April 3

san francisco

die zweite station in den usa ist san francisco. bei etwas wärmeren temperaturen erkunde ich die cable cars, castro, haight ashbury, berkely und die muir-woods im nordosten.

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nun sitze ich im flugzeug auf dem weg nach san francisco. draußen erkenne ich im dunkeln der nacht dayton, das sagt zumindest der flugplan auf dem monitor. wie ein spinnennetz durchziehen die hell erleuchteten straßen die dunkelheit um sich im zentrum zu einem schachbrett zusammenzufügen.

weiter im südwesten sehe ich cincenetti, wo ich auf dem rückflug einen stop haben werde. liegt also „auf dem weg“.

später sehe ich indianapolis, ein großes schachbrett mit einem kleinen in der mitte. an der rechtwinkligen anlage der straßen ist deutlich zu sehen, wie planvoll hier die straßennetze gebaut worden sind und wie wenig die städte urban gewachsen sind.

kurz nach indianapolis ist das fenster nur noch dunkel. jetzt haben die wolken der nacht besitz von meinem blickfeld ergriffen.

in san francisco soll es in den nächsten tagen, nach infos aus dem internet, auch schlechtes wetter geben. hoffentlich werden dann wenigstens die letzten tage noch schön.

der weitere flug durch die nacht verläuft unspektakulär. über san francisco habe ich einen guten blick auf san mateo bis ich auf dem san francisco international airport lande.

nach landungen aus 10.000 m fühle ich mich immer beschissen. meine ohren tun weh und ich habe kopfschmerzen. keine guten voraussetzungen für den start in einer neuen stadt.

ein shuttle zur jugendherberge würde 10 $ kosten, aber da ich bereits in new york city gut mit öffentlichen verkehrsmitteln weitergekommen bin, will ich das nun auch hier schaffen. doch san francisco macht es einem da nicht einfach.

es gibt einen sami-expressbus mit dem ich aber kein gepäck mitnehmen darf. ich nehme den normalen sami-bus, der mich in 60 minuten zur transbay busstation bringt. vergeblich suche ich hier infos über die lokale transportgesellschaft MUMI. ich laufe zur market street und finde in einer BART-station (Bay Area Rapid Transport – eine highspeed u-bahn) schließlich einen kleinen plan, mit dem ich mich auf die suche nach den richtigen bussen mache.

bushaltestellen gibt es hier nicht, die busse halten einfach an den kreuzungen. als ich endlich den richtigen gefunden habe, habe ich zuwenig kleingeld. der fahrer drückt ein auge zu und läßt mich rein. als er sieht, dass ich konzentriert den kleinen busplan aus der BART-station studiere, fragt er wo ich denn hin will, zeigt mir wo ich umsteigen muß und erklärt ausführlich, wie ich weiterkomme. kein vergleich zu den busfahrern in new york.

die jugendherberge liegt in einem park im ehemaligen fort manson. von hier aus wurden in den 60er jahren gi’s nach vietnam geschickt.

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eine supernette frau mit langen roten haaren macht den check in und erklärt mir die gegebenheiten, fragt ob sie zu schnell spricht und ist auch nach meiner fünften nachfrage nicht genervt. auch kein vergleich zu den leuten in der jh in new york, die eher die mentalität eines sicherheitsdienstes haben.

am freitag morgen wache ich wider erwarten bei sonnenschein auf. es ist wirklich warm hier. ich packe lederjacke und -hose gleich weg.

ein einfaches frühstück (o-saft, kaffee, croissant) ist hier inclusive und so frühstücke ich mit blick auf die golden gate bridge in der jugendherberge, wo ich auch schon die programmzeitung san francisco guardian und das „gay/lesbian/bi/transgender newspaper“ san francisco baytimes finde. gerade 12 stunden bin ich hier und schon von dieser stadt begeistert.

im san francisco guardian gibt es neben kino, theater, musik, gallerien, etc. auch eine eigene rubrik „performances“. zum beispiel heute um 16 uhr in den räumen der artists television access (ATA) „art is a weapon“ mit bildern von eric drooker, text und musik.

nachdem ich ausgiebig die zeitungen gelesen habe mache ich mich auf den weg durch san francisco.

beim verlassen der jugendherberge stehe ich mitten im fort manson. die ehemalige kaserne ist heute ein park mit einem kulturzentrum mit museen, ausstellungen, gallerien, veranstaltungsräumen, einem bookshop, büros von non-profit-organisationen, …

ich laufe durch den park hinunter nach marina, einem nobel-stadtteil mit mehreren yachthäfen unterhalb der golden gate bridge.

hier ist alles völlig anders als in new york, ein bißchen mediteran – aber vielleicht liegt das auch nur an der californischen sonne, die mir aufs gesicht strahlt – und vor allem nicht so kaputt. aber ich befinde mich auch in einem upper class viertel.

ich laufe um fort manson zurück nach fisherman’s wharf. ende februar ist hier schon große touristische aktivität. ich schaue mir alte schiffe im maritim museeum an, das umsonst und trotzdem – oder deswegen? – ziemlich leer ist. dann stoße ich ein paar hundert meter weiter auf eine cable car station.

