August 4

venedig – neapel – capri – amalfi – ischia

im sommer fahre ich wieder mit zug und fahrrad nach italien, zuerst nach venedig und nach genua und auf die inseln capri und ischia von wo aus ich noch einen ausflug an die amalfiküste mache.

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bilder von italien bei flickr >>

ich fahre mit fahrrad und zug zunächst nach süddeutschland um freude zu besuchen und dann nach zürich wo freunde von der homolandwoche gerade ein haus, die villa plüsch besetzt haben.

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von dort geht es dann weiter nach venedig. in italien dauert zugfahren immer lang, wenn ich mit dem fahrrad unterwegs bin. nur regionalzüge und interregios nehmen fahrräder mit. und der zug, den die deutsche internet bahnauskunft mir als durchgehenden ic mit fahrradbeförderung von zürich bis venedig ausgab, nahm mein rad leider nur bis chiasso mit. von dort dann mit eben mit (inter)regionalen zügen weiter. umsteigen in mailand und in verona. und in verona fährt der zug zu geplanten zeit erstmal nicht los. warten. der schaffner kommt und sagt, der zug fährt nicht. alle steigen aus, mit dem fahrrad mit satteltaschen und viel gepäck dadrüber ist das immer ein kleiner act. alle stehen auf dem bahnsteig, niemand weiss was passiert. schließlich fährt der zug doch und niemand weiss warum.

aus dem zug schaffe ich es doch noch ein bett in einem hostel zu reservieren. in der jugendherberge war alles ausgebucht. mit einer halben stunde verspätung fährt der zug schließlich über einen damm auf die insel, zum bahnhof venzia santa lucia. von dort mache ich mich zügig auf den weg. aber an fahrradfahren ist in venedig nicht zu denken. es gibt zwar keine autos, aber dafür unmengen an fussgängern und alle paar hundert meter eine kleine brücke über einen kanal. und die brücken haben fast immer treppen.

jetzt bin ich auch ganz froh, nicht die jugendherberge gebucht zu haben. sie liegt auf der vom größeren teil venedigs getrennten insel giudecca, nur mit den vaporetti, den wasserbussen erreichbar und die nehmen keine fahrräder mit.

das ostello santa fosca ist teil eines größeren studentInnenwohnheims, wobei die studentInnen die reception besetzen und sehr freundlich sind, was in den offiziellen jugendherbergen nicht immer der fall ist. es ist auf jeden fall ruhig, mein fahrrad hat einen sicheren platz im hof und ich habe ein bett für die nächsten drei nächte.

am nächsten tag mache ich mich früh auf den weg. ich überquere den canale grande mit einer traghetti, einer gondelfähre für 40 cent. da es nur drei fussgängerbrücken über den canale grande gibt eine sinnvolle ergänzung und eine günstige weise an eine gondelfahrt zu kommen. die ‚richtigen‘ sind nämlich ziemlich teuer. in einer verhandlung mit einem gondelieri hörte ich eine summe von 80 euro.

das zurechtfinden in den gassen von venedig ist nicht so schwer wie es aussieht. läuft man nach dem stadtplan, so muss man alle zwei minuten nachsehen, ob es noch der richtige weg ist, weil sich mal wieder mehrere gassen anbieten. aber es gibt überall hinweise mit der groben richtung der zentralen plätze. hält man sich daran, so geht man zwar nicht immer den kürzesten weg, aber man kommt sicher an.

die atmosphere dieser stadt mit den autolosen gassen und ebensovielen kanälen in denen ein reger verkehr von gondeln und motorbooten herrscht. im zentrum, den dreieck von cannaregio, san polo und san marco ist die atmosphere allerdings dominiert von den touristenmassen, die durch die gassen strömen. aber am rande des zentrums und in den nebengassen ist es ruhiger und man spürt den besonderen charme dieser stadt.

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ich gehe über die rialto brücke zum markusplatz. dies ist der kern des zentrums. sehr viele menschen aber die sommersonne und die musik der geiger auf dem markusplatz führen trotzdem zu einem angenehmen gefühl, beim flanieren über den platz.

ich besuche das museeum correr, weil mein reiseführer sagt, das dort auch die politische geschichte venedigs dokumentiert sei. aber das musee um ist eine enttäuschung. nicht viel mehr als gewichtige gemälde und andere repäsentative kunst und weniger inhaltliche infos auf einigen tafeln, als in meinen reiseführer.

nach einer fahrt auf den campanile di san marco (glockenturm) um die stadt von oben zu sehen laufe ich am canale di san marco entlang nach südosten, vorbei am gelände der biennale, die in diesem jahr aber leider erst im september ihre pforten öffnet bis zum parco delle rimembranse.

hier ist vom troubel des centrums nichts mehr zu spüren. ein paar spielende kinder, jogger, hin und wieder ein voporetto … ich sonne mich, schreibe postkarten, …

zurück fahre ich mit einem vaporetto zur ¡sola di san giorgio maggiore, einer insel die nur ein kloster beherbergt. ich besuche sie vor allem wegen dem glockenturm der kirche, dem  campanile di san giorgio, von dem ich einen exellenten blick auf den größten teil venedigs, die lagune, den lido und das offene meer genieße.

später schaue ich mir, zurück auf der anderen seite des canale di san marco, noch den dogen-palast an, der aber – wie schon das museum correr wenig spannendes bietet.

nach einer mittelmäßigen pizza in der pizzaria alla strega laufe ich den fondamenta nuove an der nordostküste venedigs entlang. hier ist es, abseits von den zentralen touristenrouten, recht ruhig. die fondamenta führt am städtischen krankenhaus entlag, inclusive anleger für krankenboote, die hier die krankenwagen ersetzen. später sehe ich auch noch ein rotes feuerwehrboot mit blaulicht durch die kanäle flitzen.

