cape town
die ersten beiden tage liegen hinter mir. nach 13 stunden flug und check in in der ashanti lodge erkunde ich erstmal das zentrum. long street, greenmarket, bahnhof und v&a waterfront. und am donnerstag fahre ich dann zu den stränden …
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der flug von london nach cape town ist angenehm und ruhig verlaufen. toulouse, barcelona, palma de mallorca und agadir sind waren der klaren nacht über europa gut zu erkennen und dann blieb es in afrika über weite strecken dunkel. bei der landung in cape town war es schon wieder hell und ich ließ mich vom fahrer der ashanti lodge am fusse des table mountains in gardens abholen.
die ashanti lodge hat einen kleinen pool und eine terasse am fusse des table mountains, wo ich mich erstmal in die sonne lege.“
mittags ziehe ich dann los. die frau vom hostel meinte noch, östlich der linie buitenkant – bahnhof – heerengracht sollte ich bei dunkelheit besser nicht alleine rumlaufen und auch am tag besonders auf wertsachen achten. auch im gebiet um den bahnhof herum sollte man vorsichtig sein.
ich laufe erstmal richtung long street, die strasse mit den meisten kneipen, backpackern u.ä. hier tobt das leben dann aber doch nicht wirklich so, wie ich vermutet hatte. eigentlich eine normale großstadtstrasse mit viel autolärm und einigen schönen häusern im victorianischem stil. vielleicht lebt die strasse mehr am abend, das werde ich noch herausfinden.
ein junge spricht mich an, ob er die flasche haben kann, in der noch knapp ein zehntel litter fanta ist. ich überlasse sie ihm, ein wenig verunsichert, das jemand um getänkereste betteln muss. ansonsten wird man hier oft von kids, angesprochen, was ich meistens aus einem gewissen reflex den ich mir um den düsseldorfer hauptbahnhof herum angewöhnt habe ignoriere. wobei es aus der sicht der kids natürlich nicht nachvollziehbar ist, das leute wie ich, die ja auch viel mehr besitzen als sie, nix geben. poltisch weiss ich schon, dass es kein problem löst, wenn ich mein geld verschenke, aber ein seltsames gefühl bleibt.
in der mitte biege ich rechts ab zum greenmarket squere. hier kaufe ich von einem obdachtlosen die fiftyfifty cape towns,“The Big Issue“. der greenmarket squere ist ein kleiner flohmarkt mit schmuck, kunst und klamotten. auch wenn sich das angebot sicher eher an touristen richtet hat der markt eine nette atmosphere. alle scheinen sich irgendwie zu kennen und reden miteinander. aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass kaum touristen da sind.
zwei strassen weiter ist der hauptbahnhof. wieder mit einer art flohmarkt drumherum, wobei das angebot hier weniger touristisch ist. viele stände mit lebensmitteln oder einfachen klamotten und keine nelson-mandela-tshirts wie am greenmarket squere. und gefährlicher als auf anderen großstadtbahnhöfen der welt finde ich es hier eigentlich nicht.
nord-östlich des bahnhofes gibt es dann bis zum meer fast nur noch bürobeton. banken, buisiness, ein großes „Cape Town International Convention Center“.
danach kommt dann die V&A waterfront, dabei steht V&A nicht für irgendeinen discounter oder shopping-mall betreiber, was man auch vermuten könnte, sondern für die britischen feudalherrscher victoria & alfred. ich hatte ja vermutet, hier nur yuppi läden und restaurants zu finden, wie so oft in solchen neu aufpolierten hafenvierteln. die gibt es hier auch, aber interessanterweise wird dazwischen weiter in den docks gearbeitet, schiffe werden gebaut oder repariert.
ansonsten erinnert das ambiente mit kleinen türmen und bewegbaren brücken sehr an die niederlande. was wenig verwunderlich ist, da die holländer ja im 15. jahrhundert die ersten waren, die hier eine versorgungsstation für schiffe auf dem weg von und nach indien aufbauten und damit kaapstad gründeten. man merkt es nicht nur hier im hafen sondern auch an vielen straßennamen und überhaupt an der zweiten landessprache der weissen südafrikaner, dem afrikaans dem sein holländischer ursprung deutlich anzumerken ist.