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ich kaufe mir für die nächsten sieben tage ein ticket für busse und cable cars für 15 $. in new york habe ich 40 $ für subway und busse ausgegeben. dann warte ich etwa 20 minuten in der schlange um auf dem trittbrett einer cable car die hyde street entlang auf den russian hill hinauf zu fahren.

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ich suche die barbary lane aus armistead maupins stadtgeschichten. auf dem stadtplan gibt es sie nicht und auch hier finde ich sie nicht, obwohl ich mir den gezeichneten stadtplan extra aus den stadtgeschichten kopiert habe.

ich laufe weiter in richtung telegraph hill. hier steht der coit tower, den eine reiche frau mit einem faible für die feuerwehr, die sie als kind aus einem brennenden haus gerettet hat, der stadt geschenkt hat. er hat die form eines feuerwehrturms.

doch kaum bin ich oben, zieht sich der himmel zu und die sonne verschindet. sie taucht zwar hin und wieder zwischen den wolken auf, aber der himmel bleibt zugezogen. nebel legt sich über die golden gate bridge und es beginnt zu regnen.

ich mache mich auf den weg um mir die performance im ATA anzusehen, aber san francisco ist doch größer und die rush hour doch intensiver als ich dachte.

ich hänge mit den bussen im stau, einer fährt mir in der misson street vor der nase weg, dann kommt 20 minuten keiner, dann fünf hintereinander. als ich schließlich um 16:30 uhr am ATA ankomme ist alles zu. es macht allerdings auch nicht den eindruck, das vor einer halben stunde hier noch etwas los war.

der regen nimmt wieder zu und so gehe ich ins cafe american einige häuser weiter. es ist ein geräumiges cafe mit holzbänken an den seiten, einer kleinen kunstausstellung an den wänden, einem regal mit büchern zumlesen.

hier liegt die frontlines san francisco aus, eine zeitung für eine neue progressive mehrheit. schon das titelbild ist gut. ein verhungertes kind, dem ein mann im weißen kittel die hand gibt. „meet your enemy in iraq“ steht in dicken roten lettern darüber.

die zeitung enthält beträge über „bulldozing“ von wohngebieten mit tausenden, meist schwarzen und latino-bewohnerInnen und den widerstand dagegen, über die sieben jahre krieg gegen den irak, über „foot & culture“, film- und buchbesprechungen, kust & musik und eine kollumne zur initiative eines vierte „queer march“ auf washington. den ersten gab es 1979 gegen die diskriminierung von schwulen und lesben in der öffentlichkeit wie zum beispiel durch eine initiative gegen „queer teacher“. die kolumne ist allerdings ernüchternd. tommi avicolli mecca schreibt: „This is not 1979, … As fos as i’m concerned, the 1993 national march has little purpose except to bring a half million queers to DC for one big party.“ [www.sf-frontlines.com]

ich laufe weiter die valencia herunter und stöbere in buchläden mit namen wie „dog eared books“ oder „modern times“. die valencia erinnert ein wenig an die lower east side.

an der 18. straße biege ich links ab und laufe am dolores park vorbei bis zur castro, dem schwulen zentrum der stadt. auch hier gibt es – wie in new york – ein „a different light“ bookshop, allerdings ohne cafe und diverse schwulenbars mit kurzhaarigen gays mit und ohne schnäuzer. aber hier ist, im gegensatz zur christopher street, einfach alles schwul. der supermarkt, der werkzeugladen, die eisdiele und vermutlich sogar die filiale der „bank of california“. ist ist auch das „harvey milk institut“, eine art schwul/lesbischer volkshochschule mit kursen von flirtworkshop über „queer historiy“ bis zu „spanish for queer travelers“.

und es gibt schwule andenkenläden. wo in den touri-zentren postkarten mit bildern der sehenswürdigkeiten und entsprechender kleinkram, wie zum beispiel miniatur-freiheitsstatuen, verkauft werden gibt es hier postkarten von halbnackten männern, rosa winkel und alle möglichen anderen gayartikel.

plötzlich lese ich in meinen reiseplänen, dass die performance im ATA doch nicht um 16 urh war sondern erst um 20 uhr ist. ich schaffe es gerade noch zur vorführung von eric drooker.

er kommt aus new york und zeichnet seine stories in der kulisse der metropole. holzschnittartige, sehr expressive bilder von menschen in der großstadt und ihrem untergang. er zeigt dias seiner zeichnungen, erzählt, singt und spielt mundharmonika wobei er von einem schlagzeuger begleitet wird.

es gefällt mir sehr gut und ich ärgere mich, das ich nicht genügend geld mehr dabei habe, um sein buch zu kaufen.

er erzählt von der lower east side in new york, wo er wohnt und wo allen ginsberg gewohnt hat, mit dem er befreundet war. er erzählt, dass die „homeless people“ in seinem stadtteil sich gegen diese bezeichnung wehren, weil sie sehr wohl ein „home“ in dem stadtteil, nur kein obdach haben.

am samstag gehe ich von der jugendherberge zunächst nochmal zum touri-zentrum fisherman’s wharf. im aquatic park schwimmen schon einige wagemutige im kühlen pazifikwasser. da, wo früher wohl fische von den fischerboten verladen wurden finden sich heute vor allem touri-shops, restaurants und imbissbuden.  kaum zu unterscheiden von anderen touri-zentren der welt.

ich nehme wieder eine cable-car um die hügel in richtung downtown zu überwinden. wenn ich so auf dem trittbrett einer cable-car stehe, ist das fast wie laufen, nur nicht so anstrengend. von den hügeln der stadt habe ich immer wieder einen coolen blick auf die bay.