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boot-fahr-tag. ich leiste mir eine tageskarte für neun euro und fahre erstmal mit der linie 82 richtung ¡sola di san giorgio maggiore. das vaporetto fährt vom canale grande am bahnhof zunächst zur piazzale roma, dem platz, auf dem autos und busse die über den damm vom festland nach venedig ansteuern ankommen. für beide ist hier endstation, für die autos gibt es ein kleines parkhaus, ein größeres befindet sich auf dem nuevo isola del tranchetto, ganz im norden venedigs, das die linie 82 als nächstes ansteuert. die parkhausinsel ist so groß wie der ganze hafen von venedig, aus dem fähren nach griechenland und an die ganze adria-küste italiens starten.

das vaporetto fährt weiter durch den canale della giudecca, den großen kanal der die ¡sola della giudecca und den rest von venedig teilt. auf der ¡sola della giudecca scheint es etwas ruhiger zu sein, vorwiegend einheimische steigen ein und aus und auch auf der strasse am kai sind nur wenig touristInnen zu sehen.

in der mitte der insel an der stazzione zitelle ist die jugendherberge. sehr schön gelegen mit blick über den canal nach san marco. aber von und nach hier muss man immer mit dem vaporetto fahren, wenn man ins zentrum will oder von dort kommt.

eine station weiter folgt wieder die ¡sola di san giorgio maggiore, wo ich nochmal den campanile di san giorgio hinauf fahre, weil ich mir vom vormittagsstand der sonne ein besseres licht für fotos nach westen erhoffe.

nach dem kurzen fototermin auf dem glockenturm setze ich meine vaporetto tour fort und fahre erstmal zur stazzione san zaccaria, östlich des markusplatzes. fast alle linien halten hier an dieser zentralen stazzione und ich setze meine fahrt mit der linie 1 durch den canale grande fort.

der eindruck vom wasser ist doch immer ein anderer als der vom land, auch in einer wasserstadt wie venedig. erst wenn man in einem boot fährt bekommen die vielen boote die unterwegs sind die bedeutung, die sie in dieser stadt haben. sie sind auf verschiedenen ebenen die zentralen verkehrsmittel. die langsamen gondeln, die vaporetti und die vielen motorboote: wassertaxis und transportboote, beladen mit baumaterial, getränken, müll, klopapier, einfach allen möglichen waren, die eine stadt so braucht. und hin und wieder taucht ein ambulanzboot mit blaulicht auf.

ich steige an der stazzione accademia aus und laufe zum palazzo cini. hier lebte peggy guggenheim von 1949 bis zu ihrem tod. peggy guggenheim erbte einen kleinen teil des riesigen vermögens ihres vaters, der 1912 mit der titanic den tod fand. sie wurde kunstsammlerin. erst in london und später in venedig kaufte sie viele werke junger moderner künstlerInnen, vor allem surreale und abstrakte werke. viele dieser werke präsentierte sie im palazzo cini, ihrem wohnhaus in venedig seit 1949. ein jahr davor hatte sie bereits auf der biennale im pavillion griechenlands, das kriegsbedingt nicht an der biennale teilnahm, ihre sammlung präsentiert, neben den verschiedenen länderpavillons sozusagen im „pavillion peggy guggenheim“. ihr wohnhaus, den palazzo cini öffnete sie drei mal die woche für die öffentlichkeit und nach ihrem tod wurde es zum museeum der collezione peggy guggenheim.

eine sehr beeindruckende sammlung mit bildern im haus und skulpturen im garten, wobei mich vor allem die surrealistischen werke, max ernst, salvador dal, aber auch eine skulptur von jenny holzer, „garden bench“ aus dem jahr 2001.

insgesamt fasziniert mich die vorstellung dieser frau, die in einigen räumen mit ihrem mobiliar inmitten dieser kunstwerke der moderne auf fotos gezeigt wird, die hier in dieser stadt leben, moderne kunst fördern und zu ihrem lebensinhalt machen konnte.

ich will mehr moderne kunst. ich fahre mit dem vaporetto nr. 1 weiter den canale grande entlang bis zur stazzione san stae um das museo d’arte moderna im palazzo pesaro zu besuchen. wenn die biennale schon geschlossen ist, möchte ich wenigstens hier werke aus der geschichte der biennale sehen, denn seit 1897 begann prinz alberto giovanelli alle preisgekrönten werke der biennale zu kaufen und so den grundstock dieses museums aufzubauen.

aber auch dieses museum ist wegen renovierung geschlossen. ich glaube, venedig ist ein wichtiger ort für die moderne kunst, nur ich bin nicht ganz zur richtigen zeit hier.

ich fahre mit dem vaporetto nr. 1 zum bahnhof, versorge mich mit briefmarken nachdem ich die gut versteckte post in der rio terr… lista di spagna gefunden habe und fahre danach von der piazzale roma mit der linie 52 richtung lido. die linie 52 fährt zunächst durch den canale di cannaregio, auch eher ein aussenbezirk mit normalen strassen- bzw. kanalleben und dann nördlich um venedig herum zum lido.

die sicht, sozusagen von aussen, bringt wieder neue eindrücke, verschiedene kleine häfen, die friedhofsinsel und das städtische krankenhaus wo ich bereits gestern langlief, das arsenal, eine riesige, unzugängliche hafen- und werftanlage in der bereits im 14. jahrhundert zu kriegszeiten quasi fließbandmäßig 16.000 arbeiterInnen alle 12 stunden eine galeere produzierten, und schließlich die südspitze venedigs mit der ¡sola di sant’elena.

am frühen nachmittag erreiche ich den lido, die strandinsel zum offenen meer südlich von venedig.