mitten in der neugestalteten watefront entdecke ich neue skulpturen von mandela, de klerk (dem letzten weissen präsidenten, der das ende der apartheid eingeläutet hat) und anderen politikern des neuen südafrika. spannender als die einfach in bronze so aufgestellten körper, dass die touristen sich neben ihnen fotografieren lassen können, finde ich eine skulptur von noria mabasa. sie soll den besonderen anteil der frauen und kinder am friedensprozess thematisieren und durch die seltsamen wesen über den köpfen, unter anderm von mandela und de klerk, deutlich machen, dass für unvereinbar gehaltenes doch zusammen kommen kann.
auf dem rückweg von der waterfront zur ashanti lodge trinke ich noch ein glas wein in einer netten kneipe im ersten stock auf der long street die sich passenderweise „neighbourhood“ nett, mit schönem balkon zur long street, guter musik, leckeren spicy hot wings und schreibe diesen text.
ich bin jetzt so richtig hier angekommen und es geht mir unglaublich gut. ich kann es kaum glauben nach den wochenlangen problemen mit den nebenhöhlen seit anfang januar. dienstag morgen musste ich mich noch mit ibuprofen dopen um fit zu starten, aber schon auf dem flug, der mit insgesamt 13 stunden in der luft und einigen weiteren am boden in flugzeugen und terminals ja auch kein fest für die nebenhöhlen war.
und hier ist alles gut. ich hatte ja schon sorgen, dass die sonne mir nicht gut tut, weil rotlich es im januar auch schlimmer gemacht hat. aber keine spur. warscheinlich liegt es wirklich daran, dass ich mich hier mit ganz anderen dingen beschäftige als zuhause 🙂
am donnerstag dann erstmal ein kleiner schock: die sonne ist weg und es hat geregnet. erstmal ein gemütliches engliches frühstück in der ashanti lodge mit peter aus schweden. ein weiterer älterer traveler, der gerade zum fahrradfahren in australien war und jetzt auf dem weg zurück nach schweden ‚über cape town‘ town ist. erzählt, dass er schon anfang der siebziger hier war und ich frage mich, wie man zur zeit der apartheit in afrika urlaub gemacht hat. auf meinen hinweis, dass das ja zur zeit der apartheit war, geht er aber nicht ein.
ich entschließe mich, trotz des trüben wetters für die strände. peter empfiehlt mir den touristen-doppeldecker bus mit dem man für 100 rand (10 euro) einen tag lang überall ein und aussteigen kann, der alle ’sehenswürdigkeiten‘ und auch die strände anfährt, aber da habe ich keine lust drauf.
ich laufe zur kloof street und nehme einen minibus richtung campsbay. das sind transporter die man einfach am strassenrand stopt und die hier wohl das meistgenutzte öffentliche verkehrsmittel sind, auch wenn die reiseführer vor diesem etwas schrottigen und oft überfüllten verkehrsmittel warnen.
aber warum soll ich hier andere kraftfahrzeuge wählen alszuhause und voll ist mein bus auch nicht. er macht erstmal einen schlenker zur talstation der seilbahn auf den table mountain, die allerdings schon völlig im nebel liegt.
dann fährt er zwischen table mountain und lions head nach campsbay. ein netter stadtteil am strand mit vielen kleinen cafés am meer. auch hier ist es bei strahlendem sonnenschein wie gestern sicher viel schöner, jetzt habe ich ein wenig das gefühl wie im sommer an der nordsee. wobei es hier einiges felsgestein am meer gibt, auf dem ich klettern kann.
ich laufe nach clifton bay und habe da erstmal mühe an den strand zu kommen. clifton ist vollgebaut mit eingezäunten appartement häusern auch zwischen der küstenstrasse und dem strand. ich finde dann doch einen kleinen offenen pfad und laufe dann unten die vier strände von clifton entlang. jetzt mit nackten füssen im eisigen wasser der atlantischen strömung. schwimmen will ich hier nicht.
einer der strände soll ein gay-strand sein, aber bei diesem wetter begegne ich hier kaum überhaupt einem anderen. aber am nördlichen ende, wo der strand wieder in felsen übergeht, treffe ich dann tatsächlich ein schwules paar.