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ich springe an der california street ab, wo sich eine american express filiale befinden soll. allerdings bin ich bei der hausnummer 905 während die filal die nummer 295 hat. so laufe ich den nob hill wieder herunter, laufe durch chinatown wo es aussieht wie in fisherman’s wharf, nur dass es mehr chinesische küche und spitzere giebel gibt, bis in den financial district, wo ich schließlich mein geld bekomme.

eine ältere frau im rollstuhl wird von einem langhaarigen mann die straße entlang geschoben. sie hat nur noch wenige zähne und ich kaufe ihr eine obdachlosenzeitung ab.

meine frühstückspläne sind jetzt – wieder mal – über den haufen geworfen und so schaue ich mir, wo ich schon hier bin, das ferry building an. vor dem gebäude ist gerade „farmers markt“ wo allerlei obst und gemüse von den farmern verkauft wird. ich esse eine biowurst und laufe wieder ans wasser, schaue auf oakland auf der anderen seite der bay, die bay-bridge und trasure island in der mitte. bei dem sonnigen wetter und gutem wind sind viele segelyachten auf der san francisco bay.

von hier starten fähren nach oakland, vallejo, larkspur und sausalito. früher als es die brücken noch nicht gab, waren es sicher mehr.

ich nehme wieder eine cable-car um zurück auf den nob hill zu fahren. hier auf den hügeln ist es auch windiger als unten, hier zieht der wind durch die straßen, die ihn wie große düsen verstärken. ich laufe von nob hill hinunter nach tenderloin, einem etwas heruntergekommenen stadtteil, wenngleich er in new york sicher noch als middle-class bezirk gelten würde.

auf der gary street gehe ich in den cinema shop in dem seit 1967 alte filmplakate für ca. 65 $ pro exemplar verkauft werden. es ist ein ruhiger, kleiner laden mit einem alten mann hinter der theke der heute seltener besucht wird.

ich schlendere noch durch ein paar weitere läden und fahre dann mit dem bus nach haight ashbury.

an der ecke fillmore # haight (lower haight) gibt es einige nette cafes, buch- und plattenläden. das cafe „the grind“ ist ein großer raum mit viel holz und einer umfangreichen speisekarte, die über der langen theke mit bunter kreide auf tafeln geschrieben ist. es hat eine terasse zur straße hin und eine große geöffnete fensterfront. drinnen ein sofa, holzbänke und stühle. hinter der theke werden getränke verkauft und essen gekocht. vier große ventilatoren unter der decke wirbeln den küchendunst im ganzen raum umher. ich esse einen salat, trinke kaffee und schreibe.

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mit dem bus fahre ich die haight weiter hoch bis zur kreuzung haight # asbury. hier im zentrum der ehemaligen hippie-community wimmelt es heute von professionellen hippie-kommerz. hippie-klamotten, dope-utensilien, platten alles was damals dazu gehörte wird hier feilgeboten. dazwischen noch einige kleinere buchläden mit alternativen angebot, wie dem „bound together“ (1369 haight street), einem anarcho-buchladen mit breitem angebot zu einer anarchismus, antirassismus, sozialen bewegungen, widerstand, etc. selbst eine englischsprachige broschüre über die raf gibt es hier.

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und antiquariate. im st. adrian book shop (1334 haight street) kaufe ich „phantasia of dockland, rockland and bodos“, ein buch das vor allem durch seine vielen psychedelischen bilder besticht.

ich laufe zum panhandle park wo die diggers zu flowerpower-zeiten die erste volxküche eröffneten. heute stehen neben einer parkbank plastiktüten mit fastfood-resten.

mittlerweile ist es dunkel und ich fahre nochmal zur castro und ziehe durch die schwule kneipen. aber mein eindruck von gestern abend ändert sich nicht. alles ist hier schwul und alles ist normal. stinknormal. die schwulen touri-shops verkaufen sogar miniaturen der viktorianischen holzhäuser in denen etablierte san franciscoer schwule ihr bürgerliches leben eingerichtet haben.

ich fahre weiter, nochmals ins ATA, wo heute ein video über den „circus ridiculous“ gezeigt wird. ich hatte den video schon im programm des new york underground filmfestivals gesehen, war dort aber nicht dazu gekommen ich zu sehen.

hier in san francisco wurde das dann auch zu einer spannenderen erfahrung, da viele akteure der gruppe aus san francisco anwesend waren.

der „circus ridiculous“ ist eine mischung aus schlechtem cirus und punkband. der video zeigt ihr 97er tour, konzerte in leeren hallen, spaß der gruppe im auseinanderfallenden tourbus, streit ums geld, …

am sonntag laufe ich wieder über fisherman’s wharf. klar ist alles sehr touristisch hier, aber es ist auch eine hafenanlage, es ist meer, es gibt fähren, es ist schön hier.

ich fahre mit einem schiff auf die bay, an fisherman’s wharf, fort manson und marina entlang und unter der riesigen golden gate bridge her. hinter einer so hohen und so langen brücke bin ich noch nie hergefahren. und unter mir mehrere hundert meter tiefes wasser.