hier gibt es wieder straßen mit autos, bussen, motorrädern und fahrrädern. nach etwa 20 minuten bin ich am strand, dem spiaggia communale, dem öffentlichen strand. aber ich kann den ganzen strand entlanglaufen, es gibt zwar zäune, aber die sind nicht wirklich geschlossen und es gibt auch keine kontrollen an denen eintritt gezahlt werden muß. etwas angenehmer als in ostia, dem strand von rom.

ich laufe den strand entlang, vorbei an großen hotelbauten wie dem grand hotel des bains, in dem visconti teile von tod in venedig drehte und dem hotel excelsior, wo ich mich auf einer pier einige stunden sonne und in der adria schwimme.

direkt neben dem hotel excelsior steht ein großer weißer klotz, der palazzo del cinema in dem die filmfestspiele stattfinden. heute ist hier nichts davon zu spüren, die fenster sind mit rolladen verschlossen, ebenso wie die des casinos nebenan.

am abend zieht ein gewitter auf, ich trinke einen kaffee in einer strandbar die allerdings kurze zeit später schließt. jetzt ist die pforte zum strand doch schon abgeschlossen, aber der alte wirt des strandcafes läßt mich noch raus. ich suche die strandbar pedrocchi, wo es nach meinem reiseführer am abend „bei guter musik und partystimmung rund“ gehen soll. aber an der piazzale rav… gibt es die bar nicht. dafür die strandpizzaria pala lido 1 wo ich unter einem großen zeltdach vor dem niederprasselnden gewitter geschützt pizza esse und weisswein trinke und schreibe. die pizza ist hier, trotz der pizzauntypischen umgebung, wesentlich besser als die gestern abend. die atmosphere am strand im strömenden regen, mit blitzen und gewitterdonner zu sitzen ist etwas unwirklich. surreal.

ich würde gerne länger in die nacht hier sitzen, aber ich mache mir sorgen ob ich trocken zurück zur voporetti station komme und ich weiss auch nicht, wie lange am abend die boote fahren. daher mache ich mich auf den weg, nachdem der regen weitgehend aufgehört hat. die voporetti fahren recht lange, ich nehme die 82 die nicht so oft hält aber bis zur stazzione san marcuola, die nächste station zu meinem hostel fährt. eine voporetto fahrt bei nacht hat nochmal ihren ganz eigenen reiz. das schwarze wasser fließt unter dem boot her wärend wir an lichtern, dalben und den häusern des nächtlichen venedig vorbeiziehen, immer wieder heult der motor auf, vor allem beim rangieren an den haltepunkten vor das boot nur mit einer leine festgemacht und mit leichtem schub voraus an dem ponton gehalten wird, an dem die passagierInnen ein und aussteigen. beim losmachen geht das boot kurz in den rückwärzgang, so dass die leine entlastet wird, und fährt dann weiter.

von der stazzione san marcuola laufe ich zurück zum hostel und bereite meine morgige abreise aus venedig vor.

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von venedig fahre ich über falconara maritima und rom nach neapel nach mehr als dreizehn stunden zugfahrt bin ich dann endlich in neapel in der jugendherberge. nach dem reisplan der bundesbahn hätte es noch länger gedauert und ich wäre einmal mehr umgestiegen. aber in rom sah ich, das kurz nach meiner ankunft ein zug nach napoli campi flegrei geht mit dem ich bereits um 21 uhr dort angekommen bin, statt um 22.45 uhr in napoli centrale. und selbst mit dem nächsten zug von campi flegrei nach napoli centrale wäre ich deutlich früher dort gewesen.

überhaupt hatte ich den eindruck, dass der fahrplan von bahn.de nicht die optimalsten verbindungen ausgesucht hat. so vermute ich auch, dass ich schneller gewesen wäre wenn ich über florenz statt über falconara maritima gefahren währe. aber das ließ sich unterwegs nicht gut checken, da die automaten der italienischen bahn als fahrplanauskunft immer nur ic und euro star verbindungen ausgibt und die nehmen keine fahrräder mit.

von napoli campi flegrei ist es nur ein kurzes stück und ein paar hundert meter durch einen tunnel – ab hier allerdings wieder das verhasste kopfsteinplaster – und ich bin in mergellina in der jugendherberge.

in neapel starte ich meinen zweiten versuch, den vesuv mit dem fahrrad zu befahren. zunächst fahre ich am neapolitanischen mittelmeerufer entlang bis zum fährhafen und von dort in die stadt hinein. dieses mal möchte ich einen weg ohne kopfsteinplaster strassen finden. daher versuche ich mich dem berg mehr im landesinneren zu nähern.

ich fahre über die großen strassen der stadt, auf denen wie im letzten jahr ein unglaublicher verkehr herrscht. auto an auto, vespa an vespa, busse, polizei mit blaulicht, …

am piazza carita fällt mir eine große skulptur auf, die mein näheres interesse weckt. eine sehr hohe stahlplatte mit löchern die figuren bilden. durch die löcher sehe ich, das auf der anderen seite auch eine figur steht, fast wie ein strichmännchen aus langen rohren. erst dort, auf der anderen seite, sehe ich das es sich um ein carrabinieri denkmal handelt, aber die italienische inschrift kann ich nicht lesen.

ich verlasse die stadt und fahre südlich von poggioreale richtung vesuv. das kopfsteinplaster habe ich erfolgreich vermieden, dafür fahre ich nun auf einer strasse, die unter einer autobahn entlangführt. dabei wird die atmosphere immer seltsamer. hier unter der autobahn haben sich wohl etliche schrotthändler, auto- und vespa-schrauber niedergelassen. als ich stehen bleibe spricht mich einer an, den ich nicht richtig verstehe. er fragt wohl was ich will und als klar wird, dass ich ihn nicht verstehe, bedeutet er mir weiterzufahren.

später führt mich der weg durch die vororte neapels mit großen wohnsilos und später, als ich dem vesuv näherkomme, etwas ansprechenderen wohnhäusern.