über die felsen klettere ich auch wieder zurück zur strasse, die meisten treppen vorher waren ohnehin hinter veschlossenen toren der appartement-häuser. oben an der straße meinte ein älterer schwarzer zu mir, ich sollte besser nicht in den felsen herumklettern, dort seien menschen die mich ausrauben würden.
ein stück weiter sehe ich von der höher gelegenen küstenstraße tatsächlich leute in den felsen, bin aber nicht sicher ob das räuber oder einfach nur obdachlose sind, die sich hier einen angenehmen ort zum ungestörten abhängen gesucht haben.
ohnehin fühle ich mich hier in cape town lange nicht so unsicher, wie ich es mir vorgestellt hatte. vielleicht schätze ich das auch falsch ein, aber sicherheit ist eben immer auch die frage wie sicher man sich fühle oder wie unsicher einem etwas verkauft wird. ich denke, das ist hier in südafrika nicht anders als in düsseldorf.
über bantry bay komme ich nach sea point. vor der reise hatte ich auch überlegt hier im backpacker afrique du sud zu übernachten. das hostel sieht auch ganz nett aus und liegt recht nah am meer, aber ich bin jetzt ganz froh,doch mehr ins zentrum gegangen zu sein.
sea point ist nicht so super interessant, trotz hochsaison und obwohl mittlerweile die sonne hinter den wolken hervorgekommen ist, gibt es hier nicht viel leben am meer sondern vor allem eine vielbefahrene straße mit toten apartement-häusern.
es gibt einen großen öffentlichen pool, wo man für 12 rand (1,2 euro) schwimmen gehen kann und ein einziges café am meer, wo ich kaffee trinke und schreibe. ansonsten einige weitere läden eine strasse weiter und das war’s auch schon.
am meer gibt es nach norden eine promenade, die von der uferstraße durch einen breiten grünen streifen getrennt ist. hier schlafen einige schwarze obdachtlose mit ihren tüten in der sonne, was zu den zeiten der apartheid sicher nicht möglich war. sea point war zu der zeit ein reines weisses viertel, wie überall in den städten durften alle anderen nur in bestimmten stadtteilen, den townships leben. die lagen weit weg hinter dem signal hill und teilweise noch hinter dem table mountain. die townships gibt es immer noch und es sind immer noch ghettos und slums der ärmsten in dieser gesellschaft. aber heute ist diese armut auch in sea point sichtbar.
ich laufe weiter am meer entlang, vorbei an green point mit dem charakteristischen rot-weissen leuchtturm bis nach mouille point.
hier sehe ich einen nettes restaurant mit einem balkon mit blick aufs meer richtung sonnenuntergang. ich schaue mir unten die karte an und sehe leckere salate, also gehe ich hoch und setze mich auf den balkon. leider stelle ich nun fest, das oben ein anderes restaurant ist als unten, ein fischrestaurant mit sushi qualitäten. nicht meine lieblingsspeisen und so trinke ich nur einen chardonney und geniesse die untergehende sonne.
danach laufe ich weiter zur waterfront, vorbei an der gigantischen baustelle für das neue stadion für die fussball weltmeisterschaft. eigentlich wollte ich irgendwann einen bus der lokalen busgesellschaft golden arrow nehmen, aber die fahren auf dieser strecke wohl so spät nicht mehr. also laufe ich wieder durch die waterfront und schaue dort nach bussen ins zentrum. es gibt hier zwar eine haltestelle, aber keinerlei infos, wann irgendein bus vielleicht fährt. vermutlich geht man davon aus, dass die besucher der waterfront sowieso mit auto oder taxi fahren. so laufe ich wieder zur longstreet und nach einem shawarma in einem netten kleinen imbiss mit reggea musik zur ashanti lodge.
hi jochen, in kapstadt gibts kleine konzerte in der longstreet auf dem level wie bei uns in der altstadt. ansonsten habe ich da in kapstadt noch nicht viel mitbekommen. hier in durban, wo ich gerade bin, gibts ein kulturzentrum, the bat, im hafen. dazu mehr im naechsten weblogbeitrag.
