach öl gebohrt, aber diese quellen sind wohl abgesaugt.
der ocean bike way führt unterhalb der fabrikanlagen entlang zum manhatten state beach. schnell ändert sich wieder die szenerie, villen auf den hügeln neben dem strand, die straßen führen steil nach oben wie in san francisco. hier, am dockweiler beach beginnt ein industriegebiet mit einem kraftwerk und industrieanlagen von chevron. vielleicht auch nur ein öllager. früher wurde hier und auch in venice ja nach öl gebohrt, aber diese quellen sind wohl abgesaugt.
der ocean bike way führt unterhalb der fabrikanlagen entlang zum manhatten state beach. schnell ändert sich wieder die szenerie, villen auf den hügeln neben dem strand, die straßen führen steil nach oben wie in san francisco. vom manhatten state beach komme ich nach hermosa beach. hier gibt es auch wieder sowas wie ein zentrum, einen zentralen platz am meer.
allerdings ist es schon vier uhr und da ich um 6 uhr das fahrrad im 20 km weit entfernten santa monica zurückgeben muß mache ich mich etwas zügiger auf die heimfahrt.
von sante monica nehme ich am abend nochmal einen blue bus um nach venice zu fahren. am abend ist hier alles etwas ruhiger. ich esse im on the waterfront cafe einen orientalischen salat mit huhn, schreibe und plane meine nächsten schritte in los angeles.
später laufe ich nochmal ins zentrum von venice zum beach cotel und muscel beach. um diese zeit ist hier alles ausgestorben, die vielen läden haben ihre eisernen rolladen heruntergelassen, die stände sind abgebaut und die gewichte weggeschlossen. es gibt auch kaum kneipen, aber restaurants die noch geöffnet haben. langweilig.
ich sehe wie zwei polizisten einen obdachlosen kontrollieren. er steht da mit hinter dem kopf verschränkten händen, während sie seine papiere überprüfen. er will seine hände herunternehmen, aber sie bedeuten ihm, sie oben zu belassen. ich beobachte die prozedur aus einigen metern entfernung bis die polizisten wieder abziehen. der obdachlose setzt sich wieder auf seinen klappstuhl zwischen zwei großen seesäcken. überhaupt sehe ich hier sehr viele obdachlose. in hauseingängen, auf grünflächen, …
über die mainstreet laufe ich zurück richtung santa monica. nach einem kurzen stück auf dem gar nix los ist beginnen etwa ab der pier avenue die kneipen und restaurants santa monicas. ich gehe ins world cafe um mails zu verschicken, den wer hier für 7 $ etwas trinkt kann die internet terminals kostenlos benutzen. meine heineckenflasche für 4 $ tut es auch.
ich verschicke meine mail und bekomme nur eine errormeldung. der text ist weg. und das ganze auch noch in microsoft outlook, was hier wohl der standard ist. der zuständige angestellte meint nur, ich könne hier keine mails verschicken und wo mein text ist wisse er auch nicht. die meisten standardprogramme gibt es nicht und der zugang zur festplatte ist versperrt.
aber ich komme schließlich doch mit dem notepad in den outfile in dem ich tatsächlich meinen text noch finde. aber jetzt will der typ in fünf minuten dicht machen und zu gmx.de bekomme ich immer noch keine verbindung.
im letzten moment speichere ich meinen text einfach in das neue stattbuchgästebuch, das ich testweise in düsseldorf schon ins netz gestellt hatte. so ist er wenigstens nicht verloren.
ein stück weiter auf der rechten seite der main street entdecke ich das wednesday house. eine kleine kneipe mit klamottenverkauf, sofas, livemusik und cybersurfing. während vorne langhaarige blonde jungen zur holzgitarre singen starte ich für 1 $ pro 10 minuten nochmal ins netz, finde meinen text und versuche erneut ihn zu mailen. diesmal klappt alles, es gibt eudora zum mailen und einen icm browser zum surfen.
zwischen 1 und 2 uhr komme ich schließlich wieder ins zentrum von santa monica. hier gibt es noch eine menge geöffneter bars und clubs, aber alles sieht recht exklusiv aus. oft mustern türsteher jeden und jede der oder die reinwill ausgiebig. vor einem laden stehen zwei fotografen, die wohl darauf warten, das irgendwelche wichtigen leute eintreffen.
ich versuche gar nicht erst irgendwo reinzukommen, die läden sehen sowieso nicht besonders freakig aus.
am sonntag frühstücke ich bequemerweise im youth hostel und überlege weiter, was ich in den nächsten tagen machen will. mein bett hier habe ich noch bis morgen reserviert und was anderes habe ich auch noch nicht. aber in dieser stadt muß ich genauer planen weil es nicht so schnell geht, einfach mal von einem teil der stadt in den anderen zu fahren, wo ich noch irgendwas sehen will.