wie schon im letzten jahr habe ich die zeit, die ich brauche den großen städten mit dem fahrrad zu entkommen, wieder unterschätzt. nun ist es schon fast zwei uhr, als ich an einem weg in den parco vesuvio ankomme. ich folge den weg, muß allerding nach ein paar hundert metern bereits absteigen. jetzt folgen zwei bis drei kilometer weg, der voll mit lavaschotter ist und nicht befahrbar. ich schiebe das fahrrad den weg entlang, weil ich auf der karte am anfang gesehen habe, dass er auf die strasse zum crater stoßen soll. irgendwann höhre ich auch in nicht allzuweiter ferne strassenlärm, aber der weg führt scheinbar ohne abzweigung daran vorbei. schließlich finde ich mich auf einem größeren geröllfeld wieder, welches die lava des ausbruches 1944 hinterlassen hat.

schließlich finde ich einen etwas abenteuerlichen weg zu der strasse und schaffe es sogar mein fahrrad darüber zu befördern. aber es wird immer später.

ich fahre die straße weiter nach oben, aber ich merke auch, dass meine kräfte mich langsam aber sicher verlassen. ich bin ja auch so gut wie gar nicht trainiert. auch das fitnessstudio habe ich im januar nicht verlägert, weil ich mich nach alternativen umsehen wollte. aus den alternativen ist natürlich nichts geworden und fitness training mach ich seit dem nicht mehr.

dann kommt eine abzweigung, links weiter hoch zum krater – wo ich allerdings bereits sehe, dass ich diesen weg, obwohl ich bestimmt bereits mehr als die hälfte der höhe von ca. 1100 m hinter mir habe, nicht mehr schaffen würde. rechts der weg zur seilbahn. das wäre natürlich meine chance. aber am ende des etwa einen km weiten weg ist nur eine art büdchen und eine kaputte seilbahn. seit 11 jahren meint der besitzer, ist die seilbahn bereits kaputt.

ich erhole mich ein wenig und starte dann die rasende abfahrt. so ist es mir auch diesmal nicht gelungen, zum krater zu gelangen, aber dafür habe ich die vorstädte von neapel noch besser kennengelärnt und die erstarrten lavaströme gesehen. und ein gutes training waren die zehn bis zwanzig km bergfahrt sicher auch.

ich fahre einen etwas anderen weg – nur befahrbare strassen -, kreuze wieder meinen weg nach oben, lande am ende aber wieder auf der uferstrasse, die vor allem im südlichen teil seit dem letzten jahr nicht besser geworden ist, aber es ist nur noch ein kurzes stück und ab dem fährhafen ist der breite und glatte bürgersteig ganz ok. auch ist die luft hier etwas besser als im sonst sehr nach abgas stinkenden neapel.

ich esse pizza auf dem piazza sannazzaro, wo die pizzarien ihre tische weit auf den platz gestellt haben, über den immer noch sehr viele autos und motorräder rauschen. am rande der tische versucht ein kellner ständig vorbeikommende autos und passantInnen zum pizza essen zu bewegen. die pizza ist gut, locker und knusprig, nur weisswein gab es leider nicht mehr in kleinen flaschen. und vier euro für eine große flasche erschien mir zu viel für einen wein zum abendessen.

ich überlege, wie ich die reise fortsetze. soll ich morgen den sicheren weg mit zug und bus zum vesuv nehmen? ich entscheide mich schließlich dagegen. nicht schon wieder zug und busfahren, reisestress ohne bewegung und sonne. ich will endlich richtig ans meer. mit der fähre nach sorrento oder über capri nach sorennto und dann erstmal in schönerer umgebung der amalfi küste radfahren.

damit hätte ich dann auch das problem der radfahrunfreundlichen napolitaischen vorstädte umgangen. und für die letzten beiden tage will ich nochmal die jugendherberge auf ischa reservieren.

ich nehme am nächsten morgen die fähre nach capri, direkt ab mergellina. es ist ein großes schnellboot mit nur wenig offenen decks, wo ich die fahrt geniesse. endlich bin ich der stadt wieder entkommen die mich zum zweiten mal genervt hat. ich habe auf capri eine übernachtung für 40 euro geplant. vermutlich die teuerste übernachtung meines urlaubs, aber wenn ich nach sorrento gefahren wäre und von dort eine tagesfahrt nach capri gemacht hätte hätte das sicher auch 20 euro gekostet, die ich so einspare.

capri präsentiert sich bei der anfahrt geheimnissvoll. zwei dunkle felsen ragen aus dem meer und auf die mitte rasen wir zu. und dann zeichnet sich in der mitte der felsen eine stadt ab und hoch in der mitte des größeren felsen im westen eine straße. die straße die ich später fahren muss, denn mein hotel liegt in ancapri, dem ort, der auf dem hang gebaut ist, der von diesem felsen nach westen ins meer abfällt.

ich fahre gleich los, lasse die stadt capri links liegen und fahre die serpentinen ebendieser strasse hinauf bis auf die 286 m über dem meer, nach anacapri. und von dort wieder ein gutes stück hinunter richtung grotta azzura bis zur villa eva.

die ist mit 40 euro für eine nacht eine der günstigsten herbergen der insel, für ein zimmer ohne steckdose, bad ausserhalb des zimmers aber dafür mit pool – der allerdings um 19 uhr, ebenso wie die bar schließt – und einem frühstück leicht über jugendherbergsniveau. vom „treffpunkt der backpacker am pool“, von dem ich im „lets go italy“ gelesen habe ist hier wenig zu spüren.

ich fahre zurück nach anacapri und mit einer sesselbahn auf die spitze des großen felsen, den monte solaro, 589 m über dem meer. so hoch bin ich gestern auf den vesuv mit dem rad gefahren, aber es ist ganz angenehm, jetzt mit den sessellift hochgefahren zu werden. von oben liegt mir ganz capri zu füssen und ich verbringe fast zwei stunden dort, bis um 17:30 die letzten sessel nach unten fahren.

