cape culture
auch am freitag in cape town ist der himmel bedeckt. daher besuche ich die national galerie und andere museen und laufe danach durch die stadt zurück zu den long street cafes. morgen fliege ich dann weiter nach durban
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nicht weit von der ashanti lodge führt die goverment avenue durch einen langen park parralel zur long street in die innenstadt. nach einem kurzen stück bin ich schon bei der south african national galerie.
die ausstellung ist sehr vielseitig, von mittelalterlichen gemälden bis zu zeitgenössischen jungen künstlern die sich mit den aktuellen sozialen und politischen themen beschäftigen, wie z.b. jonathan shapiro in einer zeichnung, in der menschen aus der dritten welt auf eine freiheitsstatue zulaufen, die in der rechten hand aids-medikamente in den himmel hält und unter dem linken arm eine registrierkasse. oder die architektin heather dodd, die zum „Daimler Chrysler Award For South African Architecture“ mehrere projekte im sozialen wohnungsbau einreichte.
besonders beindrucken mich zwei kleine sonderausstellungen der künstler ernest cole und willi bester. cole wurde 1940 geboren. nachdem er in den 60er jahren eine job als assistent eines fotografen gefunden hatte, begann er selbst zu fotografieren und dokumentierte die apartheit als betroffener in seinen bildern. 1967 floh er aus südafrika. er veröffentlichte in new york sein buch „House of Bondage“ und wurde daraufhin verbannt.
bester (geboren 1956) beschäftigte in seinen werken in unterschiedlicher weise mit der politischen und sozialen situation in südafrika. die skulptur „Trojan Horse III“ (2007) bezieht sich auf ein ereigniss im oktober 1985. seit 11 tagen war der ausnahmezustand erklärt worden und in athlone sprangen polizisten in zivil von einem lkw und eröffneten das feuer auf kinder und jugendliche die auf dem weg von der schule nach hause waren. drei von ihnen starben. in den „reconciliation hearings“, die in den 90er jahren zur aufarbeitung der vergangenheit stattfanden, wurde gesagt, die kinder und jugendlichen hätten steine geworfen und seien trotz ausnahmezustand durch die straßen gezogen.
auf einer tafel beschreibt S.Klapper den künstlerischen ansatz besters als „vocabulary of forms to focus our attention on the transformation of human beings into dehumanized cogs serving the interests of a carefully constructed state apparatus developed to exploit innocent people.“
von der national gallery laufe ich weiter durch den park, vorbei am haus des präsidenten und dem parlament bis zur slave lodge. ein weiteres düsteres kapitel der geschichte. die holländer, die hier im 15. jahrhundert die versorgungsstation der vereenigte oost-indische compagnie für indienschiffe aufgebaut hatten, verklavten zwar nicht die hier lebenden khoikhoi, aber sie ‚importierten‘ und ‚exportierten‘ sklaven aus anderen ländern. daher unterhielten sie die slave lodge als sklavenunterkunft. leider nutzt hier die ausstellung nicht die möglichkeiten, die es an so einem authentischen historischen ort gäbe, sich mit diesem thema zu beschäftigen.
stattdessen gibt es schrifttafeln mit eher allgemeinen informationen zur sklaverei und im obergeschoss eine ausstellung mit altertümlichem silber, keramik und waffen.
nach dem kurzen besuch laufe ich weiter zum castle of good hope, dem ersten hauptquartier der vereenigten oost-indischen compagnie. auch hier eine eher mittelmäßige ausstellung von einrichtungsgegenständen im kapholländischen und später englischem stil und ein militär-museeum in dem es viele tolle uniformen und waffen aus den kriegen gegen die khoikhoi – die ursprünglichen schwarzen einwohner der kapregion – und später gegen die buren zu sehen gibt, aber wenig darüber zu erfahren ist, warum diese kriege stattfanden. immerhin wird in einem kleinen text erläutert, dass die khoikhoi mit ihren überfällen darauf reagiert haben, dass man ihnen ihr land weggenommen hat.
oben auf dem castel kann man heute auf der aussenmauer an den batterien endlanglaufen und dabei den ausblick auf die von bergen und meer umschlossene stadt geniessen.
aber das castle schließt schon bald seine tore und so laufe ich zurück in die stadt, vorbei am busterminal der golden arrow busse. das sind die lokalen stadtbusse, die aber von touristInnen kaum benutzt werden. auch ist die überwiegende mehrheit der menschen, die hier in langen reihen zu den bussen anstehen nicht weiss, aber das entspricht ja auch der südafrikanischen bevölkerung.
das system des öffentlichen nahverkehrs in kapstadt zu verstehen ist auch nicht ganz einfach. neben den golden arrow bussen gibt es die minibusse die man einfach auf der straße anhält, rikkis (sammeltaxis), taxis und vorortzüge. aber ich finde heraus, welche golden arrow busse an die strände fahren und ich denke, die werde ich auch noch nutzen. die andere richtung, weg vom meer in richtung der townships, ist auf eigene faust vermutlich weniger empfehlenswert.
durch eine fussgängerzone, die wie eine etwas heruntergekommene version der fussgängerzonen in deutschland wirkt, laufe ich zur longstreet und checke mail im internetcafe unter dem blue mountain backpacker. dank hilfe von zuhause (thanks dan 🙂 komme ich auch wieder an meinen zooomr account und kann bilder hochladen. dort gibts jetzt noch etwas mehr auswahl als hier 🙂
plötzlich herrscht aufregung im internetcafé. ein junger mann von der straße hat einer frau ihren imac geklaut und rennt davon. die securities die hier überall stehen rennen hinterher, holen ihn ein und bringen ihn zurück. sie halten den dieb fest und verständigen die polizei. bis die auftaucht wird der dieb aber erstmal von einem typen geschlagen und dann kommt ein weiterer, in der hierarchie offensichtlich höher stehender uniformierter security-typ, der mit der aggressiven frage „who makes longfinger“ hereinkommt und dann den dieb erstmal ohrfeigt. später muss er auf dem boden sitzen bis die polizei kommt. die polizisten sind dann etwas ruhiger, befragen alle beteiligten und nehmen den dieb dann mit.
ich gehe später noch ins long street cafe, wo man schön im sessel sitzend wein trinken, essen und das leben auf der strasse beobachten kann. und irgendwie finde ich es schon beruhigend, dass mich und meine digitalkamera eine glasscheibe von der strasse trennt.
danach bleibe ich noch eine zeitlang nebenan im der irischen dubliners kneipe hängen, aus der mich gitarrenmusik mit covern aus den 80ern angelockt hat und zwei häuser weiter spielt oben im carnival court backpacker acid blues, eine gute gelegenheit, mir auch noch so einen long-street-backpacker mit balkon zur strasse anzusehen. ist schon auch nett, direkt hier zu wohnen wo das leben pulsiert, aber wenn das konzert gleich mitten im backpacker abgeht ist das vielleicht auch nicht das optimalste. alles in allem habe ich mich aber in den letzten drei tagen schon so richtig angefreundet mit der long street.
hi damian, gerade bin ich in durban und hier ist super heiss und feucht 🙂 zeitverschiebung ist eine stunde.
Dann will ich mal hoffen, dass das Wetter besser wird. So oft nach Kapstadt kommt man ja nicht. Gibt es eigentlich eine Zeitverschiebung?