ich entschließe mich, nach vielem abwägen, doch den größten teil der zeit im santa monica youth hostel zu bleiben und lasse nur die letzten zwei nächte noch offen. von hier aus sind die verbindungen nach hollywood, downtown los angeles und zu den stränden schon recht gut. hollywood oder downtown wäre wohl zentraler aber ich möchte am meer bleiben. und der mta-bus 4/304 fährt die ganze nacht auf der strecke downtown, hollywood, west hollywood, beverly hills, santa monica.
ich laufe noch ein wenig durch santa monica und fahre dann mit dem mta-bus über den santa monica boulevard nach beverly hills.
hier spüre ich den reichtum geradezu auf der straße, einfache imbissbuden gibt es nicht, einkaufsläden oder supermärkte schon gar nicht. selbst die hamburgerläden sind hier noble restaurants, viel mode, schmuck, u.ä. auf dem rodeo drive, der königsallee los angeles.
hier ist das museum of television and radio. eigentlich gar kein museum sondern eine große hi-tech video-bibliothek. ich schaue mir historische politische werbespots von eisenhower – „wir sind auf einen krieg nicht ausreichend vorbereitet“ – und kennedy sowie zwei filme über schwule und lesben an.
ein cbs report von 1963 „The Homosexuals“ und einen beitrag der reihe „In the life“ von 1993 zu den „Marches to Washington“. im cbs report kommen zunächst nette und glückliche schwule zu wort, dann ein schwuler der schon zweimal wegen homosexuellen kontakten im knast war und mit einem dritten mal lebenslänglich riskieren würde. er ist unglücklich mit seiner homosexualität, in psychologischer behandlung und hofft einmal ein hetero zu werden.
das passt zu den aussagen von dr. charles socarides, ein psychoanalytiker von der new yorker albert einstein school of medizin. auf die frage einer studentin, ob er sich keine glücklichen schwulen vorstellen könne, für die die homosexualität der richtige lebensstil ist, meint er, wer homosexuell ist fällt aus der rolle und kann deshalb langfristig nicht glücklich sein!
der film „Marches to Washington“ zieht parallelen zwischen den märschen der bürgerInnenrechtsbewegung und des marsches von einer million schwulen und lesben am 25.4.1993 nach washington. immerhin was der schwul-lesbische marsch eine der größten demonstrationen in der geschichte der usa.
die filme werden im museum in einer computerdatenbank aus ca. 9500 filmen ausgewählt und dann automatisch an arbeitsplätzen mit monitor, kopfhörer und bedienungspult abgespielt.
nach dem museumsbesuch fahre ich in den nächsten stadtteil: west hollywood. wo ich hier bin wird schon an den regenbogenflaggen deutlich, die hier in der mitte des santa monica boulevards wehen.
in einem hamburgerladen am straßenrand esse ich neben hübschen strichern etwas und ziehe dann los in die gay community von los angeles.
der santa monica boulevard in west hollywood ist wie die castro street in san francisco. cafes, bars, boutiquen, sexshops. nur ist hier alles etwas mehr auseinandergezogen über etwa 5 km. auch hier sind die meisten dienstleistungsunternehmen (makler, reisebüros, etc.) gay-orientiert.
am anderen ende von west hollywood, auf der rechten seite des santa monica blvd. liegen bereits die hollywood studios der warner bros., komme ich zum celebration theater und schaue mir „Naked Boys Singing“ an. keine pornoshow sondern ein relativ normaler song-abend in dem die inhalte der songs vom nacksein handeln und die sänger nackt singen.
eine gewisse selbstverständlichkeit mit der hier mit dem nacktsein umgegangen wird, die in den prüden usa schon beachtenswert ist. aber hier ist selbst die los angeles times begeistert.
am montag frühstücke ich im interactive cafe am broadway. ein schönes cafe mit einem internet terminal wie im wednesday house, allerdings gerade „Out of funktion“ und für 1 $ käme ich hier auch nur 5 statt 10 minuten ins netz.
nach dem frühstück fahre ich mit dem bus nr. 9 zur 18. straße. im bus hängt ein kurzes essay der gewinnerin eines essay wettbewerbs der busfirma. die autorin beschreibt eine busfahrt vom strand nach hause. mit ihr steigt ein 16 bis 17jähriger junge mit blonden iro, ohr-, nasen- und brustringen, bauchnabelpiercing und nietenlederjacke ein. er erschreckt sie und sie setzt sich mit ihrem mann so weit weg, wie sie nur können. später steigt ein paar mit einem baby ein, das in einem fort schreit. plötzlich hört sie jemanden singen wie einen engel. auch die müden gesichter der anderen fahrgäste hellen sich auf. sie schaut sich um und sieht, dass es der junge ist, der sie so erschreckt hat, der das baby in den schlaf singt.
an der 18. straße ecke olympic blvd. steige ich aus, werfe einen blick auf den santa monica freeway und gehe weiter zum 18th street arts complex. eine kleine sackgasse mit verschiedenen kunsprojekten, etwa so wie in new york im haus 529 in der 20. straße, nur eben dass es statt einem haus mit 11 etagen eine handvoll häuser mit ein bis zwei etagen sind. gallerien, ateliers und das erste internetcafe der welt, das electronic café. leider ist es geschlossen, öffnet nur noch zu speziellen veranstaltungen, z.b. im bereich der „cyber culture“.