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ich bummle durch anacapri, ein eher ruhiger ort mit cafes, boutiquen und anderen läden. ich laufe an einer pizzaria vorbei, überlege ob ich pizza essen will und laufe etwas rückwärz mit dem rad. irgenwas blockiert, das rad fällt und ich obendrauf. aber es sieht so aus, als wäre dem rad nichts passiert.

ich fahre wieder hinunter richtung grotta azzuro. kurz nachdem ich an der villa eva vorbei gefahren bin fällt mir ein, dass mein film fast voll ist. ich drehe und fahre zurück. beim schalten kracht es plötzlich am hinterrad. die gangschaltung ist abgebrochen und hängt in den felgen, die kette ist verbogen.

ich schiebe das rad zurück zu villa eva und begutachte den schaden. das verbindungsstück von gangschaltung und rahmen ist gebrochen, ebenso ein stück vom rahmen selbst an dem der gepäckständer befestigt ist, die kette an einem glied verbogen und das hinterrad hat eine fette acht. so kann ich nicht fahren.

ich bin frustriert, habe keine lust mehr auf einen ausflug zur grotta azzuro oder in eine bar, die ja sowieso  zu hat. ich rekapituliere meine möglichkeiten. morgen zurück nach neapel und versuchen ersatzteile zu bekommen um das rad zu reparieren. oder ein paar tage in neapel bleiben und doch noch auf den vesuv steigen. oder direkt nach ischia und dort auf campingplätzen und in der jugendherberge die nächsten 6 tage verbringen. im laufe der zeit tendiere ich immer mehr zum letzten.

neapel will ich einfach nicht schon wieder, ich glaube diese stadt zieht mich runter, das habe ich jetzt zweimal – im letzten jahr und in den letzten tagen – erlebt. und den stress in einem land, dessen sprache ich nicht spreche die richtigen ersatzteile zu bekommen will ich auch nicht. das wäre vielleicht etwas anderes, wenn ich noch zwei wochen radtour vor mir hätte, aber wenn es mir gelänge das rad montag zu reparieren hätte ich dann noch drei tage zum radfahren, da ich ja für die letzten beiden nächte die jugendherberge auf ischia gebucht habe um zu entspannen, was ich auch nicht canceln will.

nach dem frühstück in der villa eva mache ich mich also am nächsten morgen auf und schiebe das rad hinauf nach anacapri und rolle die 286 m zum hafen wieder hinunter. das es mehr bergab als bergauf geht brauche ich für die 7 km nur eine gute stunde.

auf dem weg will ich eigentlich kurz ins zentrum von capri, aber eine polizistin macht mir unmißverständlich klar, das fahrräder, auch geschoben, im zentrum von capri nichts zu suchen haben.

im hafen entscheide ich mich schließlich endgültig am nachmittag die fähre nach ischa zu nehmen. glücklicherweise gibt es eine gepäckaufbewahrung wo ich meinen kram lassen kann und so habe ich noch einige stunden zeit für capri. wichtig für zukünftige besuche, wo ich wohl eher morgens früh nach capri fahren und am abend die insel wieder verlassen würde.

die grotta azzuro wird zur zeit nicht befahren, das hatte ich bereits gestern in der touristen information erfahren. aber  es gibt bootfahten zu anderen grotten und interessanten felsen der insel und so setze ich mich in das offene motorboot und schaue mir die insel nochmal aus der nähe vom meer aus an. vieles ist hier wirklich nur vom meer aus zu sehen, etwa die skulptur eines mannes der auf einem felsen sitzt und in die ferne schaut oder die grotta di porta tragara, in die das boot ein paar meter hineinfahren kann.

aber manchmal gibt es auch kleine treppen, häuser die in den fels gebaut sind, wege …

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zurück im hafen fahre ich mit der seilzugbahn ins zentrum und schlendere durch die gassen. hier ist alles sehr elegant und teuer, die hotels sind nobel und die cafes sehen auch nicht besser aus. ich laufe quer durch den ort und auf der via matermania entlang zum meer auf der anderen seite, zum arco naturale. ein felsen wie ein torbogen, von dem aus es über treppen hinunter zur grotta die matermania geht. diese grotte mit in den fels gehauenen emporen und treppen wurde schon von den römern als luxeriöses nymphäum genutzt. der weg führt weiter um den monte turo herum zurück ins zentrum. an einer abzweigung auf dem weg geht es zum ristaurante da luggio, dass ich schon bei der bootfahrt zwischen den felsen gesehen hatte.

zurück zum hafen laufe ich durch die schmalen gassen und treppen auf direktem weg und erlaube mir einen cappuccino für 3,20 euro und hänge am kleinen strand ab. etwa 200 m kies mit liegestühlen, eine bar auf einer terasse über dem strand, die fast bis ans wasser gebaut ist. und vielmehr strand gibt es auf capri nicht. es ist eben ein etwas geheimnissvoller aber vor allem teurer felsen im meer.

ich fahre mit dem aliscafi, einem tragflügelboot nach ischia. die normale kabine auf diesem schiff sieht aus wie in einem flugzeug und ist klimatisiert. ich bevorzuge das kleine offene deck am heck, wo ich mit den fahrtwind durch die haare fliegen lassen kann und manchmal von den wasser, das unter dem schiff herzischt, etwas nass gespritzt werde.

in 40 minuten bin ich auf ischa und finde natürlich zunächst nicht den camping platz, der laut karte direkt neben dem hafen sein soll. ich irre ein wenige  mit meinem voll beladenen und nich fahrbaren rad durch die strassen und erfahre schließlich in der touristen information, wo es campingplätze gibt und eine halbe stunde später bin ich dort. mit 10 euro pro nacht der günstigste übernachtungsort bisher, aber dafür steht mein zelt auf hartem ascheboden und die umgebung ist nicht gerade anregend. aber ich will hier ja auch nur schlafen.