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hinter der golden gate bridge wird die see gleich etwas rauher, doch bald dreht das schiff auch wieder ab und nimmt kurs auf alcatraz, die ehemalige gefängnissinsel, und zurück zum pier 40.

mit einer cable-car fahre ich wieder über den nob hill zur market street und besuche die gay lesbian historical society of northern california (973 market street).

hier, mitten im „offiziellen san francisco“ im vierten stock eines bürohauses, befindet sich diese organisation, die grade eine ausstellung „queer and kinky danger — art relations to san franciscos leather/sm/kinky worlds“ veranstaltet.

die ausstellung ist sehr spannend, postkarten, zeichnungen, poster und vieles mehr seit dem beginn des jahrhunderts. die ausstellung umfasst alle räume, das heißt ich laufe durch einen lesesaal, dass archiv, dass „activists office“, dass „oral history office“ und das „adminitrativ office“.

oral history ist eines der projekte der organisation in dessen rahmen schwule interviewt werden, was auf papier und video dokumentiert wird.

ich laufe weiter über die market street zum civic center. hier ist das rathaus, große museen und große repräsentative wenig einladende gebäude. ich nehme eine straßenbahn die die market street hinauffährt bis zur castro street und fahre von dort mit dem bus auf den twin peak. das letzte stück klettere ich den hang hinauf um oben noch im letzten sonnenschein anzukommen.

vom höchsten „berg“ san franciscos habe ich einen guten überblick auf das gesamte östliche, der bay zugewandte san francisco. die sonne steht schon tief und macht so ein wärmeres abendlicht.

beim langsameren abstieg laufe ich durch ein weiteres villenviertel bis hinunter nach haight ashbury.

später gehe ich auf der castro street bei einem italiener essen. im „harvey milk“ einige häuser weiter findet eine „drag queen show“ statt. die drag queens tanzen und singen zu playback laufenden hits, die kurzhaarschwulen und ledermänner sind total begeistert und stecken ihnen dollarscheine zu. hat wieder was von schwulem karneval.

in der jugendherberge ärgere ich mich wieder über das san-francisco-net terminal, wo ich für 25 cent fünf minuten telnet und das san-francisco-net nutzen kann. über das telnet komme ich zwar an meine thomas.usa@soziokultur.bubis.com adresse, aber das schreiben sehr mühsam, vor allem weil es keine korrekturmöglichkeit gibt da die backspace-taste nicht funktioniert. daher schreibe ich nur eine mini-mail.

am montag fahre ich mal nicht mit einer cable-car sondern mit einem bus in die polk street hoch bis zum „line monde“ kinoposter-shop. hier gibt es historische original filmplakate. es ist allerdings mehr ein versand als ein shop, wenn jemand ein spezielles plakat haben will suchen sie es heraus. allerdings auch zu entsprechenden preisen, „dr. strangelove“ von 1964 zum beispiel für 425 $.

ich fahre mit dem bus nach westen, am golden gate park entlang bis nach ocean beach. strand, pazific, weite, … meer bis asien. und traumhaft wellen. ich laufe am strand entlang zum cliff house, einem in den hier beginnenden fels gebautes haus am meer mit blick auf einige seehund- und vogelfelsen.

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hier gibt es eine camera obscura in der das meer und die felsen auf eine weiße schale projiziert werden und ein spielautomatenmuseeum. historische spielautomaten, die alle noch funktionieren, können hier besichtigt und ausprobiert werden. früher waren die spielautomaten wahre kunstwerke mit spielfiguren, teilweise wie kleine puppenhäuser gebaut, jahrmärkte im miniaturformat mit vielen sich bewegenden details, mutoscope in denen ich mit einer handkurbel daumenkinos bewegen und durch gucklöcher betrachten kann, musikautomaten, selbst spielende klaviere, …

ich gehe in die deli-bar im cliff house, trinke irish coffee und esse buffalo chicken wings. mit blick auf die von brandung umspülten felsen und schaue auf den pazifischen ozean in die ferne …

ich laufe weiter um point lobos herum nach lands end. hier kann ich auch hervorragend auf klippen und felsen herumklettern, immer mit blick auf die golden gate bridge.

bei lands end liegt der schwulenstrand von san francisco. der schönste strand der ganzen stadt mit felsen, riesigen brechenden wellen, teilweise windgeschützt, …

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jetzt springe ich auch ins sprudelnde wasser das gar nicht so kalt ist wie ich dachte. lasse mich von kraftvollen wellen zurückschleudern und laufe wieder hinein.

etwas ungemütlich ist der steinige strand allerdings schon und als ich sehe, was für steinbrocken teilweise mit den wellen aufgewirbelt werden gehe ich lieber wieder aus dem wasser.

am abend entdecke ich auf der castro einen etwas anderen hamburger-laden. hier wird das fleisch auf einem rost, der sich über offenem feuer dreht, gegrillt und an einer salattheke kann ich mir reichlich mit salat und verschiedene sausen auf den burger packen. doch besser als mc donalds.