durchs fenster werfe ich einen blick hinein. weniger ein high tech center sondern mehr ein chaotisches büro mit sofas, alten schreibtischen und alten computern.
danach laufe ich über die 17. straße nach süden. endlose straßen, avenues und boulevards in alle richtungen. kleine ein bis zwei stöckige wohnhäuser, kleine firmen, eine schule. am ende der 17. straße komme ich zum santa monica college.
ein großes parkhaus, ein großes blau-grünes gebäude und sportplätze. hinter dem gebäude stehen holzbaraken, die „science villiage“ mit unterrichtsräumen, chemielabor, … auf dem rasen sitzen studentInnen in der sonne, lesen, schreiben, trinken, …
mit dem bigbluebus fahre ich den pico blvd. herunter zum museum of tolerance. mit einer grossen gruppe von schülerinnen des notre dame colleges in roten college uniformen höre ich den vortrag einer überlebenden. sie kommt aus polen, kam mit ihrer familie ins ghetto in ihrer stadt, später in andere ghettos, kam nach treblinka, auschwitz und ravensbrück. sie verlor ihre familie und ging nach dem krieg in die usa.
immer wieder sagt sie, sie hätten keine andere chance gehabt, als alles zu tun was die deutschen gesagt haben, sonst wären sie ermordet worden. die frau ist an dem punkt, an dem sie erzählt, wie sie erfahren hat, dass ihre eltern tod sind, den tränen nahe. aber den schülerinnen ist kaum anzumerken, ob sie das bewegt.
nach dem vortrag beginnt eine “tour” durch das museeum. wie in disneyland, könnte mensch meinen. das ganze hat tatsächlich wenig vom langweiligen musealen charakter vieler ausstellungen mit fotos, kopien von zeitungen, texten und ein paar exponaten.
aber das museeum nimmt seine inhalte trotzdem ernst, auch wenn es sie in eine unterhaltsame und interaktive form pakt.
am anfang steht eine video-installation in der ein mann etwas erzählt von recht, unrecht und verantwortung. sein kopf, sein oberkörper, seine beine, alles ist verschoben auf verschiedenen monitoren, rechts und links zwei weitere mit noch mehr köpfen die auch noch was erzählen.
im nächsten raum kann mensch sich an eine theke setzen und einen film ansehen über einen verkehrsunfall eines betrunkenen, minderjährigen fahrers. gezeigt wird die mutter, die freundin die den alkohol kaufte und der verkäufer, der ihr trotz gefälschter id alkohol gab. danach muss mensch sich entscheiden und entsprechende knöpfe drücken. wer ist verantwortlich?
das ergebniss der “abstimmung” wird auf dem monitor angezeigt. danach kann mensch die beteiligten “interviewen”. erst wird ausgewählt, wer gefragt werden soll und dann kann eine von fünf fragen gewählt werden und nach etwa fünf minuten zeit für die interviews wird die frage nach der verantwortung wiederholt.
lernziel: jeder und jede trägt verantwortung.
im folgenden teil der ausstellung wird der bezug zur amerikanischen geschichte hergestellt, zum rassismus, zu historischen hochs und tiefs der toleranz. auf einem multimediascreen kann mensch sich durch die jüngste geschichte los angeles scrollen. die riots von 1992 in einzelberichten, stellungnahmen von politikern, gangchefs, polizisten, etc. die darstellung bemüht sich neutral zu sein. prangert “intoleranz” auf jeder seite an.
dann kommt die eigentliche holocaust-ausstellung. mensch kommt in einen dunklen raum und zieht einen “passport” mit dem bild eines opfes. dann werden versschiedene szenenbilder beleuchtet und mensch hört erklärungen und hört menschen aus der szenerie sprechen. historikerInnen erläutern zeitungsartikel. in einem berliner cafe anfang der 30er jahre spricht eine deutsche jüdin mit ihrer amerikanischen freundin, ein späterer kz-arzt mit seiner frau, …
immer wenn die szenerie sich verlagert wird es woanders hell und der ton wechselt den ort. manchmal öffnen sich auch türen in neue räume. der vorletzte raum ist eine stilisiert nachgebaute gaskammer.
am ende der ausstellung kann mensch seinen passport in eine maschine stecken und sieht nochmal das einzelschicksal “seines” opfers auf einem monitor und bekommt es ausgedruckt.
ausserdem gibt es im museeum natürlich filme (z.b. über civil rights in den usa) und eine multimediaabteilung in der mensch an monitoren interviews, historische dokumente u.ä. abrufen kann.
holocaust entertainment?
inhaltlich gibt es natürlich mängel, das kapital wird nicht erwähnt und auch sonst fehlt einiges. aber die form ist interessant. mensch kann durch diese ausstellung nicht durchhetzen, folterinstrumente ansehen und texttafeln maximal überfliegen. die “tour” zwingt zum verweilen, spätestens vor verschlossenen türen, zum zuhören.