eigentlich bin ich ziemlich kaputt und schlafe im zelt schon fast ein. meine nachbarn, zwei junge typen aus caserta bei neapel laden mich zum essen ein. sie machen hier einen viertägigen kurzurlaub und wollen noch ins nachtleben von ischia starten.

ich dusche und raffe mich dann doch noch auf zu einem abendspaziergang durch den ort ischa. der weg führt zunächst über eine recht befahrene straße nach unten, jetzt komme ich auch an der via foschini vorbei, wo der camping international liegt, den ich zuerst gesucht hatte. etwas näher an der stadt aber auch teurer.

am ende der via foschini stoße ich auf eine via della bambini die für autos gesperrt ist und wo überall lustige miniaturbänke für kinder stehen. ich laufe noch ein wenig durch die altstadt und will dann, mittlerweile so richtig müde, eine abkürzung zum campingplatz nehmen. aber diese straße endet nach einem guten stück bergauf und die seitenstrassen, über die ich zurück zur hauptstrasse kommen will erweisen sich auch eine nach der anderen als sackgassen. warum führen hier soviele straßen nirgendwohin? ich muß den ganzen weg zurück bis in die altstadt und wieder über die hauptstraße hoch zum campingplatz.

am nächsten tag schlafe ich etwwas länger  und laufe dann zunächst durch den stadtteil san michele zum strand carta romana, ein sehr schöner felsenstrand wo eine sehr heiße thermalquelle direkt ins meer fließt. die leute liegen in natürlichen beckem, die fels und große steine hier bilden im warmen wasser. zwei kleine restaurants, da maria und el pirati stehen auf holzpfählen am strand.

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ich klettere über die felsen richtung altstadt und richtung castello aragonese, einer burg auf einer kleinen vorgelagerten insel vor der altstadt, mit der altstadt durch einen damm verbunden.

von dort versuche ich an der küste entlang zum hafen zu kommen, aber  auch hier gibt es keinen durchgehenden weg, so dass ich immer wieder zurück auf die straße muss. erst an lido kann ich schließlich endlich einige hundert meter am mit unzähligen liegestühlen vollgepackten strand langlaufen, aber nur am wasser, weil weiter oben alle 10 bis 20 meter ein zaun die einzelnen strandparzellen der jeweiligen bars voneinander trennt.

ich schlendere duch den hafen. ich habe kopfschmerzen und bin nicht ganz sicher, ob ich das richtige mache. ob ich nicht lieber einen kürzeren italien trip gemacht hätte und dafür zwei wochen mit auf die finnische insel gefahren wäre. ist dieser urlaub mit dem fahrrad oder rucksack, heute hier morgen dort, überhaupt noch so mein ding? bin ich dafür langsam zu alt? brauche ich mehr sicherheit? ein hotel als festen standort mit gewissen anehmlichkeiten wie strom, einem bett, …

segeln wäre natürlich prima. meinen haushalt quasi immer dabei zu haben. unterwegs zu sein, ohne sich um gepäck kümmern zu müssen und trotzdem heute hier und morgen dort sein zu können. vielleich sollte ich mich stärker darauf orientieren, im nächsten sommer oder im frühjahr oder herbst einen segeltörn zu organisieren. vielleicht hier oder mallorca. vielleicht mit inge und freunden, ein oder zwei wochen, …

ich esse eis im schatten in einem kleinen cafe am hafen und langsam hellt sich meine stimmung auf. vielleicht war es ja nur die mittagssonne und der hunger, der meine leichte depression begründete.

ich ziehe weiter durch die stadt und später schreibe ich postkarten. nicht ganz meiner stimmung entsprechend schreibe ich, dass es mir – abgesehen von meiner fahrradpanne – recht gut geht hier. und nachdem ich es mehrmals geschrieben habe geht es mir auch wieder besser.

ich gehe zurück zum campingplatz – mittlerweile habe ich eine ruhigere und nettere straße dorthin gefunden – und finde sogar eine möglichkeit mit hilfe meiner fahrradlampe und einer steckdose auf dem platz mit meinem kleinen palmtop zu schreiben.

am nächsten tag breche ich früh morgens auf zu einer „minikreuzfahrt“ an die amalfi küste.

die prinzess of ischia ist ein großes motorboot für etwa 200 passagiere. nach der ausfahrt aus dem hafen von ischia hebt der bug ab und das schiff surft auf seiner bugwelle richtung capri. nach einer knappen stunde fährt es an capri vorbei und an der amalfi küste entlang nach positiano.

ich sehe die in den fels gebaute küstenstrasse, die ich eigentlich mit dem fahrrad entlangfahren wollte.

positiano ist ein kleines bergdorf am meer mit zwei stränden, wo die prinzess of ischia für zwei stunden festmacht. danach geht es weiter nach amalfi. amalfi ist größer, aber ich setze mich erstmal von der masse die zum shopping ins zentrum der stadt strömt ab und lauf zwei bis drei kilometer die küstenstraße entlang. hier hätte es sicher spaß gemacht mit dem rad die küste entlang zu fahren, zwichen felsen und meer, an kleinen stränden entlang, …

auf dem halben weg nach minori nehme ich einen bus, der mich zurück nach amalfi bringt um mir auch die stadt selbst ein wenig anzusehen. ich besuche die kathedrale, die viele kunstwerke an den decken und wänden birgt. hierher sollen mit den kreuzzügen die gebeine des apostels andreas gebracht worden sein und daran sind viele bilder orientiert.

die intensität der sakralen kunst beeindruckt mich immer wieder. keine andere herrschaftsform hat es in solchem maße geschafft, der kreativität der künstlerInnen ihre richtung zu geben.