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ich schaue mir im castro-theater den französischen film „full speed“ an. schon der beginn eines filmes ist im castro ein erlebiss. die popcorn werden mit flüssiger butter beträufelt und im reichlich verzierten kinosaal wird live auf der orgel gespielt. dann sinkt die orgel langsam herunter, es wird dunkel. nach zwei trailern beginnt der film.

eine rasierklinge schneidet in den finger, der finger wandert zum mund der das blut ablutscht. zwei jungen laufen herum, küssen sich, sind glücklich. dann ein schrei, ein schuß, einer der beiden ist tot. sein freund, der junge araber samir lebt in der erinnerung an nick.

quentin ist ein junger autor, der ein buch über „outlaws“ geschrieben hat. die beziehung zu seiner freundin steckt in einer krise, weil sie jimmy, quentins besten freund liebt. auf einer party lernt quentin samir kennen. samir verliebt sich in quentin doch quentin weist seine liebe zurück und versucht ihm seine geschichte zu entlocken um stoff für ein neues buch zu bekommen. die beiden liegen nebeneinander im bett und samir sagt „turn towards me. i’ll make do with your heart beating next to mine“.

samir und quentin kommen nicht zusammen, jimmy wird von rassistischen schlägern zusammengeschlagen und stirbt einige tage später an den folgen. samir erschießt einen der schläger. beim begräbnis von jimmy, an dem samir von polizisten exkortiert teilnehmen kann, ist quentin allein.

ein film über liebe, rassismus, einsamkeit, privilegien, politik, … sehr gut photografiert mit großer nähe zu den darstellern. ein guter film.

am dienstag fahre ich mit eric, randy und bernhard zu den muir-woods. ich hatte sie in den letzten tagen kennengelernt, als ich abends zurück in die jugendherberge kam und wir meist die letzten waren, die im dunklen „common room“ saßen. um 11pm geht das licht aus.

eric kommt aus einem dorf südlich von berlin, macht drei monate urlaub in den usa und will später eine ausbildung als mediengestalter machen oder mediendesign studieren. bernhard hat ein visum für ein jahr und will hier energiesparautos verkaufen und randy kommt aus kanada und macht hier auch urlaub.

bernhard erzählt von einem unfall, den er in den usa hatte. ein krankenwagen brachte ihn in ein hospital wo die erste frage an ihn war „do you have a credit card“. ein paar tage krankenhaus kosteten ihn am ende 5000 $.

wir fahren über die golden gate bridge zunächst nach sausalito, ein kleines verschlafenes dorf an der north-bay, direkt hinter der brücke. von dort nehmen wir den highway 101 und später den highway 1 um in die redwoods im nationalpark muir wood zu fahren.

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geniale riesige bäume in die wir hineingehen können. wir nehmen einen steilen pfad, den panoramic trail, um zu einem „ocean view point“ auf einem berg zu kommen. der pfad führt an steilen abhängen entlang, teilweise über umgefallene bäume und schließlich zum panoramic highway. oben angekommen fängt es an in strömen zu regnen aber wir finden hier glücklicherweise ein haus, unter dem wir uns unterstellen können.

nach dem regen genießen wir, trotz des nebels, der über den wäldern liegt, den blick bis zum 5 bis 6 kilometer entfernten ozean.

über den lost trail laufen wir wieder hinunter und fahren nach dieser 3-stunden-tour durch das „muir woods national monument“ nach san francisco.

das auto hat bernhard für 140 $ die woche in san diego gemietet. die kilometerpauschale spart er, indem er den tacho abgeklemmt hat.

normalerweise müssen autos, die über die golden gate bridge nach san francisco fahren 3 $ bezahlen, aber da wir zu viert im auto sitzen und so einen „car pool“ bilden kostet es uns nix.

in san francisco essen wir in einem „historischen“ 30 jahre alten drive in hamburger und salat. am abend mache ich mich noch auf den weg zu einem „ska against racism“ konzert im „last day saloon“.

„der „last day saloon“ soll an der 406 clement ecke 6. straße sein. so fahre ich mit einer cable car quer durch downtown und laufe auf der 6. straße in den south of market distrikt. es gibt keine clement sondern nur eine clementine und dort bei der nummer 406 keinen „last day saloon“.

ich laufe noch eine weile durch den dunklen stadtbezirk der von lagerhallen, sexshops und schlecht beleuchteten strassen gekennzeichnet ist, aber ich finde den „last day saloon“ nicht.

frustriert fahre ich wieder in die jugendherberge.

am mittwoch fahre ich mit cable cars zur market street und nehme von dort einen „bay area rapit train (bart)“ der mich wirklich schnell nach berkeley bringt. ich laufe von der bart-station auf den campus.

schöne grüne rasenflächen, weiße gebäude, viele studis die in der sonne liegen, …

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aber ganz in der nähe hat 1969 ronald reagan die nationalgarde gegen die studentInnen aufmaschieren lassen.

in den 60er jahren wurde auch die „affirmative action“ erkämpft. heute ist der von studentInnen in new york und new jersey ausgerufene „National Day of Action to Defend Affirmative Action“.

ein aktivist an einem infostand erklärt mir die hintergründe. er sagt, in den usa herrschte und herrscht rassistische diskriminierung von schwarzen, latinos, chicanos und „native americans“, auch an die hochschulen.