ich komme erst um 5 uhr aus dem museeum, deutlich später als geplant und bald wird es schon dunkel. ich laufe richtung century city. linke ein abgeschlossenes wohngebiet. eingezäunt, mit privatem sicherheitsdienst. direkt dahinter der “private country club” mit golfplatz. auch davon gibt es zwischen santa monica und hollywood einige.
century city – ein stadtteil der seinen namen von einer firma hat. 20th century fox. als die firma sich verkalkuliert hatte musste sie einen großteil ihres geländes verkaufen und so entstanden die ersten skyscraper in los angelos.
ich laufe an den fox studios entlang. auch hier wird offensichtlich noch produziert, auch wenn die großen studiofabriken mittlerweile von hollywood nach burbank umgezogen sind.
ich nehme wieder metro-busse und fahre nun endlich nach hollywood wo ich erst im dunklen ankomme. machtnix.
hollywood ist wie time square. viel neon, viele teure touri-läden, wenig wirklich interessantes. vor dem chinese man theater, dem berühmten kino im zentrum von hollywood wo die stars ihre unterschriften, hand- und fußabdrücke in pflastersteine graviert haben, finde ich auch ein politisches symbol. den stein des top gun stars tom cruise ziert auch ein peace zeichen.
ich will die zentrale der touristischen attraktionen schon wieder verlassen, hole mir nur noch eine schnelle pizza, da höre ich zufällig neben dem pizza laden in “the green room” zwei langhaarige mit holzgitarre. ich setze mich auf einen kaffee (brasilianisch, stark). ich bin der einzige gast werde vom blonden gitarristen matt auch gleich persönlich und mit namen begrüßt. auch nach dem konzert verabschiedet er sich mit handschlag, “see you”.
ich laufe zum sunset blvd. und fahre wieder zurück nach west hollywood. an der grenze zwischen hollywood und west hollywood liegt der viper room. ein club der auch johnny depp gehört und vor dem river phoenix starb.
heute abend ausverkauft, nur leute die auf der gästeliste stehen kommen noch rein. ich stehe nicht auf der gästeliste und gehe daher weiter zum whisky a gogo. hier komme ich rein, fünf bands spielen heute abend in dem club, in dem auch bands wie die doors gespielt haben. die erste band, the devics hat eine sängerin mit herausragender stimme und spielt musik die mich an die hamburger schule erinnert. ich nehme mir vor, mir eine cd zu besorgen. die nächste band, cuba las vegas hat einen sänger mit einer stimme wie jim morrison. der club gefällt mir.
nach den konzerten laufe ich den sunset blvd. weiter nach westen. vor dem key club stehen viele schwarze auf der straße, viele polizeiwagen, ich weiss nicht genau warum. eigentlich ist alles ruhig, aus dem club schallt musik.
die sheriffs passen auf, dass alle die straße auf dem gehweg überqueren. eine frau, die trotz ihrer aufforderung den 300m weiter wegliegenden gehweg zu benutzen zwischen den polizisten hergehen will, bekommt direkt ein ticket.
noch etwas weiter westlich gehe ich noch den sunset hill weg hinauf durch bel air. tatsächlich ist die luft hier besonders gut, nicht nur sauber, sie riecht auch besonders, vermutlich wegen entsprechender planzen die hier in den gärten der superreichen blühen. fußwege gibt es nicht – mir begegnet auch sonst niemand zu fuß – und an jedem haus stecken schilder, welche “armed patrol” sie bewacht.
am dienstag morgen fahre ich wieder den santa monica blvd. entlang. er kommt mir auf der fast einstündigen fahrt schon recht vertraut vor. ich fahre bis zum hollywood memorial park friedhof und laufe dann einmal um die paramouth studios herum. ein komplex, etwa so groß wie die düsseldorfer altstadt. von aussen uneinsichtig, eine fabrik.
ich zahle 15 $ für eine führung. von innen sind die studios eine kleine stadt mit einem restaurant, einer feuerwehrstation, werkstätten, büros und natürlich studios. stage 1 bis stage 25 oder so. der führer erzählt, in welcher halle welche filme gedreht wurden. in der mitte des komplexes stehen wir plötzlich in new york. mehrere strassenzüge mit häusern, u-bahn zugängen, etc. sind hier aufgebaut.
das schulgebäude aus die hard III kann wahlweise auch postamt oder rathaus werden. die fassaden alle häuser sind aus zu ziegelsteinen modellierten glasfieber. die fassaden können schnell verändert werden, türen können ausgetauscht werden, etc. ein haus kann abbrennen und ist innerhalb von einem tag wieder aufzubauen.
heute werden in den studios vor allem tv shows und immer noch star trek filme und serien gedreht.
nach der führung fahre ich nach downtown los angelos. ich steige am civic center aus. eine großzügige anlage mit bürohäusern, rasenfläche, springbrunnen, … und einem schild, dass betteln, übernachten, bummeln (loiter) u.ä. hier verboten ist.