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nachdem ich so doch noch etwas von der amalfi küste gesehen habe bringt mich die prinzess of ischa in zweieinhalb stunden wieder zurück. am abend esse ich in einem kleinen restaurant neben dem campingplatz billige lasagne, trinke wein, schreibe und lese bis es dunkel wird.

am nächsten morgen  wache ich schon früh vom prasselnden regen, gewitter, blitz und donner auf. mein zelt erweist sich angesichts der wassermassen vom himmel als relativ dicht. nur kleine rinnsale laufen hinein, aber genug um meine achtlos durcheinandergeworfenen klamotten nass zu machen.

gegen zehn uhr hört der regen endlich auf, ich ordne meine sachen ein wenig und mache mich auf zum strand carta romana.

dort entspanne ich erstmal in den felsbecken, in denen das warme thermalwasser fließt, reibe kreide mit steinen und reibe meine haut damit ein. wellness in nature. später lese ich in der sonne an diesem ruhigen, kleinen aber feinen strand, bis um drei uhr wieder ein gewitter niederprasselt.

ich flüchte ins restaurante da maria ins trockene. nach dem gewitter ist der fußweg, über den ich von san michelle über die via carta romana hierher gekommen bin nur noch ein wasserfall.

nach dem regen schwimme ich noch etwas, entspanne in der felsentherme und laufe dann wieder in die altstadt. vorgestern fand ich schon die möglichkeit sehr anregend, sich auf den steinbrocken des damms zum castello aragonese zu sonnen, sozusagen auf dem präsentierteller der menschen, die über den damm zum castello laufen. jetzt nutze ich hier die letzte abendsonne. das hat etwas exhibitionistisches. und ich fühle mich ganz gut dabei.

später laufe ich wieder über die strände zum hafen, höre dabei beatles und fühle mich wieder ziemlich gut.

vielleicht ist es diese spezielle atmosphere die entsteht, wenn so belebte stätten wie der strand der stadt schon nicht mehr belebt sind, die liegestühle leer und zusammengeklappt und nur noch wenige menschen unterwegs sind. es ist ein wenig die atmosphere wie im winter am meer, wenn die leeren strände der phantasie raum geben, sich das sommerliche strandleben vorzustellen.

ich setze mich in die taverna vecchia napoli am hafen und esse gute pizza und trinke wein von ischa bei neapolitanischer gitarrenmusik.

endlich probiere ich den zitronenlikör von ischia, was ich früher hätte tun sollen. genial! etwas süßer als saurer mit einem ganz eigenen und wirklich zitronigen geschmack. ich muß davon was mit nach hause nehmen!

vieleicht hätte ich öfter abends tavernen aufsuchen sollen mit angenehmer musik und aussicht. jetzt fühle ich mich auf jeden fall rundum wohl.

ich bleibe noch länger, bis tiefe dunkelheit den hafen erfüllt und die menschen auf der erleuchteten hafenstraße umsomehr flanieren. die restaurants bleiben dabei erstaunlich leer und ich frage mich, wie sie von sowenig gästen leben können.

vor mir liegen die motorboote der millionen klasse, davor laufen touristInnen von neckermann bis superelegant die straße entlang. die straßen scheinen nun für autos und mofas gesperrt zu sein, auf jeden fall rauschen diese nervigen fahrzeuge nicht mehr auf und ab.

das restaurant nebenan bleibt bis jetzt den ganzen abend leer und ich frage mich, wie sich ein restaurant ohne gäste halten kann. aber auch in der taverna vecchia napoli bleiben nur wenige gäste hängen, trotz neapolitanischer live musik.

später am abend kommen mehr gäste und trotzdem, wenn ich rechne was sie so einnehmen und wieviele menschen sie beschäftigen komme ich auf keinen besonderen gewinn.

am nächsten tag mache ich mich dann auf nach forio. dreimal muss ich das rad einen berg hoch schieben, zweimal kann ich hinunterrollen. insgesamt brauche ich für die 11 kilometer etwa zwei stunden.

die jugendherberge ist immer noch so toll wie im letzten jahr, pool, internet, balkone zum meer, liegestühle und sogar strom und licht auf dem balkon so dass ich auch abends noch gut auf meinem palmtop schreiben kann.

am mittag mache ich mich nochmal auf den weg auf den weinberg, wo ich im letzten jahr sehr nett mit blick auf die ganze citara bucht gesessen, frisch gepressten orangensaft getrunken und geschrieben habe. der berg hat sich nicht verändert nur das nette lokal auf dem gipfel hat geschlossen.

also weiter ganz nach unten, zum strand. ich leihe mir ein tretboot und fahre zwei stunden lang um den berg südlich der bucht herum. südlich des kleinen leuchtturms sehe ich ein paar jungen auf einem kleinen felsen stehen und ins meer springen. ich fahre dort hin. der punkt von dem sie springen ist etwa 10 meter hoch. vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. die jungs fahren mit ihrem tretboot immer auf die rückseite der insel um dann hinauf zu klettern. von dort fällt der fels nämlich nicht so steil ins meer ab, wie dort wo sie springen. ich will mein boot aber nicht allein ausser sichtweite im meer schwimmen lassen und daher gehe ich an der steilen seite an land und klettere hinauf was die jungs wohl beeindruckt, wenn ich ihre reaktionen richtig interpretiere.

nun stehe ich da oben, mein boot bewegt sich nicht viel, und brauche doch eine ganze zeit, bis ich mich traue zu springen. dafür ist es ein gutes gefühl danach, es noch zu können. schliesslich habe ich mir als kind die freibäder nicht selten danach ausgesucht, ob sie über ein 10 meter brett verfügung. und von einem felsen ist dass natürlich nochmal toller zu springen. am abend schreibe ich dann auf meinem balkon und esse im restaurant „treffpunkt da salvatore“ lasagne, besser als vorgestern beim campingplatz.