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um auf die uni zu gehen müssen test absolviert werden, die einen hohen bildungsstand voraussetzen und zudem auf einen kulturellen hintergrund der weißen ausgerichtet sind.

schwarze, latinos, chicanos und „native americans“ haben meist gar nicht die chance, sich diese bildung anzueignen. sie haben auf ihren colleges zum beispiel keine speziellen vorbereitungskurse, haben kein geld für nachhilfe, etc.

daher erkämpften studentInnen die „Affirmative Action“ wonach ein viertel aller studienplätze schwarzen, latinos, chicanos und „native americans“ vorbehalten sind.

im letzten jahr wurden die „Affirmative Action“ allerdings von reaktionären professoren der university of california mit der begründung abgeschafft, schließlich seien alle menschen gleich.

das ergebniss, wie es im daily californian, der täglich erscheinenden studentInnenzeitung in berkely nachzulesen ist, ist das zum beispiel der anteil der schwarzen von 23,1% auf 10,4% gesunken ist.

heute findet auf dem campus eine kundgebung zur verteidigung der affirmative action statt.

ausserdem sind gerade wahlen der „Associated Students of the University of California at Berkely (ASUC)“ – so eine art studentInnenschaft.

shinn honma, der kandidat der „Student Action BECS Unite“ für den „External Vize President“ – wohl so eine art aussenminister der studentInnenschaft – verspricht die förderung der studentischen information und kommunikation, einen sauberen südlichen campus – die telegraph avenue im süden der uni ist die touristInnenmeile berkelys mit vielen obdachlosen, althippies und junkies – und lobbyarbeit für mehr staatliche zuschüsse.

molly hooper, die präsidentschaftskandidatin will vor allem das haus der student union ansprechender gestalten, das auf dem campus angebotene essen verbessern und die ausstattung der bibliotheken verbessern.

die „Student Action“ stellte im letzten jahr vier von sechs direkt gewählten „Executive Officers“ der ASUC. sie wurde 1996 gegründet „as an group of students serving all other students“ sagt molly hooper im daily californian.

als „left wing“ und „progressive“ versteht sich die 1984 gegründete calserve. ihre kandidatin sandra diaz will sich um wohnheime, schreibende studentInnen und „non-traditional student minorities such as the disabled student und LGBT communities“ kümmern. LGBT steht für lesbian, gay, bi und transgender.

insgesamt ist es das ziel von calserve „to create a feeling of community on the campus instead of the factions that currently make up clubs and student groups“, meint die präsidentschaftskandidatin anny song.

ausserdem gibt es noch die GRASP, die „Grassroots and Student Power“ und andere „kleine parteien“.

im gebäude der zoologie und biologie finde ich einen computerraum, scheitere aber wieder, wie schon in new york an der university of columbia am login, wo eine id und ein passwort erforderlich sind.

ich setze mich mit einem kaffee auf die treppe vor der sproul hall. hier, auf dem sproul plaza, fanden in den 60er jahren die demos, sit in’s, teach in’s, etc. statt. als 1964 mehr als 700 menschen in der sproul hall – dem zulassungsgebäude der uni – ein sit in veranstalteten, wurden alle von der polizei festgenommen. die größte massenverhaftung in der geschichte kaliforniens.

später besuche ich das „Berkely Art Museum and Pazific Film Institut“. das aktuelle film programm ist spannend. viele asiatische filme aus taiwan, china, japan u.a., ein „the woman OF color film and video festival“, … aber heute läuft nix spannendes.

das museum gliedert sich in eine ständige sammlung moderner kunst und gallerien. hier findet gerade eine ausstellung mit zeichnungen von william hogarth statt, der von 1697 bis 1764 in england lebte und sowas wie ein früher politischer comiczeichner ist, der in seinen zeichnungen soziale und politische verhältnisse deutlich macht.

ausserdem gibt es hier das matrix-projekt, wo einzelne objekte junger künstler ausgestellt werden. hierzu gehört auch jochen gerz „The Berkeley Oracle: Questions unanswered“, auf das ich schon im internet gestoßen bin. hier können im museum und im internet fragen gestellt werden. im internet können alle fragen gelesen werden. keine wird beantwortet. hier im museum sind vierzig der fragen an verschiedenen punkten aufgehangen.

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ich gehe vom museum zu der kundgebung zur verteidigung der affirmative action. in den reden wird deutlich, das es nicht nur um die affirmative action geht, sondern das sie ein aufhänger ist, um rassismus und sexismus auf dem campus und ausserhalb zu bekämpfen. hier verteilt auch eine „Defend Affirmative Action Party“ flyer, die diese frage zur zentralen frage ihrer arbeit und ihres wahlkampfes macht.

es sprechen vor allem betroffene. zum beispiel schwarze und latinos die über die diskriminierung in highschools, in der uni und überall berichten. es spricht auch ein gewerkschafter der sagt, die arbeiterInnen in seiner gesundheitsgewerkschaft sehen immer mehr die parallelen der attacken gegen arbeiterInnen, immigrantInnen, minderheiten etc. in den usa als verschiedene seiten desselben roll back. ein weiterer aktivist weist auf die macht der großkonzerne hin, die auch an der uni immer mehr einfluß gewinnen.