ich laufe zur union station. ein sehr schöner bahnhof mit palmen, innenhöfen, mit springbrunnen und einem großen wartesaal mit ledersesseln. allerdings ist nicht sehr viel los. einmal am tag gibt es einen fernzug nach chicago, der dann drei tage dorthin unterwegs ist. und es fährt ein zug nach seattle und einer nach orlando. mehrmals am tag fährt der san diego express nach st. barbara im norden und nach san diego im süden. 19,5 $ kostet die einfache, zweieinhalbstündige fahrt nach san diego. aber ein trip nach san diego wird mir, glaube ich, doch zu viel.
ich fahre von der union station mit dem dash-bus für 25 cent in den financial district. ein knappes dutzend skyscraper, büros, kaum infrastruktur, kaum läden, cafes, buchhandlungen, nur beton und glas und mc donalds. tot. ganz anders als die wall street.
ich laufe zum pershing square. auch hier wieder schilder mit vielen “no’s”:
no loitering
no sleeping
no bikeing
no drugs
…
insgesamt ist downtown l.a. eine tote stadt.
ich nehme den blue bus express 10 für 1,25 $ zurück nach smanta monica. der bus fährt durch downtown zum santa monica freeway. der ist hier, südlich von downtown immerhin 14 spuren breit.
zurück in santa monica besuche ich noch ein paar buchhandlungen und plattenläden, die hier bis spät abends geöffnet haben. ich habe ohnehin den eindruck, das es in santa monica die größten buchhandlungen gibt, daß diese stadt im osten on l.a. ein wenig intellektueller ist als l.a. selbst.
anfang der 40er jahre waren ja auch brecht, adorno, marcuse und andere hier im exil. brecht schrieb hier seine hollywood elegien.
am abend treffe ich zwei deutsche in der jugendherberge, die heute in den “universal studios” waren. sie sind von dem kinovergüngungspark eher enttäucht, wenige touren, die meisten seien sehr kurz, sie hätten mehr erwartet.
am mittwoch frühstücke ich mit den beiden. einer von ihnen macht zwei monate urlaub hier. er hat sich in florida ein auto gekauft, ist einmal quer durch die usa gefahren, durch zwei meter hohen schnee im gran canyon, bis nach san francisco. irgendwann ist das auto kaputt gegangen und für das letzte stück bis l.a. hat er noch ein auto gemietet. jetzt fliegt er übermorgen nach new york city und nächste woche zurück nach deutschland. der andere kommt auch gerade aus san francisco und macht gerade zwei wochen usa-urlaub. er erzählt von einer autofahrt durch south central, wo andere weisse autofahrer ihm zeichen gaben, bloß die türen zu verriegeln.
die ersten tage war er in den banana bungalows in hollywood, meint aber die seien recht heruntergekommen, nachts sei es sehr kalt gewesen und im disco- und essensraum habe er sogar eine ratte gesehen.
ich laufe nochmal durch santa monica zum united büro 10. strasse ecke wilshire blvd. hier im nordwesten des zentrums ist das strassenbild nördlich des wilshire blvd. von schönen einfamilienhäusern geprägt. keine villen, aber auch keine reihenhäuser.
bei united erfahre ich, daß ich samstag nicht schon früher nach chicago fliegen kann, weil ich dann so lange aufenthalt hätte, daß es ein stop over wäre, den ich mit meinem ticket nicht haben darf.
ich fahre von hier aus mit dem blue bus nr. 10 nach pazific palisades.
der busfahrer, ein älterer schwarzer, bärtiger mann, erkennt mich an meinem akzent als deutscher und verabschiedet sich in pazific palisades mit “auf wiedersehen”. die endstation liegt etwa 100m über dem meer.
zwischen zwei häusern ist eine freie fläche, über die ich bis an den rand des abhanges zum meer komme. unten sehe ich einige surfer in den leichten wellen, auf ihren brettern liegend, herumpaddeln. von hier aus fahre ich mit dem metro bus den sunset blvd. entlang vom pazifik bis nach downtown. zwei stunden braucht der bus für die strecke, die sich auf dem weg sehr verändert. am anfang der ausblick auf den pazifik, villen, surfer, … dann geht es durch pazifik palisades, ein nobel viertel wo die villen meist soweit entfernt von der strasse sind, das mensch sie gar nicht sieht. alle paar kilometer ein kleiner stand am strassenrand an dem jemand „star maps“ verkauft, pläne, auf denen die vermeintlichen adressen der stars verzeichnet sind. leo ist nicht hier, also habe ich gar nicht gross gesucht.