am nächsten tag, meinem letzten ganzen tag in italien, besuche ich wieder die poseidon therme. das hat mir im letzten jahr sehr gut getan und auch dieses mal ist es sehr angenehm. ich schwimme nochmal im meer, gehe in die felssauna wo dass heiße wasser unter den bänken herfließt und ich mich verbrenne, wenn ich zu nah an die löcher komme, durch die der dampf nach oben steigt und ich wechsele zwischen den 15ø und dem 40ø kneipp beckem. ich mag diese körperliche intensität, sehr heiss und sehr kalt, starke anregung des kreislaufs und entspannung, …

ich lese nun doch das bazon brock buch. ich hatte es auf der zugfahrt von venedig nach neapel schonmal angefangen und dann wieder zur seite gelegt weil es mir nicht so spannend erschien. nun finde ich doch interessante ideen. zum beispiel die forderung, das wir den „Ernstfall, verstanden als Durchsetzung eines irgendwie gearteten letzten Zieles, nicht länger in unser Kalkül ziehen“ sollten (Nicole Stratmann: Der Selbstentfesselungskünstler Bazon Brock – Einführung in eine Ästhetik des Unterlassens, Weimar 1995, S. 18). an anderer stelle steht, dass für brock im scheitern die interessanten dinge stattfinden. vielleicht sollte ich meinen chaosurlaub auch so betrachten. durch das scheitern war ich gezwungen meine pläne zu ändern, flexibel zu bleiben und gleichzeitig zu erkennen, wo fehler in meinem handeln liegen. und vielleicht ist es eben auch ein „ernstfall“ unbedingt an den einmal gefassten plänen festhalten zu wollen und nicht flexibel auf veränderungen zu reagieren. ich gehe nochmal im restaurant „treffpunkt da salvatore“, essse pizza die allerdings eher wie frisch aufgewärmte tiefkühlpizza an meinen tisch kommt.

am nächsten morgen schriebe und rolle ich mein rad dann zurück nach casamicciola und nehme von dort die fähre nach pozzuli. zu spät fällt mir auf, dass ich ein handtuch in der jugendherberge liegen lassen habe. ich überlege noch kurz, mein fahrrad irgendwo stehen zu lassen und es mit dem bus zu holen, aber es ist mir zu stressig und ich rechne mir auch aus, dass es sich angesichts der kosten dieser aktion und der kosten eines neuen handtuches nicht wirklich lohnt.

in pozzuli schiebe ich zügig mein fahrrad hoch zur bahnstation, um einen zug vor dem eigentlich geplanten zu erreichen. ich wäre ganz gerne etwas früher in florenz, da im letzten jahr die unterbringung meines fahrrades im zug nach münchen nicht ganz einfach war, weil das radabteil völlig überfüllt war. aber den zug, den ich mir ausgerechnet habe, gibt es nich und so hänge ich fast zwei stunden auf der langweiligen bahnstation ab, weil ich keine lust habe mein rad wieder runter in den ort zu rollen und später nochmal hochschieben zu müssen.

ich nutze die zeit auf der bahnstation und später im zug nach rom um das brock-buch zuende zu lesen. brock schreibt „… leben, um eine Biografie (d.H. eine Vergangenheit) zu haben ist ergiebiger, als ein Leben in der bewußtlosen Wiederholung des Lebens selbst“ (Bazon Brock: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre, München 1990, S. 218, zit. nach Nicole Stratmann, a.a.O., S. 125).

der zug von rom nach florenz ist moderner als im letzten jahr, der einstieg für fahrräder schön niederig, dafür sind die sitze noch ungemütlicher.

mit dem dem zug von florenz nach münchen klappt diesmal alles recht gut und in florenz sieht es so aus, als würde das fahrrad abteil diesmal gar nicht so voll. meine liege hatte ich glücklicherweise bereits vor der reise in deutschland reserviert und so schlafe ich gut mit schönen träumen von liebe und liebesbeziegung.

bei der anfahrt auf münchen stelle ich dann fest, dass es doch wieder sehr viele fahrräder geworden sind, die teilweise auf die bereits da stehenden draufgestapelt worden sind. meines relativ weit unten. in münchen beteilige ich mich daran, die räder möglichst schnell nach draussen zu schaffen und schaffe gerade noch meinen anschlusszug 10 minuten später, der mich in den nächsten sechs stunden zurück nach düsseldorf bringt. allerdings nicht ohne etwas nass zu werden, denn in deutschland regnet es, der himmel ist zugezogen und düster.

ich lese das feminismusbuch (give the feminist a cigarette, ein feminismusbuch hg von den jungdemokratInnen / junge linke landesverband nordrhein westfalen, wuppertal, 2001). einige beiträge enthalten vieles bereits bekanntes, das allerdings oft in einem sehr erfischendem stil geschrieben ist, einige beiträge enthalten auch gute anregungen für die auseinandersetzung um das thema „ist das patriarchat vorbei?“ die wir für die nächste homoland woche und die nächste tuntentinte geplant haben. dabei ist meine ausgangsthese, dass das patriarchat mitnichten vorbei ist, aber das die erscheinungen, die die these es sei vorbei provozieren, einer neuen auseinandersetzung mit gender, dem patriarchat und perspektiven seiner auflösung erfordern.

wir fahren vorbei an remagen. remagen steht für mich immer noch für eine frühe kindheitserinnerung an aufenthalte mit inge und elly im „haus mariandel“, am hang von wo aus man den berg hinunter zum rhein und hinauf zu einer ruine gehen konnte.

am ende ist der zug in düsseldorf, mein erster sommerurlaub in diesem jahr ist vorbei und das wetter in düsseldorf scheint doch auch ganz erträglich zu sein.



thomas molck

Veröffentlicht4. August 2002 von xthomas in Kategorie "ch zürch", "it neapel", "it venedig

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