Hi Thomas,
kriegst Du irgendetwas vom Kulturprogramm mit? Gibt es interessante Konzerte, Theater oder gar ein Kulturzentrum? Als ich damals da war, tat sich viel an der Uni, aber mittlerweile dürfte sich das ja weiter entwickelt haben..
Hier ist es kalt.
Gruss Jochen
danke fuer die kommentare :-}
@dan wie niederlande fuehlen sich hier strassennahmen, im hafen die architektur und teile der spache an. ansonsten ist das leben auf der strasse hier nicht so richtig vergleichbar mit europa, usa und australien. ist schwer zu beschreiben.der „umgang mit der weissen/schwarzen bevölkerung“ bevoelkerung ist erstmal davon gepraegt, dass die mehrheit scharz ist 🙂 und da gibt es natuerlich so viele unterschiedliche menschen, wie es auch unterschiedliche weisse gibt. angesprochen wurde ich aber nur von schwarzen und insgesamt eher weniger als ich dachte und nicht mehr als in anderen metropolen.
die backpacker sind wie ueberall auf der welt, die meisten anfang zwanzig und einige aeltere, nette und nervige (gestern morgen zum beispiel klingelte um 7.30 ein wecker, den der typ in meinem zimmer unter seinem bett eingeschlossen hatte!)
@klaus-martin nee ich bin in einem dorm, aber auch neben dem pool 🙂 ist ganz ok. und danke fuer den link.
hi thomas,
schoener, toller und umfangreicher bericht.
ich hoffe zwar nicht für uns aber für dich, dass die berichte kuerzer werden, bzw du gar keine zeit mehr findest welche zu schreiben. wäre halt schade für uns – aber was solls.
schoen, dass dir die ashanti lodge als starter zugesagt hat. hast du ein zimmer direkt am pool bekommen?
hier hab ich dir noch etwas für deine weiterfahrt rausgesucht, falls du keine lust mer auf minibusses oder buzbuz hast: http://www.motorclassic.co.za/
viel vergnügen weiterhin…
hakunamatata
klaus martin
heya thomas!
cool! danke für den bericht! seltsam mit der sonne, dem meer und den sternenhimmel … direkt geht es einem besser 🙂
du sagtest capetown fühle sich wie in den niederlanden an?
beschreib das mal? oder eher wie USA oder Australien?
auf den bildern sieht alles so neu und steril aus (keine menschen …)
und wie „fühlt“ sich die stadt an, also auch in Punkto Sicherheit? wie L.A,
am nachmittag oder doch eher wie „abends nur ins touriviertel“? lt.
deinem bericht eher alles harmlos (in der stadtmitte …)
und wie ist das gefühl im umgang mit der weissen/schwarzen bevölkerung?
wird man laufend angequatscht …
und wie sind die backpacker drauf? alles olle „around-the-world“ backpacker?
altersdurchschnitt?
und „fühlt“ man „afrika“ oder eher eine „ok ich weiß das ich in südafrika bin,
aber es könnte auch die usa, australien oder malaga“ sein
und kann man die menschen verstehen oder komisches englisch/afrikaans …
… fragen über fragen …
ps: da gibts bestimmt auch restaurants mit diversen afrikanischen tieren auf dem teller, muaaahhhhhaa!
🙂
Hallo Thomas, schön, Deinen ersten Bericht zu lesen und besonders gut zu lese, dass es Dir gesundheitlich gut geht. Ich kenne ja auch den Effekt: In Düsseldorf krank und elend, nach ein paar Stunden Flug in der Sonne von Mallorca ist alles besser. Hoffe, es bleibt so. Weiter viele gute Eindrücke und Erlebnisse und liebe Grüße von der z.Zt. kalten Nordsee.
Inge