etwa 4000 hausnummern nach dem pazifik (dort hatten die häuser nummern um 16000) beginnt dann beverly hills. immer noch sehr nobel, aber mensch kann die villen sehen (und die kleinen schilder „westec armed patrol“). einige zeit später kommt dann west hollywood. hier sind die zentralen clubs, der key club, das whiskey a gogo, der viper room, etc. nach diesem kurzen „entertainment zentrum“ folgen einfachere ein- bis zweistöckige häuser, viel werbung (gab es am anfang gar nicht), kleingewerbe, …
später kommt dann hollywood mit den schon beschriebenen „tourist attractions“, dem manns chinese theater, wax-museeum, tourielaeden, …
noch hollywood kommen wieder kleinere häuser die dann immer grösser und städtischer werden. schliesslich schwenkt der boulevard nach südwesten und führt durch silver lake. hier sind die meisten werbetafeln spanisch, cafes an der strasse, …
bis in der ferne die skyscraper von downtown la auftauchen. nach einiger zeit biegt der bus dann in downtown vom boulevard ab.
in downtown steige ich dann wieder um in den dash bus und fahre zum museum of contemporary art (moca). es ist sehr viel kleiner als die museen of modern art in new york und san francisco. (zeitgenössig meint ja auch ab 1945). die eigene sammlung des museeums beschränkt sich weitgehend auf amerikanische künstlerInnen.
ausgestellt wurde eine videoinstallation von jessica bronson „world picture“. luftaufnahmen von l.a. werden auf zwei halbrunde und durchsichtige leinwände projeziert.die kamera filmt senkrecht von oben auf freeways, über lautsprecher tönen motorengeräusche, irgendwann ein crash, die kamera dreht sich vertikal, fängt sich wieder und es geht weiter.
jessica bronson ist die zweite stipendiatin des moca, das californischen künstlerInnen die noch nie in einem museeum ausgestellt haben, dies durch diese stipendien ermöglichen will.
ausserdem gab es eine ausstellung von charles ray: ein tisch mit gefässen mit schwarzer tinte auf glas (viral research, 1986). die gläser, flaschen und kannen sind unter dem tisch mit schläuchen verbunden so dass die höhe der flüssigkeit in allen gefässen gleich ist. weitere tische mit gegenständen (how a table works, 1986; tabletap, 1989) ein kaputtes auto aus fieberglas (unpainted sculpture, 1997) und dann ein nackter mann (male mannequin 1990). wie eine schaufensterpuppe, nur der schwanz sehr realistisch.
im nächsten raum eine angezogene frau (fall ’91, 1992) und dann acht nackte männer (Oh! Charly Charley, Charley …, 1992). ein mann kniet und hält die füsse eines anderen, der auf dem rücken liegt und onaniert. über diesem ein mann, dessen schwanz er lutscht, hinter dem ein mann kniet der seinen schwanz in seinen arsch schiebt. vor diesem mann steht ein mann, der seine brustwarzen berührt. der mann, dessen schwanz gelutscht wird, lutscht die zehen eines anderen mannes dessen schwanz von einem anderen mann gelutscht wird und dessen kopf von einem anderen mann gestreichelt wird. alle männer sehen realtiv gleich aus, keine modells, braune relativ kurze haare nur am kopf und am schwanz. alle schwänze sind mehr oder weniger erigiert. porno im kunstmuseeum? und das im puritanischen amiland? auf jeden fall spannend.
nach dem museeumsbesuch fahre ich mit dem dash bus zurück zur union station und laufe durch die olivera street, das”mexikanische viertel”. die meisten mexikanerInnen leben in l.a. natürlich nicht hier. aber hier liegt klein mexico, extra für touries aufgebaut. inclusive der missionsstation, die die stadt begründete.
praktischerweise findet sich hinter mexico city gleich chinatown. aber die geschäfte schliessen schon langsam und es wird auch dunkel. im restaurant foo chew bekomme ich um 18.05 uhr gerade noch den ermäßigten dinner preis der bis 18 uhr gilt, von 3,95 $ für eine leckere hühnersuppe, eine kleine frühlingsrolle, ein sehr leckerer teller mit hähnchenfleich süß-sauer mit früchten und reis.
danach fahre ich wieder mit dem letzten blue bus über den santa monica freeway zurück nach santa monica und weiter nach venice zum wednesday’s house (main street 2409 ecke hollister).
“This funky ‘70s clad house offers Net surfing, chess, ‘fun bagels foods’ and over 100 types of coffee an tea!” steht in der showtime, dem kulturinfo für santa monica, venice und die westside.
auch heute wieder live musik, nette atmosphere und als ich einen dollar in die cybersurf maschine schiebe stelle ich mit schrecken fest, dass ich dafür nur eineinhalb minuten surfen kann. aber der hübsche langhaarige barkeeper klärt mich auf, das da eineinhalb stunden stehen. den fehler nehme ich gerne in kauf und beantworte und schreibe ausgiebige emails.
später stelle ich fest, dass heute das ”open mic” ist, eine kombination von plug’n’play und poetry slam. sänger und sängerinnen wechseln sich ab mit dichtern und dichterinnen. viele singen einfach nur zur gitarre, mache haben noch percussions dabei. gute musik, nette leute, ich bleibe noch bis mitternacht und laufe dann am strand entlang, zurück nach santa monica, vorbei an rauschenden wellen, von liebespaaren besetzten life-guard türmen und vereinzelten skatern auf dem ocean bikeway.