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nach der kundgebung laufe ich noch zum ehemaligen „Peoples Park“. das 1969 von der uni nicht genutzte gelände wurde damals von studis besetzt und in einen „Park des Volkes“ verwandelt. die studis weigerten sich, den park zu räumen woraufhin ronald reagan die nationalgarde aufmarschieren ließ. das ergebnis war ein toter und hunderte verletzte studis. aber die besetzerInnen blieben.

heute gibt es das wandbild, das an das massaker erinnern sollte, nicht mehr und auf dem gelände des „Peoples Park“ sind heute nur noch tennisplätze.

ich laufe die telegraph avenue zurück zum campus. sie ist ein wenig wie die haight, platten und buchläden, cafes, aber auch relativ touristisch.

mit der bart fahre ich zurück nach san francisco und laufe nocheinmal hinaus zum ferry building über dem rot der schriftzug „Port of San Francisco“ leuchtet, der viel von dem reiz des intros von „Interview mit einem Vampier“ ausmacht.

ich fahre mit cable cars durch die nacht über die hügel san franciscos nach fishermans wharf und laufe durch die am abend ausgestorbene tourimeile zurück zur jugendherberge. gitter vor den fenstern der giftshops, dreck vor den imbissbuden.

am donnerstag fahre ich zunächst zum limelight bookstore 1803 market street ecke oktavia. hier stand ich vor ein paar tagen schon mal vor verschlossenen türen. jetzt freue ich mich, nochmal hergekommen zu sein. ein ganzer buchladen voll film- und theaterliteratur, theaterstücke, drehbücher, … ich lasse fast mein ganzes restliches geld in dem laden.

an der bushaltestelle haight/oktavia hängt eine abfahrt vom freeway, der als hochstraße quer durch die stadt führt, in der luft und führt ins nichts. ein denkmal für die teilerfolge der „freeway revolts“ ende der 50er jahre, als bürgerInneninitiativen einen ausbaustop der freeways in der stadt erkämpften.

ich fahre nochmal zum bound together bookshop auf die haight, auf der suche nach dem buch von eric drooker, das ich auf der performance letzte woche nicht kaufen konnte, weil mein bargeld gerade aufgebraucht war und nachdem ich seitdem suche. erfolglos.

ich fahre weiter zum books center, dem buchladen der kp, 518 valencia. auch hier finde ich das buch nicht. der buchladen ist etwas „ordentlicher“ als der anarcho bookshop und hat vor allem ein großes antiquariat. ein schild „sorry, no more free book“ deutet darauf hin, daß hier wohl hin und wieder auch bücher verschenkt werden.

ich laufe weiter die valencia street herunter und komme am „Good Vibrations“ sexshop vorbei. der laden ist „a workers owned collective“ und hat eine deutlich angenehmere atmosphere als sexshops im allgemeinen haben. viele frauen arbeiten hier, es gibt erotische literatur, toys, politische und feministische literatur, videos, … der laden ist hell und einladend.

ich laufe bis zur 24. straße und gehe an der ecke 24. straße und mission ins café la bohéme.

ein sehr schönes cafe in dem wohl hauptsächlich leute, die auch hier wohnen ein und ausgehen. die atmosphere ist familiär, es gibt kuchen, salate und kleine gerichte. an der decke rotieren große ventilatoren. im cafe gibt es neben den holztischen, stühlen und bänken auch sofas, an einer wand ist eine kleine kunstausstellung, an der anderen ein großes pinnboard mit infos über veranstaltungen, workshops, fotos von partys die hier stattgefunden haben, …

insgesamt fühle ich mich im stadtteil zwischen castro, 16. straße, mission und 24. straße recht wohl. das zentrum der schwulen und lesben an der castro im nordwesten, gallerien, buchläden, der artists television access (ATA), cafes auf der valencia und den querstraßen, …

hier im mission district wird auch viel mehr spanisch gesprochen als englisch und ich verstehe noch weniger. ich laufe die 24. straße weiter nach osten.

im ganzen mission district gibt es sehr viele wandbilder. an der ecke york und 24. straße ein bild aus portraits verschiedener menschen verschiedener hautfarbe. es macht die atmosphere des mission districts ganz gut deutlich, die vor allem von der vielfalt von latinos, chicanos, schwarzen, „native americans“ und weißen lebt.