am donnerstag verlasse ich santa monica beach und fahre mit bussen die küste entlang nach hermosa beach. die fahrt mit dem blue bus incl. transfer zum metro bus kostet nur 75 cent, der metro bus alleine hätte 1,35 $ gekostet.
in hermosa beach nehme ich ein zimmer im surf city hostel. die atmosphere hier ist eine total andere als in der jugendherberge in santa monica. die wände sind mit bildern von surfern bemalt und es gibt massenweise infos über surf-hostels auf hawai und an anderen orten der welt.
mein zimmer hat nur drei betten und die anderen beiden bewohner haben ihre klamotten bereits bunt zerstreut. es gibt eine alte kommode in die mensch seine sachen räumen kann und aus dem fenster sieht mensch auf den strand. gefällt mir gut hier.
doch erstmal fahre ich mit dem bus zurück zum flughafen und von dort nach watts. von hermosa beach in die stadt zu kommen dauert noch länger als von santa monica. der bus zum flughafen braucht bereits 40 minuten und der bus von dort nach watts ungefähr nochmal so lange. und die skyscraper von downtown liegen noch in weiter ferne …
ich laufe durch watts. die häuser sind hier einfacher als in den stadteilen im norden und auf den wegen begegnen mir fast nur schwarze. die autos, die auf den straßen fahren sind recht klapprig.
ich laufe zu den watt-towers, einem monument aus neun skulpturen von simon roida. gebaut aus stahl, mörtel und kacheln. roida begann 1921 und baute 33 jahre daran in seiner freizeit, während er tagsüber als bauarbeiter arbeitete.
anfang der 50er jahre verließ der 75jährige roida los angelos um zu seiner familie nach martinez, california zu ziehen. wenige jahre später wollte die bauverwaltung von los angelos das monument abreißen. eine bürgerInnen initiative verhinderte das und ließ ein gutachten erstellen, das die sicherheit des monuments bestätigte. heute ist das monment in öffentlicher hand und wird dummerweise gerade bis ins jahr 2000 renoviert, so dass ich das meiste nur durch ein baugerüst sehen kann.
neben den towers gibt es noch eine kleine gallerie mit einer ausstellung von kunst von schwarzen.
ich laufe weiter durch watts bis zur metro green-line.
insgesamt gibt es nur drei metro-linien hier in los angelos. die red-, die green- und die blue-line. hier draussen liegen die schienen überirdisch, bei der green-line fahren sie sogar in der mitte des 12-spurigen anderson freeway her, der vom flughafen nach osten führt. dabei sind in beiden richtungen zwei spuren für ”car-pools” reserviert, also autos mit mindestens zwei personen.
ich fahre mit der greenline nach el segundo. der himmel hat sich mittlerweile bedenklich zugezogen, das erste mal seit sechs tagen keine sonne! es ist kalt und ich beeile mich mit dem bus zurück nach hermosa beach zu kommen und lege mich erstmal etwas hin.
meine beiden zimmer mitbewohner sind australier, einer ist gerade heute aus sydney hier hergekommen und ist noch etwas orientierungslos und müde. er fragt besorgt, ob es hier immer so kalt sei.
nachdem ich aus meinem zimmer den sonnenuntergang verfolgt habe, esse ich in scottys o the beach mit blick auf strand und pazifik und live-klaviermusik einen cheeseburger.
den abend verbringe ich in der jugendherberge und lese “city of quarz”. ich setze mich in einen der aufenthaltsräume. eine frau fragt mich, was ich da lese. ich versuche es zu beschreiben aber da es nicht in fünf worten zu beschreiben ist, ist sie schon in einem anderen gespräch. fragen und antworten, möglichst kurz, unverbindlich und so schnell wieder zuende wie sie angefangen haben. american way of talking. später höre ich, dass die frau aus oxford ist. trotzdem ist die art der kommunikation typisch für das, was ich hier in den usa bisher erlebt habe.
später spielt ein dutzend gäste ein trinkspiel mit karten und fragen und trinkzwang bei falschen antworten. das passt. trotzdem ist die atmosphere hier schon familiärer als in der jh in stanta monica.
im nebenzimmer läuft der fernseher. fox bringt von 20 bis 22 uhr die besten car-crashs in professionellen und in amateuraufnahmen. trucks stoßen mit pkw’s zusammen, autos hängen an brücken, trucks werden von lokomotiven mitgerissen, … verkauft wird das ganze als sicherheitsinformation damit die zuschauerInnen sicheres fahren lernen. später in den fox 11 news um 22 uhr werden dann die aktuellen crashes in los angelos gezeigt. politische nachrichten gibt es nicht.
während von nebenan immer noch die drink! drink! rufe der spielerInnen herüberschallen hat sich ein gitarrenspieler auf die treppe gesetzt und spielt zwischen den dort aufgestellten surfbrettern.
alle versorgen sich im nahegelegenen liquer-deli mit bier. deutsches löwenbräu ist sehr beliebt, auch wenn niemand es richtig aussprechen kann. die flaschen werden in einem kühlschrank gelagert, der praktischerweise gleich in dem raum der spielerInnen steht.
am freitag morgen werde ich von einem sehr lauten alarm geweckt. einer meiner mitbewohner hat die heizung angemacht und ist dann in den waschraum gegangen. die heizung, ein einfacher heizdraht, begann zu rauchen und der rauchmelder ging an. nachdem wir die heizung ausgemacht haben ging nach einiger zeit auch der alarm wieder aus, aber sonst ist nichts passiert. etwas beunruhigend, für den fall, dass es wirklich mal brennt. aber vermutlich dachten alle nur, dass jemand verbotenerweise in einem zimmer raucht.
in den 15$ pro nacht ist im surf city hostel ein einfaches frühstück mit kaffee und toast enthalten. auch sehr angenehm und es gibt soviel kaffee wie mensch will. auch beim frühstück läuft der fernseher. little budda mit brad pitt.
nach dem frühstück leihe ich mir im hotel ein mountain bike. es ist zwar etwas klappriger als das rad letzten samstag und das hinterrad hat ein dickes ei. aber es hat dafür 21 gänge und kostet nur 10$ für den tag, egal wann ich es zurückbringe.
ich fahre erstmal am strand entlang in richtung norden, vorbei an vielen beachball feldern, joggern, skatern und bikern. ich fahre etwa 6 km am strand entlang bis zur “scattergood power plant”. hier, wo die industrieanlagen bis zum strand gebaut sind, sind große wellen und daher natürlich einige surfer.
auf dem rückweg fahre ich bis zum manhattan beach am strand entlang. der fahrradweg führt hier ganz unten am strand entlang. links davon führen viele treppen etwas höher zum fußgängerweg, neben dem die strand häuser beginnen und sich an den am hügel steil aufsteigenden straßen fortsetzen.
die manhattan beach pier führt etwa 50m aufs meer hinaus. jeder strand hat hier seinen pier. der in hermosa beach ist allerdings zur zeit eine baustelle.
von manhattan beach beach zurück nach hermosa beach fahre ich über die straße. in manhattan beach gibt es etwas mehr cafes und shops als im, noch etwa 3 km entfernten, hermosa beach.
“zuhause” in hermosa beach esse ich buffalo chicken wings auf dem dach der hennessys tavern unter der californischen sonne mit blick auf den strand bis nach manhattan beach im norden und redondo beach im süden.
nach dem lunch fahre ich weiter nach redondo beach. auf der linken seite taucht nach hermosa beach mal wieder ein kraftwerk auf, das teilweise mit großen waalen bemalt ist. die waale ziehen immer nach süden und kommen um diese zeit auch in los angelos vorbei. vor dem kraftwerk beginnt der yachthafen von redondo beach. nicht ganz so nobel wie marina del rey, aber auch hier überall zäune.
nach dem yachthafen folgt der unvermeidliche vergnügungspark auf einer großen hölzernen plattform die auf pfählen im meer steht. redondo beach ist der belebte badeort im südlichen teil von los angelos, hier sind größere hotels und parkplätze, die es in manhattan und hermosa beach weniger gibt.
ich fahre bis zum ende der bucht und noch etwas auf die hügel südlich von redondo beach hinauf um nochmal einen blick von oben auf ein kleines stück von los angelos zu werfen.
auf dem rückweg mache ich am strand von redondo beach halt, beobachte ein wenig die surferInnen in den gerade ziemlich geilen wellen und wage dann den schritt und gehe endlich schwimmen im pazifik. erst nur bis zum bauch ins sehr kalte wasser, dann wärme ich mich in der sonne wieder etwas auf. hier ist es etwa so warm wie im sommer an der nordsee, nur das wasser ist erheblich kälter. beim zweiten mal kann ich dann aber die wellen nicht mehr links liegen lassen und stürze mich hinein.
danach fahre ich, etwas unterkühlt, schnell zurück zum surf city hostel zur warmen dusche. im hostel mit ein paar flaschen grolsch aus dem liquer-deli, pizza von nebenan und den leuten die hier abhängen schreibe ich meine letzte email vom internet terminal das hier gleich im hotel steht, mache noch einen letzten abendspaziergang am strand.
um 7.30 uhr fahre ich mit dem metro bus zum flughafen. auch heute morgen wieder strahlender sonnenschein. im flughafen frühstücke ich einen sausage mc muffin mit ei und setze mich mit einem großen kaffee in die sonne, die durch die großen glasscheiben hereinscheint.
weil meine uhr nicht richtig geht – ich wunderte mich schon warum die zeit so langsam vergeht – verpasse ich fast mein flugzeug.
wir fliegen eine lange linkskurve über den pazifik mit einem excellenten blick auf die south bay und long beach und im hintergrund bis zu den bergen in der ferne nur stadt. nach einiger zeit fliegen wir über die wüste. der himmel ist zum größten teil klar. die rocky mountains sind auf der halben strecke gut zu sehen. erst über illinois wird der himmel bedeckt und über chicago liegt eine dichte wolkendecke.