über die potrero street fahre ich zurück in den south of market district zum museum of modern art.

hier fanden wohl heute aufnahmen für einen kinofilm statt. jedenfalls stehen große scheinwerfer, trucks und wohnwagen auf der straße und in den seitenstraßen.

im museum schaue ich mir zunächst den san francisco teil des fabrications-projektes an: „body buildings“. hier sind die installationen in einer halle im fünften stock. the body in action, ein riesiger mit luft aufgeblasener stoffsack aus dem die luft ständig unten entweicht. the body in response, nummerierte in einem gerüst befestigte filzmatten in die ich mich hineinsetzen kann. the body in equipoise, eine begehbare rampe, …

ich laufe auf dem grauen teppich der rampe und plötzlich knarrt und knackt das holz und biegt sich unter meinem gewicht nach unten. ich brauche einen moment, bis ich verstehe, das da gerade nix kaputtbricht sondern das es genau so gemeint ist.

auf der vierten etage ist eine retrospektive mit photos von roy decarava zu sehen. dunkle schwarz-weiß photographien aus new york, teilweise im dunkel nur schwer erkennbar, zeigen die bilder doch immer menschen in der metropole, musikerInnen, menschen auf partys, arbeiterInnen in aktion, portraits, …

ausserdem stehen auf der vierten etage noch steve mcqueens „Four Projected Image Installations“. in vier räumen mit schwarzen  wänden werden filme auf eine der wände auf eine ca. 3 * 5 m große fläche projeziert. in einem raum sehe ich immer nur einen knopf am unteren rand, manchmal verschwindet er und die wand ist fast weiß.

im letzten raum ein schwarzer mann vor schwarzen hintergrund im schwarzen raum. das gesicht füllt die wand fast aus. er schaut mich an. die einstellung wird weiter. er steht da, vorn übergebeugt, bewegt sich. er ist nackt. ein zweiter mann kommt dazu. sie kämpfen ein wenig, lächeln, gehen umeinander herum. sie stehen da, lächeln in den raum, lächeln zueinander, … sie berühren sich, umarmen sich. ein weißer flash, sei kämpfen miteinander, ringen mit angespannten muskeln, zusammengebissenen zähnen. die kamera ist nah, zeigt die gesichter, die körper, die beine und schwänze, die muskeln.

ich merke das meine aufnahmefähigkeit nach 16 tagen in us-amerikanischen metropolen langsam abnimmt. andere ausstellungen des museums wie die „Photography After Modernism: Extensions into Contemporary Art“, „Matisse and Beyond“, „Klee“, … durchstreife ich nur noch und verbringe den rest des nachmittages, an dem es zu alledem auch wieder anfängt zu regnen, mit der suche nach dem buch.

der city lights booksellers shop nahe der ecke broadway und columbus avenue, den ich als nächstes aufsuche, ist ohnehin noch ein erwähnenswerter buchladen. über mehrere etagen geht das umfassende sortiment an literatur, kunst-, film- und wissenschaftlichen büchern. die buchhändlerInnen sind sehr freundlich und hilfsbereit. leider ist drooker bei ihnen ausverkauft.

frustriert, weil ich die ganze zeit nach eric brooker statt eric drooker gesucht hatte, fahre ich nochmal auf die valencia und frage nochmal im modern times und im dog eyed books bookshop nach. erfoglos.

ich esse leckere hähnchen in einer braterei auf der mission street und fahre zurück in die jugendherberge um meine sachen zu packen.

san francisco war völlig anders als new york, aber nicht weniger reizvoll. die architektur, die lage der san francisco bay, berkeley und die nationalparks vor der türe machen sie zu einer sehr attraktiven stadt. „everybodys favorite city“.

wenngleich sich meine begeisterung der ersten tage so nicht gehalten hat. klar, da war sunshine, eine genial gelegene jugendherberge, eine wunderschöne stadt.

doch dann kamen auch regentage, die stadt gab irgendwie doch nicht soviel her wie ich erwartet hatte, das zentrum der schwulen – die castro street – war eine völlige enttäuschung. klar, alles gay, gaysupermärkte, gayimmobilienmakler, gayhamburger, … völlig integriert und um jeden letzten rest alternativer, das „normale“ infrage stellender lebensweise befreit. gay ist normal. ich nicht.

trotzdem hat diese stadt etwas, eine stadt mit kinos, theatern, kneipen, etc. am meer ist sowieso gut und die strände am ocean beach und lands end sind genial.

mit berkeley und den anderen unis gibt es eine studentische szene, die – wenn auch nicht mehr revolutionär so doch zumindest nicht völlig unpolitisch ist.

wahrscheinlich habe ich zuviel erwartet. alles in allem doch eine geniale stadt, wenn auch nicht „my favorite city“.

am freitag morgen fahre ich mit dem bus quer durch die morgendliche rush hour in downtown san francisco zur caltrain station. mit dem zug fahre ich an der bayküste entlang nach millbrae. die caltrainzüge sind zweistöckig, unten normale sitze wie in anderen zügen auch, oben rechts und links „galerien“ mit einzelnen sitzen wobei der mittelgang nach unten offen ist. das erleichtert dem schaffner die kontrolle der fahrkarten, weil er gleichzeitig oben und unten kontrollieren kann.

ich fahre durch die gewerbegebiete im süden von san francisco bis millbrae wo ein caltrain shuttle-bus mich schnell zum flughafen bringt wo ich den rückflug nach deutschland über cincenetti starte.

cincenetti ist ein riesiger flughafen mit terminals, die mitten auf das flugfeld gebaut sind. ich habe nur eine halbe stunde zeit, da der flug von san francisco etwas verspätung hatte, laufe durch endlose gänge und tunnel und fahre ein stück mit einer flughafen-ubahn.

kurz nach sieben startet dann meine boing 767 nach frankfurt. 17 tage usa liegen hinter mir.



thomas molck

Veröffentlicht3. April 1998 von xthomas in Kategorie "us san francisco

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